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Umwelt

120 Maßnahmen für Klimaneutralität

Burgenland will bis 2030 klimaneutral werden. Um das zu erreichen, wurde eine neue Klimastrategie mit rund 120 Maßnahmen ausgearbeitet. Der Klimawandel sei eines der drängendsten Probleme unserer Zeit, so LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ) im „Burgenland heute“-Interview.

Im Jahr 2020 wurden im Burgenland rund 1,8 Millionen Tonnen Treibhausgase ausgestoßen. Der Großteil davon im Bereich Verkehr, gefolgt von der Energiewirtschaft und Industrie, dem Gebäudesektor, der Landwirtschaft und anderen Bereichen, wie etwa der Abfallwirtschaft.

Grafik zu den Treibhausgas-Emissionen
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Diese Zahlen will das Land mit der Klimastrategie 2030 reduzieren. Bis dahin möchte man bilanziell klimaneutral sein. Das bedeutet: Das ausgestoßene CO2 soll einerseits reduziert, vor allem aber durch Klimaschutzmaßnahmen kompensiert werden.

Doskozil sieht Speichern als Schlüsselfrage

Bei der Versorgung mit erneuerbarer Energie, insbesondere über die regionalen Energiegemeinschaften, sei das Speichern die Schlüsselfrage, meinte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ). Sonnenstrom, der auch zur Verfügung stehe, wenn die Sonne gerade nicht scheine, könne die Versorgungsquote erhöhen. Im Juni soll im Rahmen der bestehenden Kooperation mit dem deutschen Batteriehersteller CMBlu der erste Speicher organischer Basis in Schattendorf (Bezirk Mattersburg) in den Versuchsbetrieb gehen.

Hans Peter Doskozil, Astrid Eisenkopf, Helga Kromp-Kolb und Stephan Sharma
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LH Doskozil, seine Stellvertreterin Eisenkopf, Klimaforscherin Kromp-Kolb und Burgenland-Energie-Vorstand Sharma

Aufforstungsprämie und Entsiegelungsprämie

Um die Bodenversiegelung zu reduzieren, sind eine Aufforstungs- und eine Entsiegelungsprämie geplant. Außerdem sollen Wirtschafts- und Industriegebiete künftig für einen ganzen Bezirk an einem Standort errichtet werden, um große Wirtschaftsparks in den einzelnen Gemeinden zu verhindern. Im Bereich der Landwirtschaft setzt das Land weiter auf regionale und biologische Lebensmittel.

Ziel sei es, die Bevölkerung durch Anreize auf den Weg zur Klimaneutralität mitzunehmen, sagte Doskozil. Dafür sei es wichtig, den Klimaschutz in die Schulen zu bringen. Im Burgenland gebe es dazu zahlreiche Projekte, letztlich müsse aber das Bildungsministerium die „historisch gewachsene Stundentafel endlich aufbrechen“, forderte Doskozil.

Vize-Landeshauptmann Eisenkopf zur Klimastrategie

Astrid Eisenkopf (SPÖ) kommentiert die „Klimastrategie 2030“ des Landes, für die 120 Maßnahmen ausgearbeitet wurden.

Eisenkopf: „Keine Zeit zu verschwenden“

Mit der Klimastrategie sei auch ein Berechnungstool entwickelt worden, das aufzeigen solle, wie groß das Potenzial einzelner Maßnahmen zur Einsparung von CO2-Emissionen sei, erläuterte Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ). Im „Burgenland heute“-Interview am Dienstagabend wies sie darauf hin, dass das Jahr 2022 laut Klimabericht das drittwärmste Jahr und das zweittrockenste Jahr in der gesamten Messgeschichte gewesen sei. Man sehe rund um den Neusiedler See, welche Auswirkungen der Klimawandel im Burgenland habe. Daher sei es notwendig, etwas zu tun, so Eisenkopf: „Daher heißt es, keine Zeit zu verschwenden.“

Im Pendlerland Burgenland spielt dabei der Verkehr natürlich eine große Rolle. Man habe erst im vergangenen Jahr die neue Gesamtverkehrsstrategie und eine neue Elektromobilitätsstrategie präsentiert, wo ganz viele Maßnahmen bis 2030 definiert seien – angefangen von Förderanreizen und vom Ausbau der E-Lade-Infrastruktur, so Eisenkopf. Aber auch der Ausbau des öffentlichen Verkehrs sei enthalten. Wichtig sei es, die Menschen mitzunehmen und im Klimaschutz sei es wesentlich, auf Bewusstseinsbildung zu setzen, meinte auch die Landeshauptmann-Stellvertreterin.

PV-Anlage auf einem Demonstrationsdach
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Private, Gemeinden und Betriebe als Energieproduzenten

Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, die derzeit bei 50 Prozent liegt, soll im Burgenland laut dem Burgenland-Energie-Vorstandsvorsitzenden Stephan Sharma bis Jahresende auf 40 Prozent reduziert werden. Privatpersonen, Gemeinden und Unternehmen sollen Energie künftig mit Wind, Sonne, Wasserstoff und Speicher selbst produzieren. Die Umstellung des Energiesystems werde knapp 4,5 Milliarden Euro kosten, sich aber nach ungefähr neun Jahren rechnen. Derzeit zahle man nämlich eine halbe Milliarde pro Jahr für Energieimporte, argumentierte Sharma.

Wissenschaftliche Begleitung geplant

Die Umsetzung der Klimastrategie soll wissenschaftlich begleitet werden – wie genau werde derzeit noch erarbeitet, sagte Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb. Insgesamt sei die Strategie „bemerkenswert“, zumal sie sich auch an den UNO-Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals) orientiere, betonte Kromp-Kolb.