Jaron Engelmayer
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Religion

Oberrabbiner: Eine andere Welt seit 7. Oktober

Der Angriff der Hamas auf Israel hat die weltpolitische Lage verändert. Seit 7. Oktober sei die Welt eine andere als davor, betonte auch Oberrabbiner Jaron Engelmayer von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien bei seinem Besuch in Eisenstadt am Montag.

„In der Gemeinde gab es einen Schock, eine unglaubliche Betroffenheit, viele haben Verwandte, Angehörige in Israel“, sagte Engelmayer. Was am 7. Oktober geschehen sei, zeige, dass es so nicht mehr weitergehen könne. Deswegen sei es das erste Ziel Israels, die Hamas zu zerschlagen. Das zweite Ziel – und das sei die Hoffnung – sei, dass dabei auch die israelischen Geiseln wieder freikommen. Bei den meisten Geiseln sei nicht bekannt, wie ihr Zustand sei, ob sie noch leben oder nicht, ob sie gefoltert würden – man wisse es nicht, so der Oberrabbiner.

"Anzeichen, die uns wirklich bedenklich stimmen

Der Antisemitismus in Österreich und Europa nimmt seit dem Angriff der Hamas auf Israel extrem zu, wie auch der Brandanschlag auf die Trauerhalle im jüdischen Teil des Zentralfriedhofes Wien von vergangener Woche zeigte – mehr dazu in Jüdischer Friedhof in Brand gesetzt. Dieselbe Halle sei 1938 im Novemberpogrom niedergebrannt worden, erinnerte Engelmayer: „85 Jahre später sehen wir Anzeichen, die uns wirklich bedenklich stimmen.“

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In Österreich, in Wien, verzeichne man eine 300-prozentige Zunahme von antisemitischen Vorfällen. Es gebe eine große Anspannung, aber auf der anderen Seite erfahre man auch sehr viel Solidarität, wie zum Beispiel die Solidaritätskundgebung mit 20.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf dem Heldenplatz in Wien am vergangenen Donnerstag – mehr dazu in 20.000 bei Lichtermeer für Geiselfreilassung. „Das war ein wirklich starkes Zeichen aus der Zivilbevölkerung“, so Engelmayer.

85. Jahrestag der Novemberpogrome

In wenigen Tagen jähren sich die Novemberpogrome zum 85. Mal. In der Nacht von 9. auf 10. November 1938 begann mit brutalen Ausschreitungen und Übergriffen die systematische Verfolgung, Enteignung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung. Dieses Jahr erinnern sich vermutlich viele emotionaler an dieses dunkle Kapitel der Geschichte. Denn seit dem 7. Oktober stehe das „Nie wieder“, das nach dem Holocaust ausgesprochen wurde, sehr im Raum. „Das ‚Nie wieder‘, das ist jetzt“, betonte der Oberrabbiner. An die Novemberpogrome wird wie jedes Jahr am 9. November mit dem Marsch „Light of Hope“ in Wien erinnert, mit der Hoffnung auf eine friedvollere Zukunft.