Barbara Glück
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Chronik

Glück: Gedenken ist miteinander zu reden

Am 5. Mai jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen zum 79. Mal. Leiterin der Gedenkstätte ist seit 18 Jahren Barbara Glück. Die gebürtige Wienerin ist seit sieben Jahren in Donnerskirchen (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) zu Hause. Gedenken ist für Glück auch vermitteln und miteinander zu reden.

Barbara Glück hat als Leiterin der Gedenkstätte Mauthausen einen emotional sehr bedrückenden Job. Tagtäglich ist sie mit dem Schicksal vieler ermordeter und gefolterter Menschen konfrontiert. Sobald sie aber das Ortsschild von Donnerskirchen erblicke, könne sie abschalten, sagt sie. Als Ausgleich buddelt sie in ihrem Garten herum und verbringt viel Zeit mit ihrer Familie. Burgenland sei ihre Heimat, meinte Glück: „Wenn ich mit meiner Familie hier den Kirschblütenweg entlang radle, dann gibt mir das die Welt und ich brauche gar nichts mehr.“

90.000 Todesopfer

Das Konzentrationslager Mauthausen wurde 1938 eröffnet. Bis zur Befreiung durch die US-Armee am 5. Mai 1945 wurden etwa 190.000 Gefangene in das KZ und in seine Außenlager deportiert, mindestens 90.000 von ihnen kamen zu Tode.

Glück: Das Heute durch das Gestern erklären

Glück hat Geschichte und Politikwissenschaft studiert und war zunächst Lehrerin. 2005 übernahm sie die Leitung der Gedenkstätte Mauthausen. Geschichte habe sie immer schon fasziniert, weil sie immer danach gefragt habe, warum etwas passiert sei. „Das war immer schon meine Überzeugung, dass man das Heute nur durch das Gestern erklären kann“, sagte Glück. Sie habe auch immer gewusst, dass sie mit Menschen arbeiten wolle. „Ich möchte lieber über Geschichte reden und Zusammenhänge erklären, als darüber schreiben und forschen“, so die Geschichtswissenschaftlerin.

Glück: Gedenken ist miteinander zu reden

„Was hat das mit mir zu tun?“

Mit dem pädagogischen Konzept gehe die Gedenkstätte Mauthausen einer ganz konkreten Frage nach, die sich aber jede Besucherin und jeder Besucher selber stellen müsse, erklärte Glück: „Und die Frage heißt ‚Was hat das mit mir zu tun?‘“ Auf diese Frage gebe man aber keine Antwort, sondern man gebe die Frage mit auf den Weg und helfe auch, darüber nachzudenken. Wahrscheinlich gebe es auf diese Frage mehrere Antworten, aber das Entscheidende sei, zu beginnen, darüber nachzudenken. „Und plötzlich bekommt dann das Wort ‚gedenken‘ eine ganz eine andere Dimension“, so Glück.

Erinnerung an das Grauen

In Mauthausen fand am Donnerstagnachmittag der Erinnerungsakt mit den Mitgliedern der Bundesregierung unter dem Titel „Die Vielfalt des Gedenkens“ statt. Am Freitag folgt gemeinsam mit Ars Electronica in Linz eine Licht- und Klanginstallation zum Gedenken an die Toten des KZ Mauthausen-Gusen, am Samstag die Gedenkfeier des Gedenkdienstkomitees.