Feierlichkeiten in Sopron 2004
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Politik

EU-Osterweiterung jährt sich zum 20. Mal

Am 1. Mai 2004 traten auf einmal zehn Länder der EU bei – unter anderem die drei burgenländischen Nachbarländer Slowakei, Slowenien und Ungarn. Vor allem der Beitritt Ungarns hat starke Auswirkungen auf das Burgenland, etwa auf den Arbeitsmarkt.

Seit Ungarn Teil der EU ist, hat sich die Zahl der ungarischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Burgenland fast verfünffacht. Im Jahr 2005 arbeiteten im Schnitt rund 5.000 Ungarinnen und Ungarn im Burgenland, aktuell sind es mehr als 24.000.

„Ohne Ungarn würden viele Branchen stehen. Wir haben mittlerweile 25 Prozent beschäftigte Ausländerinnen und Ausländer, knapp 20 Prozent aller Beschäftigten im Burgenland sind Ungarn“, sagt dazu die Chefin des AMS Burgenland Helene Sengstbratl. Laut der Gewerkschaft Pro Ge seien ungarische Arbeitnehmer aber noch immer von Lohn- und Sozialdumping betroffen.

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Österreichische, Ungarische und EU-Flagge
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Feierlichkeiten in Sopron 2004
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Feierlichkeiten in Sopron 2004
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Menschen gehen über die Grenze
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Menschen an der Grenze mit Grenzpfosten
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Beschäftigt in Handel, KFZ-Bereich und Gastronomie

Im Burgenland arbeiten ungarische Beschäftigte vor allem im Handel, im KFZ-Bereich und der Gastronomie. Und sie geben häufig ihr Geld im Burgenland aus – eine Kaufkraftbilanz der Wirtschaftskammer von 2022 zeigt: Mit 168 Millionen Euro sind die Ungarn ein wichtiger Umsatzbringer für die heimische Wirtschaft, gefolgt von Slowaken mit 111 Millionen.

Gelegs: Wirtschaftlich stabil, politisch schwierig

Wirtschaftlich habe sich das Land einigermaßen stabilisiert – auch mit Hilfe der EU, sagt ORF-Korrespondent Ernst Gelegs im ORF-Burgenland-Interview mit Elisabeth Pauer-Gerbavsits. Wenngleich es trotzdem noch viel Armut im Land gebe. Dass deshalb Ungarinnen und Ungarn lieber in ihrer Heimat arbeiten wollen, glaubt Gelegs nicht – unter anderem deshalb, weil es in Ungarn kein 13. und 14. Gehalt gibt. „Man darf auch nicht vergessen, dass es in Ungarn nicht mehr so billig ist wie früher, dort gibt es eine Mehrwertsteuer von 27 Prozent“, so Gelegs.

Politisch sei es nicht so gut gelaufen, viele Politologen würden sich den Kopf darüber zerbrechen, „warum sich Viktor Orban von einem Bürgerlich-Liberalen zu einem – ich würde fast sagen – Rechtsradikalen entwickelt hat. Viele meinen, dass die Wahl 2002, die er verloren hat, als er Premierminister war, daran Schuld war“, so Gelegs.

Nach 20 Jahren zeigt eine aktuelle Eurobarometer Umfrage, dass 46 Prozent der Ungarinnen und Ungarn die EU positiv finden und 77 Prozent glauben, dass Ungarn durch die Mitgliedschaft Vorteile hat. Vor allem von EU-Förderungen hat Ungarn immens profitiert – allerdings sind Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban und Brüssel fast im Dauerstreit.

Ungarn investierte in Infrastruktur

In Ungarn hat sich seit dem Beitritt vieles getan. Vor allem in die Infrastruktur wurde investiert – in den Bahnverkehr, öffentliche Gebäude und Straßen. Vieles davon wurde durch EU-Gelder mitfinanziert.