DJ in einer Diskothek
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Chronik

Diskotheken in der Krise

Gesundheit, ein sicherer Job und gute Freunde sind jungen Menschen laut einer Studie des Instituts für Jugendkulturforschung wichtig. „Am Wochenende richtig Party machen“ nimmt dagegen den letzten Platz in der Reihung ein. Diesen Trend spürt auch die Nachtgastronomie.

Dass Jugendliche keine Lust auf Party haben, war beim ORF-Burgenland-Lokalaugenschein in zwei Diskotheken in Eisenstadt und Oberpullendorf Samstagnacht nicht wirklich zu spüren. Doch so gut besucht wie an diesem Abend sei sein Lokal in letzter Zeit selten gewesen, sagte der Betreiber des Eisenstädter Clubs, Patrick Geisberger. Sei der Pandemie merke man schon, dass die Umsätze und auch die Gästezahlen zurückgegangen seien.

Besucherinnen in  der Diskothek
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Nur mehr 15 Diskotheken im Burgenland

Schon seit Jahren klagt die Branche darüber, dass sich immer weniger junge Menschen auf der Tanzfläche zu Hause fühlen. „Es hat circa 50 Diskotheken gegeben im Burgenland, heute sind es vielleicht noch 15“, so Franz Perner, Spartengeschäftsführer in der Wirtschaftskammer Burgenland. Das Hauptproblem sei, dass die Frequenz fehle und auch die finanzielle Situation bei den Jugendlichen eine andere sei. Außerdem mache alles, was mit Medien zu tun habe, heute mehr aus als die direkte Kommunikation.

Besucher bekommt Stempel für den Eintritt in die Diso
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Diese Entwicklung entgeht auch den Club-Besuchern nicht, besonders jenen, die auch schon andere Zeiten erlebt haben. Mit hundert Schilling habe man früher einen Rausch gehabt und jetzt seien es hundert Euro, so ein Gast aus Zemendorf: „Wir sind zu viert da und haben einen Eintritt gezahlt von 150 Euro. Dafür räumen wir uns weg, dass wir auf unsere Kosten kommen.“ An diesem Samstag lockte aber gerade der hohe Eintritt viele Leute in den Eisenstädter Club, denn die Party stand unter dem Motto „All you can drink“. "38 Euro für Männer und so viel trinken, wie man will – das ist, find ich, super –, weil auf den meisten Festen ist halt alles richtig teuer und so, macht einen immer pleite, meinte ein anderer Besucher.

Der Wandel der Clubszene im Burgenland

Pandemie, Teuerungen und Kellerpartys als Faktoren

Auch in Oberpullendorf war das Nachtlokal gut besucht. Fortgehen sei als Single-Person und junge Person schon ziemlich wichtig, weil man viele Leute kennenlerne und man „Connection“ bilde, sagte eine Besucherin. Doch die Zeiten hätten sich geändert, meinte der Geschäftsführer des Lokals, Rainer Haspel: „Es hat früher genauso Flauten gegeben und genauso ruhige Phasen. Aber natürlich, das ist jetzt sehr stark.“ Es würden viele Faktoren wie etwa die Pandemie, die Teuerungen und Kellerpartys zusammenspielen.

Gäste in einer Diskothek
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Man könne das Ausgehverhalten nicht beeinflussen, meinte Perner: „Einen Strukturwandel zu stoppen, ist meistens unmöglich.“ Viele würden wohl ihre Angebote ändern und einige auch wieder aufhören. Die Lokalbetreiber sind etwas optimistischer. „Ich bin immer präsent, ich bin immer da. Ich kenne genug Leute im Raum Eisenstadt, das habe ich mir Gott sei Dank aufgebaut die letzten Jahre. Viele Leute kommen auch wegen mir und ich glaub’, zusperren ist jetzt kein Weg, keine Option“, so Geisberger.