Schülerinnen und Schüler auf dem Gang
ORF
ORF
Bildung

Schwieriger Schulalltag für autistische Kinder

Schulen sind immer öfter mit verhaltensauffälligen Kindern konfrontiert. Der Unterricht von Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) stellt das Lehrpersonal vor besondere Herausforderungen, die nicht immer zur Zufriedenheit aller Betroffenen gemeistert werden.

Beim Jugendredewettbewerb in Oberschützen saß heuer mit Manuel Koller ein ehemaliger Gewinner in der Jury, der auch Autist ist. „In der Volksschule hat man mich mehr oder weniger als jemanden abgetan, der einfach eine Lernschwäche hatte und schon fast in die Sonderschule gehörte“, erzählte Koller. Mit der Zeit hätten die Pädagoginnen und Pädagogen aber auch seine Talente entdeckt und speziell gefördert.

Manuel Koller
ORF
Manuel Koller

Großes Spektrum – Keine genauen Richtlinien für Schulen

An Burgenlands Schulen werden rund 200 Kinder und Jugendliche mit diagnostiziertem Autismus unterrichtet – nicht immer so, dass die Betroffenen und deren Eltern damit zufrieden sind. Jede Schule agiert anders. In der Bildungsdirektion wird das Fehlen von genauen Richtlinien damit begründet, dass das Spektrum von Wahrnehmungs- und Entwicklungsstörungen extrem groß ist. Manche Lehrerinnen und Lehrer bräuchten Unterstützung.

Franz Jeschgo und Klaus Fandl
ORF
Franz Jeschko und Klaus Fandl

Es gebe Beratung und auch sehr viel Literatur dazu, sagte der Leiter der Schulpsychologie, Klaus Fandl. Es habe auch etliche Fortbildungsseminare von der Pädagogischen Hochschule gegeben. Ausgebildete Sonderpädagoginnen kämen an Schulen und seien beratend tätig, ergänzte der Schulqualitätsmanager für Inklusion, Franz Jeschko. Es gebe auch Schulsozialarbeiterinnen, die einbezogen werden könnten.

Ipsits-Lindner: Hören immer wieder von Problemen

Man höre immer von Problemen für betroffene Kinder an Schulen, sagte die Präsidentin des „Verein Autismus Burgenland“, Petra Ipsits-Lindner am Donnerstagabend im „Burgenland heute“-Gespräch. Das betreffe vor allem Schulen, an denen zuvor noch keine Kinder mit ASS unterrichtet worden seien, komme aber auch in Schulen vor, an denen schon viele betroffene Kinder gewesen seien, denn das Autismus-Spektrum habe viele Facetten und nicht jedes Kind sei dann gleich.

„Burgenland heute“-Gespräch mit Petra Ipsits-Lindner

Das häufigste Problem sei das Unverständnis der Diagnose, so Ipsits-Lindner. Es gibt in der Ausbildung der Pädagogen kein fundiertes Wissen über das Autismus-Spektrum und den Umgang damit, dementsprechend werde dann nicht auf das Kind eingegangen. Aufklärung über ASS für Lehrkörper, Schulassistenz und Nachmittagsbetreuung ist aus Sicht von Ipsits-Lindner das Wichtigste, um die Lage für die Kinder zu verbessern. Nach Meinung des „Verein Autismus Burgenland“ müsse das schon in der Grundausbildung des Lehrpersonals ein Thema sein.

Koller: Von Pädagogen und Freunden unterstützt

Manuel Koller hatte Glück und konnte maturieren, obwohl Zahlen ihn komplett überfordern. Es sei für ihn in der Ecole Güssing schwer gewesen, in der höherwertigen Mathematik zurechtzukommen. Er habe aber das Glück gehabt, dieses Defizit „durch das hervorragende Kollegium, durch Pädagogen und durch meine Freunde in der Klasse“ lange genug ausgleichen zu können, um mit einem „Genügend“ abschließen zu können. Heute arbeitet Manuel Koller erfolgreich bei einem Softwareunternehmen.