Aktionsplan gegen Gewalt
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Politik

Gewaltvergehen werden immer häufiger

Das Land hat einen Aktionsplan gegen Gewalt erstellt, um der zunehmenden alltäglichen Gewalt in allen Lebensbereichen, vor allem gegen Frauen, entgegenzuwirken. Präsentiert wurden die Maßnahmen zur Gewaltprävention nach einem zweijährigen Prozess unter Mitwirkung von mehr als 20 Einrichtungen am Freitag.

Vor allem in den vergangenen beiden Jahren wurden Gewaltvergehen immer häufiger dokumentiert. Das lässt sich einerseits an der Zahl der von der Polizei ausgesprochenen Betretungsverbote und andererseits an der Zahl der Menschen in Beratung ablesen.

Gewaltprävention rückt in den Fokus

Mehr als 700 Menschen sind allein im Gewaltschutzzentrum Burgenland in Beratung. Die überwiegende Mehrheit der Opfer ist weiblich, die meisten Gefährder männlich. In Zukunft wolle man die Gewaltprävention im Burgenland stärker forcieren. Ziel sei es, Menschen zu erreichen, bevor Gewalt entstehe. Und das sei auch der Grund, wieso man diesen Aktionsplan gegen Gewalt ins Leben gerufen habe, so Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ). So sollen etwa Gewaltschutzambulanzen in den nächsten zwei Jahren ausgebaut werden.

Aktionsplan gegen Gewalt
Bgld. Landesmedienservice
Karin Gölly, Landeshautpmannstellvertreterin Astrid Eisenkopf und Landespolizeidirektor Martin Huber

Außerdem soll es Sozialarbeit schon im Kindergarten geben und die Zahl der Männerberatungsstellen ausgebaut werden. Nach wie vor ein Problem sei auch die hohe Dunkelziffer bei Gewaltverbrechen. Auch wenn die Zahlen in den vergangenen Jahren gestiegen seien, sei es immer noch so, dass der Großteil der von Gewalt betroffenen Menschen im Burgenland nicht die Polizei rufe oder sich bei einer Hilfseinrichtung melde, so Karin Gölly vom Netzwerk Gemeinsam gegen Gewalt.

Zahl an Betretungsverboten gestiegen

Die Zahl an Betretungsverboten – 2022 wurden im Monatsschnitt 28 Verbote ausgesprochen, 2021 waren es noch 23 monatlich – belege auch das Ansteigen von Gewalt im familiären Umfeld, erklärte Landespolizeidirektor Martin Huber. Er verwies auch darauf, dass es seit dem Vorjahr auf jeder Polizeidienststelle speziell geschulte Beamten für den Bereich Gewalt in der Familie gibt. Seit 2020 können auch sicherheitspolizeiliche Fallkonferenzen bei Hochrisikofällen abgehalten werden.

Aktionsplan gegen Gewalt
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Der Aktionsplan soll vor allem bei der Gewaltprävention ansetzen

Der Aktionsplan gegen Gewalt ist auf fünf Jahre ausgelegt und wird von der FH Burgenland wissenschaftlich begleitet. Vier Lebensbereiche wurden definiert, in denen spezifische Formen von Gewalt am häufigsten ausgeübt werden: Familie, Bildungsbereich, Arbeitsumfeld sowie öffentlicher und digitaler Raum.