Aufsteller der Polizei, wo vor falschen Polizisten gewarnt wird
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Chronik

Betrugsmaschen erkennen und sich schützen

700 Millionen Euro Schaden ist im Vorjahr österreichweit durch Betrugshandlungen entstanden. Fast die Hälfte der Betrugsdelikte läuft über das Internet, soziale Medien oder Messengerdienste ab. Die Polizei setzt deshalb vermehrt auf Prävention.

Der „Polizei-Trick“, der Tochter-Sohn-Modus oder der Anlagenbetrug – diese Betrugsmaschen kommen den Ermittlern im Burgenland besonders häufig unter, erklärt der stellvertretende Leiter des Landeskriminalamtes Burgenland (LKA), Thomas Fasching.

  • Der Polizei- oder Kautionstrick: Die Täter geben am Telefon vor, Polizisten, Staatsanwälte oder Richter zu sein. Sie täuschen vor, dass in der Nachbarschaft eingebrochen worden sei und dass bei den Festgenommenen die Daten des Angerufenen aufgetaucht seien. In weiterer Folge werden sie dann angehalten, Wertgegenstände an die Polizei zu übergeben, wie etwa Bargeld oder Schmuck, damit sie sicher sind.
  • Der Tochter-Sohn-Modus: Mit erfundenen Geschichten sollen Menschen auf WhatsApp oder per SMS um Geld betrogen werden. Oft läuft es folgendermaßen ab: Die Betroffenen erhalten von einem vermeintlich vertrauten Absender eine Chat-Nachricht – allerdings mit einer unbekannten Nummer. Darin heißt es: „Mein altes Handy ist kaputt, dies ist meine neue Handynummer, lösche die alte und speichere die bitte ab.“ Tatsächlich stecken hinter der Nachricht jedoch Kriminelle, die die Betroffenen zunächst in eine Kommunikation verwickle, um so Vertrauen aufzubauen. Dann heißt es bald, dass Rechnungen zu bezahlen seien, das eigene Online-Banking aber noch nicht eingerichtet sei.
  • Der Anlagenbetrug oder Cyber-Trading-Fraud: Betrüger locken im Internet potenzielle Anlegerinnen und Anleger für vermeintlich lukrativ Investitionsgeschäfte an und verleiten sie zu Geldzahlungen. Die Kontaktaufnahme geschieht vornehmlich über Internet-Werbeanzeigen, soziale Netzwerke, Anrufe aus eigens geschaffenen Call Centern oder Massenmails. Zu Beginn werden kleine Gewinne noch ausgezahlt, doch irgendwann verschwindet das Geld schlussendlich im kriminellen Netzwerk.

Die Betrüger werden bei der Durchführung ihrer Machenschaften immer erfinderischer. So können sie beispielsweise mittlerweile jede beliebige Telefonnummer vortäuschen. „Natürlich wollen die Täter ihre Identität verschleiern, mithilfe des Call ID Spoofings können sie jede beliebige Nummer vortäuschen, sprich man kann durchaus auch glauben, dass diese Nummer einer Institution, Behörde oder der Polizei angehört“, so Fasching.

Thomas Fasching
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Thomas Fasching klärt auf, mit welchen Betrugsmaschen Kriminelle arbeiten und worauf man achten sollte

Internetkriminalität steigt stetig

Das Internet treibt die Zahlen der Betrugsfälle noch weiter nach oben: Fast 50 Prozent der Betrugsdelikte laufen über das Internet, soziale Medien oder Messengerdienste ab.

Im Jahr 2022 wurden in Österreich 27.600 Betrugsdelikte im Internet begangen. Im Burgenland sind im Bereich „Internetkriminalität“ im Vorjahr 1.305 Fälle registriert worden, im Jahr 2013 waren es noch 199 Fälle. „Betrugsversuche sind bei uns sehr häufig, die Vollendungen halten sich in Grenzen – heuer ist man bis jetzt im unteren zweistelligen Bereich. Die Schadenssumme jedoch liegt im mittleren sechsstelligen Eurobereich, das ist enorm viel“, so Fasching.

Die Arbeit der Polizisten beim Landeskriminalamt Burgenland ist oft langwierig. Durch viele Befragungen und Observationen versucht man über die kleinen Fische an die großen Köpfe zu kommen. Insgesamt sind rund 100 Beamte beim LKA Burgenland tätig, rund zehn davon sind auf Cyberkriminalität spezialisiert.

Organisierte Banden

Immer spielen die Betrüger mit der Angst der Menschen, immer wollen sie ihren Opfern Geld aus der Tasche ziehen. Eines fällt auf: Die Täter gehen sehr organisiert vor, so Fasching: „Diese Tätergruppen sind sehr gut organisiert, sie arbeiten auch arbeitsteilig. Sie operieren international, agieren deshalb auch oft vom Ausland aus. Es ist wirklich schwierig, den Kopf dieser Banden auszuforschen.“

Wenn man schon in die Falle von Betrügern getappt ist, stehen die Chancen, sein Geld oder die Wertgegenstände wieder zu sehen, leider äußerst schlecht. Auf jeden Fall sollte man aber Anzeige bei der Polizei erstatten, so Fasching. Und: „Sämtliche Informationen sollten dann an die Polizei weitergegeben werden, was zum Beispiel bei den Personen, an die ich das Geld übergeben habe, auffällig war. Vielleicht sind auch Kennzeichen gesehen worden. Alle Informationen helfen uns weiter, den Tätern habhaft zu werden.“

Wichtig: Prävention

Bei der Polizei reagiert man darauf mit besserer Ausbildung, mehr Ressourcen und neuerem Equipment. Am wichtigsten ist aber die Präventionsarbeit – je weniger Leute in die Falle der Betrüger tappen, desto besser. Der Appell der Polizei lautet daher, sensible Daten niemals Fremden bekanntzugeben, misstrauisch zu sein und lieber einmal öfter die Polizei informieren. „Die Polizei ruft nicht zuhause an und fordert Geld, sie kommt nicht nachhause und stellt Vermögen sicher“, warnt Fasching eindringlich.

Hilfe im Internet

Im Internet gibt es außerdem Hilfe für Betroffene, etwa die Internet-Ombudsstelle, die sich um digitale Anliegen aller Art kümmert oder die „Watchlist Internet“, wo speziell vor Anlagenbetrug gewarnt wird. An die RTR, die Rundfunk- und Telekom-Regulierungsbehörde, kann man sich unter anderem wenden, wenn die eigene Nummer missbraucht wurde.