Die „Neutaler Mörtelweiber“
Um die Jahrhundertwende traten im Mittelburgenland die sogenannten Mörtelweiber in Erscheinung: Frauen, die am Bau gearbeitet haben beziehungsweise arbeiten mussten, sagt Historikerin, Susanna Steiger-Moser aus Pöttsching.
„Es war schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts notwendig, dass die Frauen dazuverdient haben. Es war nicht, weil sie sich einen Luxus leisten wollten, sondern es war einfach notwendig, dass sie, wenn sie verheiratet waren, die Familie erhalten konnten. Wenn sie noch nicht verheiratet waren, haben sie sich die Aussteuer verdient“, so die Historikerin.
ORF
ORF
„Kopfkranz“ aus Lumpen und Leder
Und diese Aussteuer haben sie sich schwer verdient. Die Frauen transportierten große Kübel voller Mörtel auf dem Kopf. Unter dem Kopftuch wurde der Kübel auf einem sogenannten „Kopfkranz“ aus Strümpfen, Lumpen oder im Idealfall aus Leder - stabilisiert.
Ein echter Knochenjob, erklärt Robert Dominkovits vom MUBA, dem „Musuem für Baukultur“ in Neutal. „Diese Kübel waren sicher zwischen zehn und zwölf Kilogramm schwer. Die armen Frauen mussten mit dieser schweren Last bis zum fünften oder sechsten Stock hinauf, um den Mörtel zu den Maurern zu bringen.“
ORF
ORF
Sendungshinweis
„Burgenland heute“, 20.2.2014
Wenig Zeit für die Familie
„Damals ist der Arbeiter-Zug gefahren. Sie sind erst am Samstag am Nachmittag nach Hause gekommen und am Sonntag am späten Abend sind sie wieder weggefahren“, so Dominkovits weiter. Den Mörtelweibern blieb also wenig Zeit für die Familie.
ORF
Als „Zuaracherinnen“ verdienten diese Frauen zwar ihr eigenes Geld, aber viel war das nicht. Laut Kollektivvertrag aus dem Jahr 1932 bekam eine Mörtelfrau in der Stunde 0,88 Schilling - ein Drittel weniger als ein Mann für die gleiche Arbeit.