Blumenkiste
ORF
ORF
Politik

Diskussion um „Blumenkistl“-Verbot

Ein Schreiben des Landes an 71 Gemeinden im Südburgenland hat für Aufregung gesorgt: Darin werden Blumenkästen auf Brückengeländern, die oft auf freiwilliger Basis von Vereinen gestaltet werden, verboten. Nachdem sich die Gemeinden wegen des „Blumenkistl“-Verbots beschwerten, rudert das Land zurück. Was bleibt, sind Kopfschütteln und Verwirrung.

Ein Unfall, bei dem sich ein Mann an einem „Blumenkistl“ auf einer Brücke verletzt hatte, war der Auslöser für ein „Blumenkistl“-Verbot durch die Baudirektion des Landes. „Es hat sich im Winter hier jemand aufgekratzt, aber mir erscheint schon wichtig zu sagen, dass hier 99,99 Prozent unfallfrei die Brücke überqueren“, sagte der Bürgermeister von Burgauberg-Neudauberg, Wolfgang Eder (ÖVP). Der Bevölkerung und den Gästen gefalle der Blumenschmuck sehr gut. Jetzt sei zwar einer angelaufen, aber sein Vater hätte in so einem Fall gesagt: „Mach die Augen auf“, so Eder: „Also ich glaube, wir haben wichtigere Probleme.“

Blumenkiste
ORF
Auf dieser Brücke in Burgauberg-Neudauberg verletzte sich ein Passant an den Blumenkisten

Das Problem hatte die Baudirektion des Landes in einem Schreiben formuliert, das Anfang Juli 71 Gemeinden erreichte. „Grundsätzlich dürfen keine Blumenkästen auf Geländern der Landesstraßenverwaltung aufgehängt werden. Die Blumenkästen engen das Lichtraumprofil ein. Das heißt, dass die volle Breite des Gebäudes nicht vorhanden ist. Weiters sind die Aufhängkonstruktionen scharfkantig und stellen ein potenzielles Verletzungsrisiko dar“, heißt es im Schreiben.

„Blumenkisterl-Verbot“

In einem Schreiben an 71 Gemeinden im Südburgenland wurden die beliebten Blumenkästen auf Brückengeländern verboten. Als sich die Gemeindevertreter gegen das „Blumenkisterl-Verbot“ beschweren, rudert das Land zurück.

Kopfschütteln bei engagierten Vereinen

Auf dieses Schreiben reagieren viele Verschönerungsvereine nur mit Kopfschütteln. „Die waren schon etwas grantig. Die waren ziemlich konsterniert. Das kann es ja nicht sein. Warum kann man vorher mit den Leuten nicht reden?“, sagte dazu der Obmann des Kultur- und Verschönerungsvereins Litzelsdorf, Günter Kienberger.

Blumenkiste
ORF
Blumenkisten auf einer Brücke in Burgauberg-Neudauberg

Als die Stimmen für eine „freie Blumengestaltung“ in den Gemeinden lauter geworden waren, ruderten die Behörden zurück. Der zuständige Beamte der Baudirektion, Markus Tuma, stellt klar, dass es einzig um die Sicherheit der Fußgängerinnen und Fußgänger gehe. „Es war als Information gedacht, dass man darüber redet, inwieweit man die Blumenkisten aufgehängt lassen kann, und zwar so, dass sie das Lichtraumprofil nicht gefährden. Es ist uns in erster Linie darum gegangen, dass die Aufhängekonstruktionen im Winter entfernt werden müssen, weil es in letzter Zeit leider immer wieder zu Verletzungen gekommen ist“, so Tuma.

Blumenkiste
ORF
Dorfverschönerungsvereine fühlen sich vor den Kopf gestoßen

Auch in der Gemeinde Rotenturm, wo viele fleißige Hände das Ortsbild verschönern, stößt man mit den Vorgaben auf Verwirrung: „Wir müssen froh sein, dass die Bevölkerung oder die Vereine die Ortschaft schmücken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so ein großes Problem ist. Ich bin dafür, dass das so bleibt, wie es ist“, so der Vizebürgermeister von Rotenturm, Reinhard Kuktits (SPÖ).

Doskozil: Fall von überschießender Bürokratie

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) habe diese Aktion der Baudirektion Süd sofort stoppen lassen, nachdem sie ihm bekannt geworden sei, hieß es am Samstag aus dem Büro des Landeshauptmanns: „Der Landeshauptmann war deutlich verärgert über diesen Fall von überschießender Bürokratie und hat das den Verantwortlichen auch schriftlich mitgeteilt.“ Doskozil danke den vielen Verschönerungsvereinen für ihr wertvolles Engagement.

Smolje empfiehlt mehr Kontakt zu Bürgern

FPÖ-Landesgeschäftsführer Rudolf Smolej begrüßte, dass die Diskussion um die Blumenkistl abgeschlossen ist. Er meinte aber, dass es „derartig absurde Anordnungen“ erst gar nicht gegeben hätte, wenn sich der Landeshauptmann und andere Repräsentanten mehr um Kontakt mit den Bürgern kümmern würden.