Kündigungsschreiben der Pfarre
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Wirtschaft

Diözese kündigt Pachtverträge: Bauern verunsichert

Die Diözese Eisenstadt stellt die Verwaltung von Pfarrpfründen, das sind Grundstücke, die der sozialen Absicherung der Priester dienen, um. Pachtsysteme werden vereinheitlicht, deshalb wurden die Verträge mit den bestehenden Pächtern gekündigt. Viele der rund 300 betroffenen Landwirte sind nun verunsichert.

Ab sofort kann sich jeder und jede österreichweit online für die Pacht von über 150 Pfarrpfründen im Burgenland bewerben, insgesamt sind es rund 1.200 Hektar. Das heißt, für die bestehenden Pächter ist es unklar, ob sie die Grundstücke, die sie bisher bewirtschaftet haben, auch weiter bewirtschaften können.

„Wir haben verschiedene Pachtsysteme, die wir vereinheitlichen, und dahingehend haben wir uns zur Objektivierung und Vereinheitlichung dazu entschieden, eine Neuverpachtung vorzunehmen“, erklärt Stefan Salzer, Leiter der Bau- und Liegenschaftsabteilung in der Diözese Eisenstadt.

Generalvikar Michael Wüger und Stefan Salzer
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Generalvikar Michael Wüger und Stefan Salzer, Leiter der Liegenschaftsabteilung in der Diözese

Künftig werden die Grundstücke auch zentral von der Diözese verwaltet, vorher oblag das den Pfarren selbst. Man folgt damit den Beispielen der Erzdiözese Wien und der Diözese Graz Seckau. Die Pfarrer sollen entlastet werden, erklärt Generalvikar Michael Wüger. Außerdem habe auch das Zweite Vatikanische Konzil festgelegt, dass die Verwaltung zentral erfolgen soll, erklärt Wüger.

Die Kündigungen der Pachtverträge wurden am Freitag zugestellt, für die Bauern kam das überraschend. „Auch wenn alle Fristen eingehalten werden und alles rechtens ist – wir hätten uns gewünscht, dass wir vorher informiert worden wären“, sagt Johann Weber, Landwirt in Eberau.

Johann Weber
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Johann Weber, Landwirt aus dem Südburgenland

Unverständnis für Verwaltungsänderung

Viele verstehen auch nicht, warum die Verwaltung zentralisiert wird, etwa Silvia Toth, Kuratorin in der Pfarrgemeinde Lutzmannsburg-Strebersdorf. Sie hat bisher die Pachteinnahmen aus den Pfründen verwaltet und bezeichnet den Aufwand dafür als „gering“.

„Im Pfarrgemeinderat gibt es einen Wirtschaftsrat, wo der Pfarrer, die Kuratorin oder der Kurator und einige Pfarrgemeinderäte dabei sind. Das ist immer in unseren Händen gelegen. Der Pachtvertrag ist immer in Absprache mit der Diözese erstellt worden, der Erlös ist an unser Pachtpfründenkonto ergangen, und das wurde dann einmal im Jahr an die Diözese überwiesen. Es hat nie Probleme gegeben“, so Toth.

Silvia Toth
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Silvia Toth, Kuratorin in der Pfarrgemeinde Lutzmannsburg-Strebersdorf

Bauern sind verunsichert

Viele Landwirte sehen ihre Existenz bedroht, darunter etwa Peter Wachter, Landwirt in Deutsch Schützen: „Ich befürchte, dass zum Teil vielleicht ein Preiskampf herauskommt und andere Pächter aus anderen Bundesländern kommen, die sich in der Pfarrgemeinde nicht so engagieren, auch am gesellschaftlichen Leben nicht teilnehmen.“

Peter Wachter
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Landwirt Peter Wachter aus dem Bezirk Oberwart

Ein weiteres Problem könnte es bei den Förderungen geben, befürchten die Bauern, so Markus Dobler, Landwirt in Draßburg: „Wir sind jetzt mitten in der Förderperiode, die ist voriges Jahr angelaufen, diese läuft bis 2027, wir verpflichten uns als Landwirte mit dem Förderprogramm, dass wir diese Fläche bewirtschaften. Und wenn wir jetzt Fläche verlieren, kann es zu Rückforderungen der Förderung kommen. Sprich, es entsteht nicht nur ein wirtschaftlicher Schaden dadurch, dass wir diese Flächen verlieren, sondern es könnte auch sein, dass wir die Förderung zurückzahlen müssen.“

Viel Gesprächsbedarf

In der Diözese verstehe man die Sorgen der Bauern, und bei „Gleichheit der Angebote“ würden die bestehenden Pächter bevorzugt, sagt Salzer. „Aber ansonsten geht es von den Vergabekriterien her auch um das wirtschaftliche Angebot.“ Auch die Sorge, dass „fremde“ Landwirte die Grundstücke pachten könnten, teilt Salzer nicht. „Aus unserer bisherigen Erfahrung wissen wir, dass sich Landwirte im Umkreis von circa 30 Kilometern bewerben“, so der Bauamtsleiter.

Aus Sicht der Bauern gibt es bei vielen Details noch Klärungsbedarf, beide Seiten sind gesprächsbereit.