In Holzschlag gab es drei große Roma-Siedlungen. Sie alle lagen außerhalb des Ortes am Waldrand. Heute ist davon bis auf einen Brunnen – verwachsen und versteckt im Wald –, wo früher die Roma ihr Wasser holten, kaum mehr etwas übrig.
In einer der ehemaligen Siedlungen steht aber noch immer das Haus des Holocaust-Überlebenden Anton Papai, der 2011 starb. Heute wohnt seine Tochter Ingrid Klein darin. Sie ist die einzige noch in Holzschlag lebende Romni. Sie habe nach 30 Jahren Ehe beschlossen, zu ihrem Vater zu ziehen, weil sie beide allein gewesen seien. Ihre Brüder hätten ihr später das Haus geschenkt.
Klein: Hatte eine glückliche Kindheit
Die heute 64-Jährige Klein erinnert sich gerne an früher. Sie habe eine sehr glückliche Kindheit gehabt. „Wir waren immer unter uns“, erzählte sie im ORF-Burgenland-Interview. Im Ortsteil Günseck habe es ein paar Kinder gegeben, die mit ihr, ihren drei Geschwistern und den Nachbarskindern gespielt hätten, aber es seien eben wenige gewesen.
Nadine Papai: Roma-Wurzeln früher verschwiegen
Kleins Nichte Nadine Papai wuchs in Wien auf. Ihre Roma Wurzeln musste sie als Kind verschweigen: „Es war eigentlich schon ein schwieriges Thema. Wir – als quasi nur mehr halbe Roma – durften eigentlich nicht viel darüber reden und auch nicht viel erfahren darüber, weil unsere Vorfahren gemeint haben, es ist besser, wenn man das nicht weiß, wenn man eben in der Mehrheitsbevölkerung lebt.“ Heute stehe sie zu ihren Roma-Wurzeln. Es gebe schon immer wieder Situationen, wo Leute damit ein Problem hätten, aber mittlerweile sei ihr das egal, erklärte Papai.
Sendungshinweis
„Romano Dikipe“,16.4.2022, 13.05 Uhr, ORF 2 Burgenland
Gedenkstein für deportierte und ermordete Roma
An die in der NS-Zeit deportierten und ermordeten Roma von Holzschlag erinnert ein Gedenkstein auf dem Friedhof. Ursprünglich habe es eine Gedenktafel am Friedhof gegeben, erzählte Bürgermeister Christian Pinzker (SPÖ). Diese habe im Zuge von Bauarbeiten kurzfristig weichen müssen und man habe jetzt ein Mahnmal, das quasi für die Ewigkeit gedacht sei.
Der Bürgermeister zeigte ORF-Reporter Adi Gussak die Roma-Gräber, die früher nur am Rande des Friedhofs geduldet waren, so wie die Roma selbst. Auch Anton Papai fand auf dem Friedhof in Holzschlag seine letzte Ruhestätte.