Premiere „Ich widme meine Erinnerungen den Menschen dieser Welt“
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KULTUR

Burgenlandkroatinnen im NS-Widerstand

Mit „Ich widme meine Erinnerungen den Menschen dieser Welt“ hat am Freitagabend die zweite Produktion der Theaterinitiative Burgenland im Offenen Haus Oberwart Premiere gefeiert. Sie erzählt die Geschichte der Burgenlandkroatinnen Hanna Sturm und Käthe Sasso.

Das Stück, das auf der Autobiografie von Sturm und einem Interview mit Sasso basiert, zeichnet den Weg der Frauen von ihrer Kindheit an nach – bis ins KZ Ravensbrück, wo die beiden einander kennenlernten, und darüber hinaus.

„Mir war jetzt wichtig, dass wir im Gegensatz zum ersten Entwurf dieser Bühnenfassung jetzt neue Elemente in Form der Schreiberinnen und Schreiber in der burgenländisch-kroatischen Gemeinde einbringen“, erklärt Peter Wagner die Hintergründe.

Videoeinspielungen als Werkzeug

Auf zwei Leinwänden werden Interviews mit Sturm und Sasso eingespielt, in denen sie erzählen, wie sie sich gegen die Nazis auflehnten und das Unsagbare überlebten, das Sturm bis zu ihrem Tod 1984 in jeder Nacht begleitete.

„Diese Videoeinspielungen die das auf eine Ebene heben, wo wir nicht mehr von der Geschichte reden, sondern wir reden davon wie wirkt sich Geschichte auf die Gesellschaft später einmal aus und welche Möglichkeiten haben die jungen Menschen“, führt Josko Vlasich, der an der Produktion mitgewirkt hat, aus.

Premiere „Ich widme meine Erinnerungen den Menschen dieser Welt“
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Das Offene Haus Oberwart (OHO) war am Freitagabend gut gefüllt

Sie berichten von der Flucht, der schwierigen Rückkehr aus dem KZ und dem wenig wohlwollenden Empfang in Österreich. Dass niemand ihnen zuhören wollte, habe viele Überlebende zum Schweigen gebracht – zunächst auch Sturm, wie sie später bereute: „Wir hätten schreien müssen, so, dass es die ganze Welt hört.“

Mut und Solidarität bestehen auch in dunklen Zeiten

Die Stärke des Stücks von Peter Wagner und Josko Vlasich ist, dass es ohne große Inszenierung auskommt. Auf der Bühne sitzen Claudia Fellinger, Andrea Kerstinger, Konstantin und Josko Vlasich und tragen aus dem Leben der beiden starken Frauen vor, hinter ihnen die beiden Leinwände, auf denen die Interviews zu sehen sind. Ohne viel Aufhebens steht im Mittelpunkt, was in den Mittelpunkt gehört: das Leben von Hanna Sturm und Käthe Sasso.

Ihre Erzählungen sind es, die aufrütteln und berühren, die in ihrer Klarheit und Direktheit die Gräuel des NS-Regimes sichtbar machen und die zeigen, dass Mut und Solidarität auch in den dunkelsten Zeiten fortbestehen. Stimmungsvoll musikalisch begleitet werden die Erzählungen von Marco Blascetta, Justin Kodnar und Nikola Zeichmann. Sie unterlegen das Stück gefühlvoll mit suggestiver, am Jazz angelegter Musik, die auch Motive der burgenlandkroatischen Folklore aufgreift.

Texte in Szene gesetzt

Zwischen den Erzählungen werden kurze Videos von Valentina Himmelbauer auf die Leinwände projiziert, die darin Texte von burgenlandkroatischen Autorinnen und Autoren in Szene setzt.

Premiere „Ich widme meine Erinnerungen den Menschen dieser Welt“
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Auf der Bühne wurde die Geschichte der beiden Burgenlandkroatinnen erzählt

Über diese Gedankensplitter wird noch einmal verstärkt der Bezug zur Gegenwart in den Vordergrund gerückt – um letztlich mit einem Appell zu verbleiben: „Nun liegt es an euch, Brücken zu bauen. Ihr seid die Jugend der Welt.“

An den kommenden Freitagen folgen Vorstellungen in Klingenbach, Großwarasdorf, Parndorf und Neufeld.