„Der Hass ist aus dem Netz nicht mehr wegzubekommen, er gehört leider zum Alltag im Internet dazu“. Dieses Zitat stammt von dem Kommunikationswissenschafter Jörg Matthes, der zu diesem Thema geforscht hat. Und auch die Österreichische Akademie der Wissenschaften spricht von einer „Gefahr für die Demokratie“ im Zusammenhang mit sozialen Medien. Einig sind sich die Experten, dass man schon im Schulalter ansetzen und den Fokus in Sachen Medienkompetenz noch stärker bereits auf Kinder und Jugendliche legen müsse.
Eigene IT-Betreuerinnen in Schulen unterwegs
Die burgenländische Bildungsdirektion hat eigene IT-Betreuerinnen und -Betreuer ausgebildet, die in den heimischen Schulen unterwegs sind. Sie machen Kinder und Jugendliche auf die Gefahren, die im Internet lauern, aufmerksam und klären auf, erklärt IT-Betreuerin Eva Horvath. „Die Kinder bekommen das Handy meist gegen Ende der zweiten Schulstufe als Geschenk für die Erstkommunion, spätestens bis zur vierten Schulstufe haben alle Kinder ein Handy“, so Horvath.
Unsichere Zukunft durch KI
Und viele Kinder und Jugendliche haben unlimitierten Zugang zum Internet, sind in sozialen Medien wie Snapchat oder Bereal unterwegs und veröffentlichen Fotos oder geben sensible Daten preis. Darin liegt auch die Gefahr, sagt IT-Betreuerin Claudia Veigl.
„Weil wir eben nicht wissen, wo unsere Fotos oder Daten gespeichert werden können und somit etwa Daten auch verändert werden können. Und aufgrund des Einsatzes der Künstlichen Intelligenz (KI), wissen wir auch wirklich nicht, was in Zukunft auf uns zukommt“, so Veigl.
Sensibilisierung dahingehend findet deshalb in den burgenländischen Schulen in vielerlei Hinsicht statt – zum Beispiel auch im Unterrichtsfach „Digitale Grundbildung“, durch Safer Internet-Vorträge oder durch elektronische Bücher zu dem Thema auf der Lernplattform „skooly“.
„Kinder berichten regelmäßig von Hassattacken“
Bereits in der Volksschule kommen viele Kinder mit dem Thema „Hass im Internet“ in Berührung, schildert die Direktorin der Volksschule Bruckneudorf, Edith Novak. „Es kommt regelmäßig vor, dass Kinder über Hassattacken berichten, sie erzählen davon, dementsprechend wird in der Schule reagiert und aufgearbeitet“, so Novak.
Direktorin und Schülerinnen im Interview
Direktorin Edith Novak und Schülerinnen der VS Bruckneudorf berichten von ihren Erfahrungen mit dem Thema „Hass im Netz“.
Eltern wissen oft gar nicht, wo im Netz ihre Kinder unterwegs sind – und was die Folgen sein können, sagt Horvath: „Meistens eskaliert die Situation und dann werden Eltern hellhörig und dann kann man etwas unternehmen“. In diesem Fall kann man sich an Beratungsstellen wie „Der Lichtblick“ in Neusiedl am See wenden. Psychologin Sandra Gollubits ist Expertin auf dem Gebiet des Cybermobbings.
Mehr Anfragen seit Pandemie
Die Anfragen diesbezüglich haben zugenommen, sagt sie – vor allem seit der Corona-Pandemie. „In Zeiten von Homeschooling und Lockdown waren die Kinder viel daheim und hatten keine Tagesstrukturen und sie haben ihr soziales Leben auch ins Internet verlegt. Man hat im Internet auch eine Anonymität und das macht es leichter dort hasserfüllte Postings zu veröffentlichen“, so Gollubits.
Folgen können dramatisch sein
Die Folgen können oft dramatisch sein. Die Betroffenen seien in ihrem Leben oft eingeschränkt. „Das Internet schläft nicht und dadurch kann man dem auch nicht entkommen“, so Gollubits.
In Österreich ist Cybermobbing ein eigener Straftatbestand. In den Beratungsstellen wird auch juristischer Beistand angeboten. Im Vorjahr hat es im Burgenland zirka 60 Anzeigen zum Thema Hass im Netz gegeben, heißt es von der Polizei.