Die Baustelle in Kobersdorf ist eine ungewöhnlich internationale, denn für die Praxisausbildung des europäischen Strohballenbau-Lehrgangs sind Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Europa gekommen, um hier ihre Praxisausbildung zu absolvieren. Bauherr ist der selbstständige Baumanager Hans Schöll. Er lebt seit acht Jahren in Istanbul. Nun hat er sich aber dazu entschlossen, in seiner Heimatgemeinde sein Traumhaus für die Pension zu bauen – und das aus Stroh.
Natürliche und nachhaltige Materialien
„Ich habe mich aus zwei Gründen dafür entschieden. Das eine ist, nach 35 Jahren Bautätigkeit im industriellen Bauen wollte ich für mich selbst und für meine Frau natürliche Materialien für den Hausbau verwenden. Das zweite ist, meinen Kindern möchte ich keinen Mist hinterlassen, der teuer entsorgt werden muss“, so Schöll.
800 für den Hausbau zertifizierte Strohballen wurden in das Holzgerüst eingearbeitet. Die Ausbildung zum Strohballenbau-Profi dauert acht Monate. 25 Tage davon muss man praktisch bei einem Strohballenbau-Projekt unter professioneller Anleitung mitarbeiten. Einer der Profis bei dem Projekt in Kobersdorf ist Herbert Gruber. Er gibt sein Wissen auf Strohballenbaustellen weiter und war bereits an der Entstehung von fast 40 Häusern beteiligt.
Einheitliche Techniken für Bauprojekte
„Wir haben uns in neun Ländern sechs Jahre lang angesehen, welche Tricks, Methoden und Techniken der Strohballenbau braucht. Es ist eine ganz besondere Technik. Das haben wir in einem europäischen Kurs niedergeschrieben, der in allen Ländern gleich gelehrt wird. Das ist das, womit Strohballenbauer in allen Ländern Strohballenhäuser bauen können“, so Gruber.
Dem Klimawandel entgegenwirken
Auch der 72-jährige Schotte Mike Devirae ist in Kobersdorf vor Ort. Er war bereits bei vielen Baustellen in ganz Europa dabei. Ihm geht es vor allem darum, den Prozess genau zu dokumentieren und sein Wissen zu erweitern. „Die Gemeinschaft ist immer toll. Ich habe noch nie Strohballenbauer kennengelernt, die ich nicht gemocht habe. Es geht allen einfach darum, den Klimawandel zu bekämpfen und Alternativen aufzuzeigen. Wir müssen viel mehr solche Häuser bauen, um den Planeten zu retten“, so Devirae.