SOS-Kinderdorf zieht am Tag der Flucht Bilanz
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Chronik

SOS-Kinderdorf: Bilanz am „Tag der Flucht“

Der 6. Oktober ist auch der „Lange Tag der Flucht“. Ein Thema, das auch Kinder betrifft. Im Burgenland hat SOS-Kinderdorf seit den Fluchtbewegungen im Jahr 2015 rund 600 Kinder und Jugendliche betreut, die ohne ihre Eltern nach Österreich gekommen sind.

Insgesamt leben derzeit 40 Buben und Mädchen in den SOS-Kinderdorf-Unterkünften in Stinatz, Pinkafeld und Eisenstadt, die alleine und ohne Eltern nach Österreich gekommen sind. Davon sind zehn Buben seit dem Sommer in einer Wohngruppe in Eisenstadt untergebracht. „Wichtig ist es hier den Kindern ein sicheres Zuhause zu geben und sie relativ rasch in die Integration zu bringen. Die meisten Kinder, die hier angekommen sind, sind erst seit zwei Monaten in Österreich. Sie gehen in Eisenstadt in die Schule, haben auch schon Deutsch gelernt und können schon gut mit uns im Alltag kommunizieren“, so der Pädagogische Leiter Markus Franz Balogh.

Integration als großer Schlüssel

Die Kinder seien aber auch schon in verschiedene Vereine in der Umgebung eingebunden. „Das ist uns ganz wichtig – die Integration in die Gesellschaft. Da werden wir gut unterstützt. Das erleichtert natürlich auch die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen. Das ist strukturgebend und das brauchen sie natürlich auch“, sagte Balogh im Interview mit ORF-Burgenland-Reporterin Patricia Spieß.

SOS-Kinderdorf zieht am Tag der Flucht Bilanz
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Derzeit leben 40 Buben und Mädchen in den SOS-Kinderdorf-Unterkünften

Derzeit kommen die Kinder hauptsächlich aus Afghanistan und Syrien. Manche seien schon länger auf der Flucht und auf der Reise. Die bewegen sich auch über das ehemalige Jugoslawien, über Ungarn oder den Balkan und seien auch schon teilweise seit Monaten dort, ehe sie in Österreich ankommen würden, so Balogh. Im SOS-Kinderdorf haben sie mindestens bis zum 18. Lebensjahr einen fixen Platz.

Sprache ermöglicht Zugang zur Gesellschaft

„Die Sprache ist immer ein bisschen ein Schlüssel zur Gesellschaft. Ohne Sprache kann keine Integration stattfinden – das ist ein Hauptaspekt von uns. Spracherwerb erfolgt auch über die Schule. Da sind sie natürlich an einen speziellen Deutschunterricht angebunden, aber auch hier am Nachmittag gibt es Nachhilfelehrer und die Sozialpädagogen und Begleitungen, die sich um einen guten Spracherwerb kümmern. So lernen die Kinder und Jugendlichen auch mehr Selbstständigkeit. Sie können sich so selbst in öffentlichen Räumen bewegen und das ist uns auch ganz wichtig“, sagte Balogh.

Ein Beispiel dafür, dass diese Vorgehensweise erfolgreich sein kann, ist Osman Djalili. Er ist vor 21 Jahren aus Afghanistan geflüchtet. SOS-Kinderdorf hat ihn bei der Integration begleitet. Er hat Ausbildungen absolviert und arbeitet nun selbst als Sozialpädagoge. „Sprache und Sprachkenntnisse sind das Allerwichtigste. Das ist für mich eine Art Werkzeugbox. Egal, wie oft man ausgebildet wird und welche Ausbildung man hat, wenn man das entsprechende Werkzeug nicht hat, dann kann man nichts reparieren. Je schneller man eine Sprache beherrscht, desto schneller kann man auch seine Ziele erreichen“, so Djalili.

Sprache, Schule und Sport – darauf setzt SOS-Kinderdorf auch weiter – als Integrationshilfe für Kinder, die Flucht hinter sich haben.