Neujahrskinder: Flüchtlinge feiern Geburtstag
Auf die Frage, wer denn am 1. Jänner Geburtstag hat, hoben die Flüchtlinge in Pinkafeld nur zögerlich die Hände in die Höhe. Kein Wunder, schließlich gibt es dieses neue Datum noch nicht lange in ihrem Leben. Behörden haben den Tag bei der Einreise willkürlich gewählt. Trotzdem möchte der Flüchtlingshelfer Elias Birdel den neuen Geburtstag feiern. Jeder Einzelne bekam am Dienstag ein Ständchen gesungen. Das amüsierte die meisten Anwesenden. Sie sind es nicht gewohnt, den Tag ihrer Geburt zu feiern. „Ich habe nie eine Feier zu meinem Geburtstag bekommen“, erzählte Mahdi aus Afghanistan.
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Probleme mit dem Geburtsdatum
In Afghanistan gibt es beispielsweise kaum Aufzeichnungen zum persönlichen Geburtstag. „Weil in Afghanistan viele Leute nicht in die Schule gehen, sie können nicht schreiben und wissen nur das Jahr, in dem sie geboren sind, keinen Tag und keinen Monat“, sagte Nasir. „Viele Leute haben ihr Geburtsdatum zum Beispiel auf dem Koran aufgeschrieben, aber wegen des Krieges mussten sie plötzlich alles zurücklassen“, erinnerte sich Mahdi.
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„Ich war ja selber früher in der humanitären Hilfe unterwegs, in vielen Ländern, in denen die Menschen ihr genaues Geburtsdatum nicht kennen, weil sie in ländlichen Regionen geboren werden, wo das nicht amtlich eingetragen wird, wo es nicht einmal ein Krankenhaus gibt“, erklärte Elias Birdel.
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Geburtsdatum falsch übersetzt
Sendungshinweis
„Burgenland heute“, 2.1.2019
Während der Flüchtlingskrise 2015 haben allerdings auch Missverständnisse zu falschen Geburtsdaten geführt. „Ich bin 1997 geboren aber der Dolmetscher hat einen Fehler gemacht und jetzt steht dort 1998“, so Hadi aus Afghanistan. Menschen aus dem arabischen Raum können meist nicht mit unserer Zeitrechnung umgehen. „Zum Beispiel Menschen aus Afghanistan haben eine völlig andere Zeitrechnung. Wenn sie überhaupt wussten, wann ihr Geburtsdatum daheim war, konnten sie es noch nicht übersetzen. und so wurde hier einfach, wie in vielen europäischen Ländern, irgendwas markiert“, erklärte Flüchtlingshelfer Elias Birdel.
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Auch zwei Mädchen in Pinkafeld haben zwei Geburtstage. Obwohl in ihren Dokumenten der 1. Jänner steht, wissen sie von ihrem richtigen Geburtstag. „Ich habe im März Geburtstag und jetzt dazu auch heute noch“, sagte Zahra. Trotz allem freuten sich Zahra, Zohra und ihr kleiner Bruder Farsam über das kleine Geschenk. Elias Birdel ist es wichtig, dass seine Schützlinge die Rituale in Österreich kennen und schätzen lernen.
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