SPÖ-Parteizentrale in der Löwelstraße in Wien
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Politik

SPÖ-Lager glauben an Einigkeit nach Votum

Nach der Abstimmung um die SPÖ-Spitze zwischen Hans Peter Doskozil und Andreas Babler am Parteitag, soll sich die Partei wieder einig präsentieren – so die Hoffnung. Beide Lager zeigten sich in der Ö1-Diskussionsrunde „Klartext“ am Mittwoch überzeugt, dass man wieder zueinanderfinden kann.

Die Telefone in der SPÖ laufen in diesen Tagen heiß: Sowohl Andreas Babler als auch Hans Peter Dosokzil und ihre jeweiligen Unterstützer versuchen die Delegierten vor dem SPÖ-Parteitag am kommenden Samstag zu überzeugen.

Lercher: Halte alles für möglich

Wie die Stichwahl ausgehen wird, das wollte Max Lercher, Nationalratsabgeordneter und enger Vertrauter von Doskozil, in der Ö1-Diskussionsrunde bei Klaus Webhofer nicht einschätzen: „Ich halte da wirklich alles für möglich. Kein Kandidat kann sich sicher sein, weil niemand weiß, wie die Delegierten letztendlich abstimmen.“ Man müsse sich im demokratischen Prozess wertschätzend bemühen, die Ideen und auch die Politik darzulegen, die man machen wolle, so Lercher.

Diskussion zum Nachhören

Klartext: Freundschaft

Hanke verteidigt Bablers EU-Politik

Zuletzt war der Ton in der SPÖ rauh. Erst am Dienstag wurde ein drei Jahre altes Video von Andreas Babler bekannt, in dem dieser sich sehr kritisch über die EU äußerte – mehr dazu in Babler übte 2020 noch scharfe Kritik an EU. Das sei keine Jugendsünde, räumte seine Unterstützerin, die Wiener Gemeinderätin Marina Hanke, in der Diskussion ein. Doch die zentrale Frage sei, wie sich Babler jetzt in diesem Wahlkampf zur EU-Politik positioniert habe und da könne man klar aus dem Programm herauslesen, dass es Babler darum gehe, die EU zu einer Sozialunion umzubauen.

Lercher: Babler-EU-Video kommt nicht aus Doskozil-Lager

Lercher bestritt Vermutungen, wonach das Video aus dem Doskozil-Lager kommen könnte: „Ich kann das zurückweisen.“ Babler habe das gesagt, aber man wolle darauf nicht einsteigen und im Vorfeld emotionalisieren. „Ich glaube, das tut uns nicht gut. Wir brauchen ein Miteinander“, so der Doskozil-Mitstreiter.

Lercher: Einigung, wenn Wille dazu da ist

Dieses oft beschworene Miteinander zu erreichen, wird die wohl erste große Aufgabe des neuen Parteivorsitzenden. Es sei machbar, die entstandenen Gräben wieder zuzuschütten, sagte Lercher. Man könne sich natürlich einigen, wenn überall der Wille dazu da sei. Es brauche ein Zugehen aufeinander, doch zuerst müsse man am Parteitag abgestimmt werden, damit man wisse, wo man stehe.

Hanke: Kein Einzelner wird Sozialdemokratie neu erfinden

Auch Hanke zeigte sich diesbezüglich zuversichtlich. Nicht alles hänge schließlich nur vom neuen Parteivorsitzenden ab, beide hätten sich auf die Beschlusslage, die man in der SPÖ habe, zu stützen. „Es wird niemand jetzt komplett neu die Sozialdemokratie erfinden als Einzelperson“, so Hanke. Man sei eine große Organisation mit einer breiten Bewegung dahinter. Aber man werde einige Themen wie die Staatsbürgerschaft diskutieren müssen. Auch die Parteistatuten der SPÖ werden wohl geändert – denn ein solches Chaos wie nach der Mitgliederbefragung soll es kein zweites Mal geben.