Das WAM präsentiert Werke der vier wichtigsten Aktionisten: Hermann Nitsch, Günter Brus, Rudolf Schwarzkogler und Otto Muehl. Der Burgenländer Muehl wirft dabei für den Kunstbetrieb die schwerwiegendsten Fragen auf, weil er unter anderem wegen Kindesmissbrauchs fast sieben Jahre im Gefängnis war.
Sammlung Friedrichshof im neuen WAM
Den Verantwortlichen des neuen Museums ist daher ein reflektierter Umgang mit der Person Muehl wichtig. „Wir wissen heute, dass es schwerer Missbrauch war, und das darf man nicht unter den Teppich kehren“, betonte der Kunstsammler und WAM-Geschäftsführer Philipp Konzett: „Aber als Museum oder Sammler ist es so, dass wenn ein bedeutender Künstler eine nicht so feine Biografie hat, bleiben aber trotzdem die Kunstwerke über. Und der Künstler ist schon verstorben. Die Kunstwerke sind da und die sind von hoher Bedeutung, und ich glaube, dass man hier einen großen Unterschied machen muss.“
Geschichte und Relevanz des Wiener Aktionismus
Gezeigt wird im WAM, wie sich der Wiener Aktionismus vor mehr als 60 Jahren entwickelte und dessen Relevanz für die heutige Zeit. „Die Sichtbarkeit von Gewalt, von Krieg und unsere Diskussionsfähigkeit – all das kommt im Wiener Aktionismus zum Tragen. Allein dadurch, dass die Kunst schon so unglaublich konfrontativ ist und Diskussionen auslöst“, sagte WAM-Direktorin Julia Moebus-Puck.
880 Ölbilder und Tausende Fotos und Skulpturen
Auf fast 900 Quadratmetern werden im neuen Museum Bilder, Objekte und Fotografien ausgestellt. Der Großteil kommt aus dem Depot der ehemaligen Kommune Muehls in Zurndorf (Bezirk Neusiedl am See) – der Sammlung Friedrichshof.
Es sind 880 Ölbilder und Tausende Fotos und Skulpturen. Ein Teil der Sammlung Friedrichshof war schon 2003 um 1,5 Millionen Euro an das Mumok in Wien verkauft worden. 2022 erwarb ein Konsortium um Konzett die weiteren Bestände. Sechs Millionen Euro Kaufpreis werden kolportiert, über die genaue Summe wurde Stillschweigen vereinbart. „Der Wert der Sammlung ist eigentlich kunsthistorisch viel bedeutender als der Geldwert“, so Konzett.
Man habe die Sammlung nicht gekauft, um sie zu zerschlagen und in die Welt hinaus zu verkaufen, sondern um sie zu behalten, so WAM-Geschäftsführer Konzett: „Nachdem wir ja alle selber Sammler sind, können wir unsere Kunstwerke mit der Sammlung Friedrichshof vereinen, und das wollen wir hier im Museum zeigen.“
Mieter für Museum Friedrichshof gesucht
Bis zum Verkauf waren die Werke der Sammlung im Museum direkt am Friedrichshof bei Zurndorf ausgestellt. Seit mehr als einem Jahr steht es – bis auf eine einzige Ausstellung – leer. Nun will man die Räume vermieten.
Man biete das Objekt seit Kurzem auf dem Markt an, sagte die geschäftsführende Vorständin des Friedrichshofs, Karin Perkmann: „Wir hätten hier ganz gerne Kunst, es könnten auch gehobene Kulturgüter sein, aber es wäre uns wichtig, dass Kunst hier wieder eine Heimat findet.“ Am 15. März wird das neue WAM in der Weihburggasse im ersten Bezirk in Wien mit der Schau „Was ist Wiener Aktionismus?“ eröffnet.