Beiweidung Apetlon
ORF/Lukas Krenn
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Landwirtschaft

Streit um Beweidung spitzt sich zu

Seit mittlerweile einem Jahrzehnt tobt in Apetlon (Bezirk Neusiedl am See) ein Streit zwischen einem Landwirt und der Urbarialgemeinde. Eine Einigung ist auch nach zehn Jahren nicht in Sicht, im Gegenteil, aktuell spitzt sich die Lage immer weiter zu, weil die Beweidung neu ausgeschrieben wurde.

Landwirt Christopher Kroiss führt seit Jahren eine Rinderzucht im Seewinkel. Er warf der Urbarialgemeinde vor, dass diese die Förderungen, die vom Land für die Beweidung zur Verfügung gestellt wurden, zurückhält und nicht ausbezahlt. Die Urbarialgemeinde wies diese Vorwürfe stets zurück. Aktuell spitzt sich die Situation zu, weil die Urbarialgemeinde die Beweidung neu ausschrieb und somit ab diesem Jahr im Mai ein anderer Landwirt die Beweidung durchführen wird.

Gründung des Nationalparks als Ursprung

Um zu verstehen, worum es in dem Streit geht, ist der geschichtliche Hintergrund entscheidend. Die Urbarialgemeinde Apetlon ist mit rund 1.300 Hektar die größte des Landes und eine der größten in ganz Österreich. Besonders bekannt ist sie für ihre Weideflächen. Im Jahr 1993 pachtete das Land den Großteil der Urbarialgemeinde, um den Nationalpark gründen zu können. Neben einer Pacht wurde damals auch vereinbart, dass das Land jedes Jahr zusätzlich einen Betrag für die Beweidung an die Urbarialgemeinde zahlt. Dieses Geld sollte ausschließlich für die Beweidung eingesetzt werden.

Beiweidung Apetlon
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Christopher Kroiss gemeinsam mit seinem Anwalt Günther Reiffenstuhl

Von 1993 bis 2008 führte die Urbarialgemeinde die Beweidung selbst durch. Danach schlossen sich einige Landwirte, die auch Urbarialmitglieder waren, zu einem Weideverein zusammen und übernahmen offiziell die Beweidung. Laut Christopher Kroiss, der ebenfalls Mitglied beim Weideverein war, wurde zwischen 2008 und 2014 jährlich die Förderung, die die Urbarialgemeinde vom Land bekam, an den Verein überwiesen. Doch seit 2014 sind diese Zahlungen plötzlich ausgeblieben, womit die zentrale Frage entsteht, warum die Zahlungen eingestellt wurden.

Beiweidung Apetlon
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Es geht um die Beweidung dieser Fläche

Fall ging vor Gericht

Der Obmann der Urbarialgemeinde stellte auf Nachfrage des ORF Burgenland allerdings klar, dass es solch regelmäßige Zahlungen nie gegeben hätte. Stattdessen sei das Geld generell für die Instandhaltung der Weidefläche investiert worden. Kroiss wiederum behauptete, eine Zahlung aus dem Jahr 2014 mittels Abrechnung belegen zu können. Laut Lang handle es sich dabei allerdings um eine einmalige Zahlung, die mit dem konkreten Fall nichts zu tun habe. 2018 klagte Kroiss die Urbarialgemeinde, doch ein klares Urteil blieb aus, stattdessen wurde ein Vergleich geschlossen.

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Nationalparkdirektor Johannes Ehrenfeldner und der Obmann des Urbarialverbands Eric Lang

Im Vorjahr schrieb die Urbarialgemeinde die Beweidung neu aus, denn künftig möchte man auf Bio umstellen. In Abstimmung mit dem Nationalpark entschied man sich für einen Rinderzüchter aus Salzburg. Der Bio-Landwirt züchtet seit mehr als 40 Jahren Rinder in der Nähe von Illmitz. Man habe den Hinweis gegeben, dass der Betrieb die Kriterien erfülle, so der Direktor des Nationalparks Johannes Ehrenfeldner. Obmann Eric Lang betonte, dass es sich um einen erfahrenen Landwirt handle, der noch dazu eine größere Menge an Rindern für die Beweidung zur Verfügung stelle, was wichtig für die Weidefläche sei.

Zehnjähriger Streit eskaliert: Gelder für Beweidung

Neue Beweidung ab Juni

Auch Kroiss ist laut eigenen Angaben gerade dabei, seinen Betrieb auf Bio-Qualität umzustellen. Doch die Urbarialgemeinde entschied sich bei einer Abstimmung im März bereits für den Salzburger Rinderzüchter. Voraussichtlich im Juni sollen die ersten Rinder von Illmitz nach Apetlon umgesiedelt werden. Was mit den Rindern passiert, die seit Jahren in Apetlon geweidet haben, ist aus heutiger Sicht völlig unklar. Kroiss hat allerdings bereits weitere rechtliche Überprüfungen angekündigt.