Hans Peter Doskozil
C 3/Hans Leitner
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Politik

Doskozil: Antisemitismus-Zunahme Folge falscher Migrationspolitik

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) hält die aktuelle Diskussion über einen Wertekodex für Asylwerber für „angebracht“, sagte er Montagabend bei einer Veranstaltung. Außerdem kündigte er sein Politik-Ende mit 60 Jahren an.

Doskozil hält die aktuell vor allem von ÖVP-regierten Bundesländern geführte Diskussion über einen Wertekodex für Asylwerber für „angebracht“, sagte er Montagabend bei einer Veranstaltung. Der Anstieg antisemitischer Straftaten nach der Eskalation in Nahost sei zum Gutteil „Ausfluss einer falschen Migrationspolitik und einer falschen Integrationspolitik.“ Bei der Integration sieht Doskozil Bund, aber auch Länder in der Pflicht.

Verfahrenszentren außerhalb der EU

Zur Lösung des „Migrationsproblems“ brauche es Verfahrenszentren außerhalb der Europäischen Union, warb er für sein vor einigen Jahren gemeinsam mit Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser für die SPÖ entwickeltes Modell. Repressive Maßnahmen, wie schärfere Grenzkontrollen, seien keine Lösung, das Verfahrenssystem müsse umgestellt werden, so Doskozil bei einem „Business-Talk“ der Beratungsagentur C3.

Es müsse bereits außerhalb der EU über Asyl entschieden werden und klar sein, wie bei positivem Bescheid die Verteilung in der Union und bei negativem Bescheid der Weg zurück in die Heimat erfolge. Er gehe davon aus, dass dieses Papier auch für die Bundes-SPÖ noch Geltung habe, so der von der Bundespartei mittlerweile deutlich entfremdete Landeshauptmann. Er könne aber nicht ausschließen, dass über die Vielzahl an Anträgen beim Bundesparteitag am 11. und 12. November in Graz, dem er wegen Verpflichtungen am burgenländischen Landesfeiertag fernbleiben wird, das Papier in „der einen oder anderen Facette“ ausgehebelt werde.

Unterstützung für Babler

Relativ klar ist für ihn indes, dass die burgenländischen Delegierten beim Parteitag Andreas Babler, seinem einstigen Rivalen um den Parteivorsitz, bei dessen Wahl zum SPÖ-Chef ihre Stimme geben werden. Ebenso geht er davon aus, dass man Babler im Nationalratswahlkampf unterstützen werde – „wir sind alle Sozialdemokraten“.

Politik-Ende mit 60 Jahren

Er selbst sieht seine Zukunft im Burgenland. Sollten die Umfragewerte passen, werde er Spitzenkandidat bei der Landtagswahl 2025 und dann auch im Burgenland bleiben. Zum Ende der Legislaturperiode, er sei dann 60, sei dann Schluss mit der Politik. „Man nützt sich ab.“

Deutliche Kritik übte Doskozil erneut am Mateschitz-„Bashing“ aus den Reihen der SPÖ in der Debatte um eine Millionärssteuer. Der verstorbene Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz sei das schlechteste Beispiel für Fragen der Umverteilung und Gerechtigkeit, er habe viel für Salzburg, die Obersteiermark und die Medizin in Österreich getan – ganz anders als etwa René Benko. „Das sind alles Cowboys, die da durch die Gegend geritten sind und geglaubt haben, sie können mit der Niedrigzinssituation der vergangenen Jahre irgendwelche Pyramidenspiele aufbauen. Und das bricht jetzt alles zusammen.“ Auch Investor Michael Tojner, mit dem das Land Burgenland einen Rechtsstreit rund um die Wohnbaugesellschaften Pannonia, Riedenhof und Gesfö austrägt, sei aus seiner Sicht ein „Glücksritter, Grenzgänger“ in diesem Bereich.

Kritik von ÖVP und FPÖ

Die ÖVP sah am Dienstag in einer Aussendung eine weitere Runde SPÖ-Grabenkämpfe. Generalsekretär Christian Stocker verwies auf die unterschiedlichen Linien Doskozils und Bablers in Sachen Migration.

Für FPÖ-Parteichef Herbert Kickl kommt Doskozils Einschätzung, wonach die Zunahme antisemitischer Straftaten auf eine falsche Migrationspolitik zurückzuführen sei, „de facto einer Selbstanklage gleich“, hätten doch ÖVP und SPÖ 2015 eine Politik der offenen Grenzen betrieben.

FPÖ-Landesparteiobmann Alexander Petschnig nennt Doskozil in einer Aussendung „unglaubwürdig“. Doskozil würde sich angesichts bevorstehender Wahlen als „Hardliner“ in der Asylpolitik positionieren – das sei „ein verzweifelter und unglaubwürdiger Versuch, sich als Bollwerk gegen Islamisierung und Zuwanderung zu inszenieren“, so Petschnig.

Die SPÖ-Landesgeschäftsführung im Burgenland reagiert mit Verwunderung auf die Angriffe des ehemaligen Innenministers und FPÖ-Chef Herbert Kickl. "Tatsache ist, dass Herbert Kickl in seiner Rolle als gescheiterter FPÖ-Innenminister keinerlei Erfolge in der Asylpolitik vorweisen kann“, so Jasmin Puchwein und Kevin Friedl.