Christine Salzer und Michael Kummer bei der Schuhreparatur
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Wirtschaft

Letzter Schuster von Mönchhof sperrt zu

Der Beruf Schuster wird langsam zu einem raren Handwerk. In Mönchhof (Bezirk Neusiedl am See) zum Beispiel gab es früher zwölf Schuster. Doch Ende dieses Jahres wird der letzte Schusterbetrieb im Ort zusperren.

Laut Wirtschaftskammer Burgenland gibt es derzeit im ganzen Land nur mehr zwölf Schuhmacher-Betriebe, davon sind sieben orthopädische Schumacher. Michael Kummer führt sein Schuhhaus in Mönchhof in dritter Generation, das Handwerk lernte er von seinem Großvater und Vater gelernt. Seit 1922 gibt es das Schuhhaus Kummer, doch Ende dieses Jahres lässt auch der letzte Schuster in der Gemeinde den Rollladen endgültig herunter.

Früher machten Betriebe Stiefel für Arbeiter der Gutshöfe

Früher hätten die zwölf Schuhmacherbetriebe im Ort die Stiefel für die Arbeiter der umliegenden Gutshöfe gemacht, erzählte Kummer. Sein Großvater habe im damals im Winter bis zu 50 Paar Stiefel gemacht, das sei auch bei seinen Kollegen so gewesen. Auch Reparaturen seien angefallen. So hätten alle zwölf Betriebe leben können. Doch dann sei die Industrialisierung gekommen und die meisten hätten das Handtuch geschmissen.

Diplom von Michael Kummers Großvater Theodor
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Schumacher-Diplom von Michael Kummers Großvater Theodor

Skeptisch zu Zukunftschancen

Kummer sieht nur für orthopädische Schuhmacher, aber nicht für Reparaturschuhmacher Zukunftsaussichten. Denn was solle man für kleine Reparaturen verlangen, vor allem wenn es sich um einen billigen Schuh handle, bei dem sich die Reparatur nicht auszahle.

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Eingespannter Schuh
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Schuhmacher Michael Kummer bei der Arbeit
Michael Kummer
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Michael Kummer
Schusterbank
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Schuhmacher-Werkstatt
Schuhrahmen
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Schuhleisten
Christine Salzer und Michael Kummer bei der Schuhreparatur
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Christine Salzer und Michael Kummer bei der Schuhreparatur
Schuhleisten
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Schuhleisten
Schusterwekzeug
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Schusterwekzeug
Christine Salzer beim Schuhverkauf
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Christine Salzer beim Schuhverkauf
Schuheinlage wird geschliffen
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Schuheinlage wird geschliffen
Christine Salzer schleift Schuheinlage
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Christine Salzer bei der Arbeit

Im Familienbetrieb Kummer kam in den 1980er-Jahren der Schuhverkauf dazu. Michael Kummers Schwester, Christine Salzer, ist seit der Erblindung ihres Bruders im Betrieb und hilft bei Reparaturen. Ihre Prognose fällt nicht ganz so düster aus. Die Leute würden bereits erkennen, dass die Billigware nicht das Wahre für die Füße sei. Man habe nur ein Paar Füße, auf das man wirklich achtgeben müsse. Denn auch die Lebenserwartung sei sehr hoch und man wolle doch bis zum Schluss mobil bleiben, so Salzer.

Kundschaft bedauert Schließung

Kummers Kundschaft in Mönchhof bedauert, dass der Schuster mit Jahresende zusperrt. Es sei traurig, dass es beinahe überall so sei, dass die kleinen Betriebe und Handwerker fast schon vom Aussterben bedroht seien, meinte Walter Weiss: „Früher sind die Dinosaurier eingegangen und jetzt gehen die kleinen Tiere ein.“ Früher sei man zum Schuster gegangen, wenn zum Beispiel bei der Schultasche etwas gerissen sei, erzählte Ingrid Weiss. Jetzt müsse man eine neue Schultasche kaufen. Der Schuhmacher werden sehr fehlen, nicht nur in Mönchhof, sondern auch in den umliegenden Ortschaften, sagte Josef Haubenwallner.

Annemarie Loncsar bei der Schuhreparatur
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Schusterin Annemarie Loncsar bei der Arbeit

Noch zwei Schuster im Bezirk Neusiedl am See

Wenn Ende des Jahres das Schuhhaus Kummer zusperrt, gibt es im Bezirk Neusiedl nur noch in Wallern und in Neudorf einen Schuster. Das Schuhhaus Loncsar in Neudorf gibt es mittlerweile seit 1927. Am Anfang wurden nur Maßschuhe hergestellt, jetzt ist man auf Reparaturen und Handel spezialisiert. Der Schuhverkauf sei vor der Coronavirus-Pandemie sehr gut gewesen, so Schusterin Annemarie Loncsar. Nach dem Einbruch in den CoV-Jahren komme man langsam wieder auf den normalen Stand. Auch die Reparaturen gingen sehr gut. Die Leute brächten hochwertige Schuhe, aber manchmal such billigere Schuhe, welche sie nicht wegschmeißen wollten.