Michael Streit in seinem Rollstuhl. Neben ihm läuft sein Hund
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Soziales

Tag der Inklusion: Noch immer viele Barrieren

Heute ist der Tag der Inklusion. Dieser Tag wurde 1992 ins Leben gerufen. Seither ist der 5. Mai ein europäischer Protesttag zur Inklusion von Menschen mit Behinderung. Im Burgenland leben 21.000 Menschen mit Behinderung. Trotz UN-Behindertenrechtskonvention gibt es für sie noch viele Barrieren.

Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung, einer Sinneseinschränkung, einer psychischen oder einer chronischen Krankheit oder mit mehrfachen Behinderungen haben oft nicht die Möglichkeit am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Michael Streit erkrankte im Alter von 31 Jahren an einer Muskeldystrophie, einer erblichen Muskelerkrankung. Seither sind weitere Krankheiten, wie Diabetes, hinzugekommen. Der mittlerweile 43-jährige sitzt im Rollstuhl und engagiert sich im ÖZIV Burgenland – dem Verband für Menschen mit Behinderung.

Michael Streit in seinem Rollstuhl. Neben ihm läuft sein Hund
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Michael Streit mit seinem Hund Versace

„Inklusion wird nirgendwo wirklich gelebt“

„Wir haben seit über einem Jahrzehnt das Gesetz, dass zum Beispiel alles barrierefrei sein muss bei Geschäften und so weiter. Aber es ist mehr als 80 Prozent nicht barrierefrei“, kritisiert Streit. Inklusion werde eigentlich nirgendwo wirklich gelebt, für Menschen mit Behinderung gebe es noch immer viele Hürden. Das beginne schon bei der Suche nach einem entsprechenden Hotel. „Irgendwo Urlaub machen ist eine Herausforderung für sich. Barrierefreie Ärzte zu finden ist eine Herausforderung für sich“, so Streit.

Michael Streit
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Michael Streit

Inklusion bedeutet, dass alle Menschen in allen Lebensbereichen gleichberechtigt sind. Der Österreichische Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen hat es sich zum Ziel gesetzt, dass Menschen mit und ohne Behinderung miteinander aufwachsen, lernen, studieren und sich kulturell und sportlich betätigen können.

Tag der Inklusion: Noch immer viele Barrieren

Am Freitag war der 1992 ins Leben gerufene Tag der Inklusion. Seither ist der 5. Mai ein europäischer Protesttag zur Inklusion von Menschen mit Behinderung. Im Burgenland leben 21.000 Menschen mit Behinderung. Trotz UN-Behindertenrechtskonvention gibt es für sie noch viele Barrieren.

„Barrierefreiheit weiter denken“

Rudolf Halbauer, der Leiter der Landes-Servicestelle für Menschen mit Behinderung, sprach sich im Burgenland-heute-Interview dafür aus, Barrierefreiheit weiter zu denken, denn es sei mehr, als dass Gebäude Rollstuhl-gerecht gebaut werden. Barrierefreiheit müsse auch für Menschen, die eine Gehbehinderung haben und Krücken benötigen, oder blind sind, gelten. Barrierefreiheit könne auch als Chance für Unternehmer gesehen werden, denn Menschen mit Behinderung seien Kundinnen und Kunden, die auch ihr Geld ausgeben wollen, so Halbauer.

In Förderwerkstätten bekommen Klientinnen und Klienten Taschengeld. Viele von ihnen fordern einen Lohn. Halbauer trete dafür ein, das Wort „Taschengeld“ als Begriff in diesem Zusammenhang zu streichen, denn es sei verletzend und diskriminierend für die Betroffenen. „Die Menschen erbringen ihre Leistung aber der Schwerpunkt in Tages- und Werkstätten liegt in der sozialen Integration und sozialen Betreuung.“ Eine Möglichkeit wäre das Einführen einer Leistungsprämie, so Halbauer.

Berater für Menschen mit Behinderung im Gespräch

Rudolf Halbauer, Leiter der Servicestelle für Menschen mit Behinderung beim Patienten- und Behindertenanwalts des Landes Burgenland, spricht unter anderem über die nicht gegebene Barrierefreiheit sowie darüber, wie für Arbeitgeber Anreize geschaffen werden können, um Menschen mit Behinderung anzustellen.

„Barrieren beginnen mit Gedanken im Kopf“

Zum Umgang mit Menschen mit Behinderung innerhalb der Gesellschaft sagte Halbauer: „Barrieren beginnen mit Gedanken im Kopf. Diese Barrieren gilt es abzubauen, damit ein inklusives und selbstbestimmtes Leben für die Menschen in unserer Gesellschaft selbstverständlich ist“, so Halbauer. Das beginne schon damit, dass Menschen mit Behinderung kein Mitleid oder kein Bedauern entgegen gebracht werden sollte, sondern ein wertschätzender Umgang.