Herwig Udo Graf
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Kultur

Architekt Herwig Udo Graf gestorben

Der Architekt Herwig Udo Graf ist am Dienstag im 84. Lebensjahr in Eisenstadt verstorben. Er galt als ein Hauptvertreter der burgenländischen Architektur nach 1945 und des „burgenländischen Brutalismus“. Nach Grafs Plänen wurde etwa von 1973 bis 1976 das Kulturzentrum Mattersburg errichtet.

Herwig Udo Graf wurde 1940 in Wiener Neustadt geboren. Er studierte 1958–1964 an der Technischen Hochschule Wien. Nach Abschluss des Studiums und Tätigkeit in mehreren Wiener Architekturbüros kehrte Graf 1965 ins Burgenland zurück und startete seine Karriere in Mattersburg. In den 1970er-Jahren zählte das Büro Graf – neben jenem seines Kollegen Matthias Szauer – zum meistbeschäftigten des Bundeslandes.

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KUZ Mattersburg
Architekturzentrum Wien, Sammlung, Nachlass Herwig Udo Graf
KUZ Mattersburg
Graf führt internationale Delegation durch KUZ
Archiv Herwig Udo Graf
Graf mit einer internationale Delegation beim KUZ Matterburg
KUZ Mattersburg Foyer während der Eröffnungswoche
Archiv Sonja Sieber
KUZ Mattersburg Foyer während der Eröffnungswoche
Herwig Graf in seinem Büro ca 1976
Architekturzentrum Wien, Sammlung, Nachlass Herwig Udo Graf
Herwig Graf in seinem Büro ca 1976
Wettbewerbsmodell KUZ Oberschützen
Architekturzentrum Wien, Sammlung, Nachlass Herwig Udo Graf
Wettbewerbsmodell KUZ Oberschützen
Sauerbrunner Sparkasse
Architekturzentrum Wien, Sammlung, Nachlass Herwig Udo Graf
Sauerbrunner Sparkasse
Leichenhalle Weingraben
Architekturzentrum Wien, Sammlung, Nachlass Herwig Udo Graf
Leichenhalle Weingraben
Volksschule Mönchhof
Architekturzentrum Wien, Sammlung, Nachlass Herwig Udo Graf
Volksschule Mönchhof
Seerestaurant Breitenbrunn
Architekturzentrum Wien, Sammlung, Nachlass Herwig Udo Graf
Seerestaurant Breitenbrunn
Wohnung von Herwig Graf in Oberwart
Architekturzentrum Wien, Sammlung, Nachlass Herwig Udo Graf
Wohnung von Herwig Graf in Oberwart
Parkhotel Mikschi in Eisenstadt
Architekturzentrum Wien, Sammlung, Nachlass Herwig Udo Graf
Parkhotel Mikschi in Eisenstadt

Mehr als 300 Bauten und Projekte

Grafs Werk umfasst mehr als 300 Bauten und Projekte. Ein Schwerpunkt lag dabei im öffentlichen Sektor – vom Kulturzentrum über den Schulbau bis zum Gemeindeamt- und Verwaltungsbau. Bei seinen Bauvorhaben setzte er häufig neue Maßstäbe und brach mit bestehenden Konventionen. Besondere Bedeutung erlangten Graf und Matthias Szauer als Hauptvertreter des „Burgenländischen Brutalismus". Mit dem nach den Plänen Grafs in den 1970er Jahren errichteten Kulturzentrum Mattersburg erreichte der „Burgenländische Brutalismus“ seinen Höhepunkt.

Ab 2014 Diskurs über Brutalismus

Nachdem die großen öffentlichen Bauoffensiven im Burgenland Anfang der 1980er-Jahre zu Ende gegangen waren, zog sich Graf, der bis in die 2000er-Jahre sein Architekturbüro betrieb, vor allem auf das Feld des sozialen Wohnbaus zurück. Durch die Debatte über die Zukunft des Kulturzentrums Mattersburg setzte ab 2014 ein Diskurs über den Umgang mit den Bauten des Brutalismus ein, der über das Burgenland hinaus ging.

Herwig Udo Graf
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Herwig Udo Graf (Interview aus dem Jahr 2014)

Im Jahr 2018 wurde vom Bundesdenkmalamt eine umfassende Inventarisierung der Nachkriegsarchitektur in Auftrag gegeben, in der Folge eine Reihe an Objekten unter Schutz gestellt. Heute stehen unter anderem die von Herwig Graf geplante ehemalige „Sauerbrunner Sparkasse“ in Mattersburg (1970–1972), die Leichenhalle Kaisersdorf (1972-1975) und die Volksschule Strem (1968–1973) unter Denkmalschutz. Ein Unterschutzstellungsverfahren für das Kulturzentrum Oberschützen (1977–1982) ist im Gange.

Doskozil: „Periode der Architekturgeschichte mitgeprägt“

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) zeigte sich am Donnerstag in einer Aussendung betroffen vom Ableben Grafs. „Herwig Graf hinterlässt ein umfangreiches Werk, das hunderte Bauten umfasst. Als Vertreter des Brutalismus hat er eine vielschichtige Periode der Architekturgeschichte mitgeprägt. Meine Anteilnahme gilt in diesen schweren Stunden besonders seinen Angehörigen“, so der Landeshauptmann.