Chronik

Bugnyar: Spannungen sind fast schon Alltag

Das Jahr 2023 ist aus religiöser Sicht ein Besonderes. Der islamische Ramadan, das jüdische Pessachfest und das christliche Osterfest fallen heuer terminlich zusammen. In Israel verschärft das den Nahost-Konflikt. Das erlebt auch der burgenländische Rektor des Österreichischen Hospizes in Jerusalem, Markus Bugnyar, mit.

Der Tempelberg in Jerusalem ist vor allem in diesen Tagen ein umstrittenes Gebiet. Die Klagemauer auf der Westseite ist für die Juden ein heiliger Ort, die Al-Aksa-Moschee oben auf dem Berg für Muslime. Angehörige beider Religionen pilgern während der Feiertage derzeit verstärkt dorthin. Spannungen gibt es nicht nur dort – in der Grenzregion kam es zuletzt wieder zu Raketenangriffen – mehr dazu in Israel: Erneut Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen.

Leben in der Altstadt von Jerusalem normal

Von all dem bekommt der burgenländische Priester Markus Bugnyar wenig mit. Er lebt als Rektor des Österreichischen Hospizes zur heiligen Familie seit vielen Jahren in Jerusalem. „Wenn wir nicht absatzweise unsere Handys zur Hand nehmen würden und selber Nachrichten lesen, Nachrichten hören, würden wir hier vor Ort gar nichts mitbekommen. Wir haben vor zwei Tagen natürlich mitbekommen, dass es in der Nacht lauter war, als es diese Ausschreitungen am Tempelberg gegeben hat. Aber ansonsten gestaltet sich das Leben für uns hier vor Ort in der Altstadt von Jerusalem ganz normal und genauso für die Pilgergäste, die gerade bei uns zu Gast sind“, so Bugnyar.

Österreichisches Hospiz in Jerusalem
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Blick vom Dach des Österreichischen Hospizes in der Altstadt von Jerusalem

Spannungen sind fast schon alltäglich

Die immer wieder neu aufflammenden Spannungen sind für Bungyar schon fast alltäglich. Heuer gebe es durch die Terminkollision der Feiertage ein besonders hohes Konfliktpotenzial. Im Grunde habe sich das schon Anfang des Jahres angekündigt. Da habe man schon gewusst, dass diese Tage, diese Wochen besonders spannungsreich werden, so Bugnyar.

„Ich würde das, was ich hier vor Ort erlebe, fast schon als Normalbetrieb bezeichnen. Und da gehören, leider – so traurig das ist – auch politische Spannungen zum Alltag dazu. Aber nichts, was nach meiner Einschätzung darauf hindeuten würde, dass wir hier am Beginn einer größeren Gewalteskalation stehen würden“, sagte Bugnyar. In den kommenden Tagen ist eine Entspannung der Lage aber jedenfalls noch nicht in Sicht.