Der Film „Die Familie Ujvari“ entstand im Jahr 2022 und wurde im Auftrag des deutschen Vereins „Roma Trial“ produziert. Er zeigt am Beispiel der Familie Ujvari aus Halbturn, wie menschenverachtend und mörderisch unter der Herrschaft der Nationalsozialisten mit Roma und Romnja umgegangen wurde.
Historiker Brettl: Familie Ujvari war in Halbturn integriert
Auch der Halbturner Historiker Herbert Brettl erforschte die Geschichte der Familie Ujvari. Die Familie ließ sich ab 1890 in Halbturn (heute Bezirk Neusiedl am See) nieder und war ein integrierter Teil der Gesellschaft. „Sie haben geheiratet, haben ihre Kinder taufen lassen, haben sie zu der Firmung geschickt, sie haben ihre Kinder auch in die Schule geschickt, haben meistens bei der Gemeinde oder auch bei den Bauern gearbeitet – sie waren eigentlich immer berufstätig“, erzählte Brettl. Dieses Klischeebild von den wandernden, sich nicht integrieren wollenden Roma und Romnja stimme hier sicherlich überhaupt nicht, betonte der Historiker.
Eltern und Kinder Ujvari überlebten Nazi-Regime nicht
Ihr integriertes Leben schützte die Familie aber nicht vor Repressalien und dem immer stärker werdenden Rassismus. Ab 1938 wurde ein Schulbesuchsverbot für Roma-Kinder ausgesprochen. Es kam zu Verfolgung und Misshandlungen durch die SA, die dies als „Zigeunerhetze“ bezeichnete. Kurze Zeit später wurden die meisten Halbturner Roma in das Anhaltelager Lackenbach deportiert. Die Familie Ujvari, bestehend aus Stefan, seiner Frau Katharina und deren fünf Kindern, steht exemplarisch für die Geschichte der Roma im Burgenland in dieser Zeit.
Stefan und Katharina Ujvari starben mit einem Sohn im Lager Lackenbach an Fleckthypus, drei Töchter wurden 1943 ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert und starben dort. Der zweijährige Adam Ujvari kam nach dem Tod seiner Eltern 1942 zunächst in ein Waisenheim. Doch dann wurde er in die Anstalt „Am Spiegelgrund“ gebracht, wo er nach eineinhalb Jahren als sogenannte „unnütze Person“ umgebracht worden sei, erzählte Brettl.
Nur wenige Roma kamen nach 1945 nach Halbturn zurück
Nach dem Krieg kamen nur wenige Roma und Romnja nach Halbturn zurück. 1936 habe es in Halbturn insgesamt 42 Roma gegeben, elf seien 1945 kurz wieder zurückgekommen, nur einer habe sich niedergelassen und als Gemeindeviehhirte gearbeitet, erzählte Brettl. Als der gemeinsame Auftrieb dann aufgegeben worden sei, habe er seinen Arbeitsplatz verloren und das Dorf Richtung Wien verlassen.
Nur ein Menschenleben ist es her, dass Burgenländerinnen und Burgenländer verfolgt und ermordet wurden, weil sie Roma waren, auch hier in Halbturn. Das ist ein dunkler Fleck in der Geschichte des Landes, den man beleuchten muss und nicht vergessen darf.