Derzeit seien burgenländische Milchbauern auf Molkereien in der Steiermark beziehungsweise in Niederösterreich angewiesen, so Doskozil. Dort finde die Verarbeitung der Rohmilch statt, die dann wieder als Biomilch und Verarbeitungsware ins Burgenland zurückkomme. Das soll sich, wenn es nach Doskozil geht, ändern: Gemeinsam mit Experten werde an einem Modell für eine eigenständige Biomolkerei im Burgenland gearbeitet.
Anreiz zum Umstieg auf Bio
Konventionell produzierende Milchviehbetriebe sollen zum Umstieg auf Bio animiert werden und letztendlich sei das Modell auch ein Beitrag zur CO-2-Vermeidung, so Doskozil. Seit mehr als 15 Jahren gebe es im Burgenland keine Molkerei mehr, diesen Nachteil für die heimischen Biomilchviehbetriebe wolle man kompensieren.
Die „Burgenland-Molkerei“ soll in einem ersten Schritt die Verarbeitung von rund 500.000 Kilo Rohmilch für den Bedarf in den landeseigenen und landesnahen Küchen abdecken. Das Konzept werde derzeit finalisiert, die Präsentation aller Details erfolge noch im Frühjahr, kündigte der Landeshauptmann via Aussendung an.
Im Burgenland gibt es laut Landwirtschaftskammer 68 konventionelle Milchbauern und drei Biomilchbetriebe (Stand 1. Jänner 2024). Es gibt 161 Biokühe.
Geschichte der Molkereien im Burgenland
Im Burgenland hatte die Milchproduktion eine lange Tradition. Die Genossenschaftsmolkerei in Oberwart wurde 1926 gegründet. Nach einem Rückschlag nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten sich die Geschäfte gut. Die Molkerei versorgte den oststeirischen Raum sowie auch Güssing und Horitschon (Bezirk Oberpullendorf), wo hauptsächlich Käse hergestellt wurde. Im Mittelburgenland wurde der Jerome produziert, 2001 wurde daraus die geschützte Marke Pannonius. Aus Güssing kam der bekannte Geheimratskäse, der unter anderem in den Vatikan und nach Kanada exportiert wurde. Viele Betriebe stellten mit dem EU-Beitritt die Produktion ein.
Reaktionen
Kritik an den Molkereiplänen kam am Montag von der Opposition. ÖVP-Landesgeschäftsführer Patrik Fazekas befürchtet ein Steigen der Landesschulden, er sprach von einer „konzeptlosen Einkaufstour“ und kündigte Anfragen im Landtag an.
FPÖ-Landesparteiobmann Alexander Petschnig kritisierte, dass für die wenigen Biomilchbetriebe eine „millionenteure Molkerei“ ins Leben gerufen werden solle. Auch die vorgesehene Größenordnung von 500.000 Liter Milch pro Jahr sei „lächerlich“, denn allein der größte milchproduzierende Betrieb im Burgenland habe den fünffachen Ausstoß.
Die Grünen sehen derzeit ebenfalls keine Notwendigkeit für eine landeseigene Molkerei, weil es im ganzen Burgenland nur drei Biomilchbetriebe gebe und einer davon die Landwirtschaftliche Fachschule selbst sei. Der Landwirtschaftssprecher der Grünen, Wolfgang Spitzmüller, plädierte dafür, die Zusammenarbeit mit anderen Bundesländern zu suchen.
Die burgenländische Landwirtschaftskammer wollte die Pläne mit Verweis auf noch ausstehende Details auf APA-Anfrage noch nicht kommentieren.