Max mit seiner Mutter Petra Györik
ORF
ORF
Bildung

Eltern klagen über Mängel bei Schulassistenz

Das Land hat die Schulassistenz mit dem Schuljahr 2023/24 auf neue Beine gestellt. Doch Eltern von Kindern mit Behinderungen klagen nun über Stundenkürzungen und grobe Mängel bei der Umsetzung – obwohl das Land das Budget erhöht und auch die Anzahl an Gesamtstunden angehoben hat.

Die Schulassistenz ist dazu da, Kindern mit Behinderungen die Teilnahme am Unterricht in Pflichtschulen zu ermöglichen. Dabei geht es nicht nur um die Organisation von Schulmaterialien während des Unterrichts. Es müssen auch die Grundbedürfnisse der Kinder wie Essen, Trinken und aufs WC gehen von der Schulassistenz ermöglicht werden. Zu Schulbeginn beschweren sich Eltern, deren Kinder die Sonderschule in Frauenkirchen besuchen, über Stundenkürzungen und mangelnde Betreuung. Eine der betroffenen Familien ist Petra Györik mit ihrem Sohn Max.

Petra Györik mit ihrem Sohn Max
ORF
Petra Györik mit ihrem Sohn Max

Betroffene Mutter: Lernen und fördern nicht möglich

„Es sind jetzt sechs Kinder beim Max in der Klasse – Autisten, Epileptiker und Rollstuhl – unmöglich, mit einer Betreuerin, also einer Schulassistenz und einer Pädagogin das alles aufrechtzuerhalten“, kritisierte Petra Györik. Die Qualität der Betreuung der Kinder leide, es werde gerade einmal abgedeckt, dass die Kinder überhaupt in die Schule gehen könnten, aber lernen oder fördern sei nicht möglich. Laut Györik standen im vergangenen Schuljahr für dieselbe Leistung zwei Schulassistentinnen zur Verfügung.

Sandra Wilson
ORF
Betroffene Mutter Sandra Wilson

Das bestätigt auch Sandra Wilson. Ihr Sohn Fabian ist frühkindlicher Autist und in der Klasse von Max. Zu Hause kann ihn seine Mutter nicht aus den Augen lassen. Denn Fabian laufe gerne weg. „Wenn er in der Schule nicht gut beaufsichtigt werden kann, kann ich nicht in Ruhe arbeiten“, so Wilson. Sie habe ein Problem damit, dass man sich das am Anfang des Schuljahres überlege und in die Hände nehme. „Wieso hat man das nicht im April, Mai, Juni, Juli, August gemacht?“, fragte Wilson.

Sabine Pomper bringt ihre Tochter Jasmin zur Schule
ORF
Sabine Pomper bringt ihre Tochter Jasmin zur Schule

Warten auf Schulassistentin

Genau darüber ärgert sich auch Sabine Pomper aus Großpetersdorf. Ihre Tochter Jasmin muss sich auch darauf einstellen, dass sie nicht durchgehend von einer Schulassistentin betreut wird. Eine schriftliche Information über das Ausmaß der Stunden ist vom Land nicht vorgesehen und das, obwohl die Kinder erstmals von einer Kommission begutachtet wurden. Die Begutachtung sei so verlaufen, dass die Psychologin gemeint habe, Jasmin brauche die volle Stundenanzahl, weil sie die Unterstützung brauche, erzählte Pomper. Es gebe 29 Unterrichtsstunden und 20 Stunden seien bewilligt worden.

Sie habe keine Stunden Schulassistenz, sagte auch Wilson. Sie habe ein Schreiben, dass Fabian Anspruch auf Schulassistenz gewährt worden sei und das sei es gewesen. In ihrem Schreiben sei nichts über die Anzahl der Stunden, sondern nur Gewährung auf Schulassistenz gestanden und dass es eben keinen Rechtsanspruch gebe, ergänzte Györik.

Schulassistenz ist freiwillige Leistung

Tatsächlich ist die Schulassistenz eine freiwillige Leistung des Landes und nicht gesetzlich verankert. Das Land betonte, dass für das heurige Schuljahr insgesamt mehr Assistenzstunden als im vergangenen Schuljahr genehmigt worden seien: nämlich 6.704 Assistenzstunden für 537 Kinder. Im Schuljahr 2022/23 waren es 5.944 Stunden für 418 Kinder, also um 760 Stunden weniger. Allerdings ist auch mehr Kindern die Leistung zugesichert worden. Stellt man die Zahlen gegenüber, stehen rein rechnerisch pro Kind dennoch weniger Stunden zur Verfügung.

Florian Hotwagner im Gespräch mit Gabi Schiller
ORF
Florian Hotwagner im Gespräch mit ORF-Burgenland-Redakteurin Gabi Schiller

WG Oberschützen: Reibungsloser Schulbeginn

Das Land bedauert Anlaufschwierigkeiten und weist auf positive Beispiele hin. In einer WG in Oberschützen bestätigte Teamleiter Florian Hotwagner einen reibungslosen Schulbeginn: „Bei uns war es so, dass eine Jugendliche letztes Jahr schon diese Schulassistenz benötigt hat und auch bekommen hat und da hat der Übergang jetzt ins neue Schuljahr gut funktioniert.“ Für einen anderen Burschen sei die Schulassistenz neu beantragt worden und auch in diesem Fall habe es gut gepasst. Eltern aus anderen Bezirken wollten nicht vor die Kamera treten, bestätigten dem ORF Burgenland aber telefonisch, dass ihre Kinder gut versorgt seien.

Büro des ÖZIV Burgenland
ORF
Büro des ÖZIV Burgenland

Zehn Eltern wandten sich an ÖZIV um Hilfe

Insgesamt zehn unzufriedene Eltern wandten sich an den ÖZIV Burgenland, einen Verband für Menschen mit Behinderungen. Er würde dafür plädieren, das burgenländische Chancengleichheitsgesetz auf den Weg zu bringen und hier auch die Schulassistenz mit einem Rechtsanspruch zu verankern, sagte ÖZIV-Burgenland-Präsident Hans-Jürgen Groß. Nach dem letzten Urteil der UN-Menschrechtskonvention wünscht sich der ÖZIV eine bundesweit einheitliche Regelung der Gleichbehandlung von Menschen mit Behinderungen in Österreichs Pflichtschulen.