„Snus“, das sind kleine, weiße Päckchen, die mit synthetischem Nikotin, Aromastoffen und Salzen gefüllt sind. Sie werden unter die Oberlippe geschoben und bleiben dort etwa zehn bis 15 Minuten. Über die Schleimhäute im Mund wird das Nikotin aufgenommen. „Snus“ kommt ursprünglich aus Skandinavien, wo es schon lange verbreitet ist. Das originale „Snus“ ist in Österreich und anderen EU-Ländern aber verboten, da es neben Nikotin auch Tabak enthält. Daher wurden für diesen Markt die Nikotinbeutel ohne Tabak entwickelt.
Unklare Inhaltsangabe
Das macht sie aber nicht besser oder gesünder als die Originale. Denn in Skandinavien gibt es strenge Vorschriften, was die Angabe der Inhaltsstoffe betrifft. Diese jeweiligen nationalen Vorschriften sind strenger als die diesbezüglichen EU-Gesetze, sagt der Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Christian Müller. Durch die fehlende Regulierung und Gesetzeslage sei unklar, wie viel Nikotin man über den Nikotinbeutel zu sich nehme. Das sei gerade für Kinder, Jugendliche „hochgefährlich“.
Deutlich mehr Nikotin als in einer Zigarette
Ein Beutel enthält in etwa die drei bis vierfache Menge Nikotin im Vergleich zu einer Zigarette. Das kann vor allem bei jungen und unerfahrenen Menschen zu Übelkeit, Erbrechen oder Herz-Kreislaufproblemen führen.
Aufgrund des fehlenden Tabaks ist die Gefahr von Lungenkrebs bei den Nikotinbeuteln zwar nicht gegeben, dafür hat „Snus“ aber starke Auswirkungen auf den Mund, sagt Müller. Die Folgen können vielfältig sein: Von Zahnfleischveränderungen, Mundschleimhautveränderungen, Irritationen der Zähne, eine Veränderung der Zusammensetzung der Mundschleimhaut bis hin zu einem erhöhten Risiko für Mundschleimhaut- und Wangenschleimhautkrebs.
„Werbung als Dilemma“
Dennoch sind die Nikotinbeutel vor allem bei Jugendlichen im Vormarsch – Vorangetrieben durch zielgerichtete Werbung. „Das ist ein Dilemma. Es wird so getan, als wäre es gesund. Es wird so getan, als wäre es die optimale Alternative zur Zigarette. Es wird so getan, als wäre es ganz okay und ohne Problem. Das ist der größte Schaden, der derzeit über die Werbestrategie angerichtet wird“, sagt Müller.
„Snus“-Nikotinbeutel
Jugendliche in Eisenstadt über ihre Erfahrungen mit „Snus“.
Bei einer ORF-Umfrage unter Jugendlichen in Eisenstadt zeigte sich eher eine ablehnendes Haltung gegenüber den Nikotinbeuteln. Der Konsum von „Snus“ ist aber dennoch stark im steigen. Von einer „gesünderen“ Alternative zur Zigarette kann man jedenfalls definitiv nicht sprechen.