Superintendent Robert Jonischkeit
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Religion

Jonischkeit: „Wir-Gefühl stärken“

Die 30.000 evangelischen Christen im Burgenland begehen am Karfreitag ihren höchsten Feiertag im Kirchenjahr. Superintendent Robert Jonischkeit nahm über die Bedeutung des Karfreitags, die aktuellen Herausforderungen und über die Nachwirkungen der Coronavirus-Pandemie in einem Interview Stellung.

burgenland.ORF.at: Herr Superintendent, am heutigen Karfreitag war die Pandemie kein Thema mehr. Im Gegensatz zum Vorjahr. Da herrschte noch Maskenpflicht. Die Pandemie ist also vorbei. Was geblieben ist, sind aber die Gräben, die sie in der Bevölkerung hinterlassen hat. Was kann denn die Kirche tun, um diese Gräben wieder zuzuschütten?

Superintendent Robert Jonischkeit: Was sie dazu beitragen kann, ist, dass sie bei den Menschen, in den Pfarrgemeinden, in den Gemeinschaften doch ein bisschen wieder dieses Wir-Gefühl erzeugt – dieses Gefühl der Solidarität, das gerade in Krisen ganz besonders notwendig ist und vielleicht auch ein bisschen einen weiteren Blick macht. Nämlich dass es nicht darauf ankommt, jetzt im Nachhinein zu diskutieren, wer hat recht gehabt, wir haben recht gehabt, ihr habt recht gehabt, sondern dass man da wirklich drüber steht und jetzt auf das Gemeinsame schaut.

burgenland.ORF.at: Wie schaut es denn um das Wir-Gefühl und das Gemeinsame innerhalb der evangelischen Kirche aus? Da gab es ja in dieser Woche Kritik, die Ihnen via Zeitung ausgerichtet wurde aus dem Bezirk Oberwart, wo es ja die meisten evangelischen Gemeinden gibt, dass sie dort zu wenig Präsenz zeigen würden. Was sagen Sie denn dazu?

ORF-Burgenland-Reporter Andreas Herbst und Superintendent Robert Jonischkeit
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ORF-Burgenland-Reporter Andreas Herbst im Gespräch mit Superintendenten Robert Jonischkeit

Jonischkeit: Wenn gefeiert wird, wenn Gottesdienste sind, wenn ich einen Gottesdienst gestalten darf, dann komme ich immer sehr gerne, wenn ich eingeladen werde. Und ich würde mir wünschen, dass mich die Pfarrgemeinden einladen. Ich habe auch noch nie eine Einladung abgelehnt. Und es ist natürlich schon ein bisschen schmerzhaft, diesen Wunsch, der an sich positiv ist, aus der Zeitung zu lesen.

burgenland.ORF.at: Das klingt ein bisschen so, als wäre das Gesprächsverhältnis nicht unbedingt das beste, zumindest zu einigen Gemeinden.

Jonischkeit: Das Gesprächsverhältnis ist an sich ein sehr positives – also so wie ich das wahrgenommen habe. Ich kann Angebote machen, wenn das gewünscht ist, würde mich aber eben freuen, auch auf eine Einladung dann dorthin zu kommen.

burgenland.ORF.at: Sie waren ja im Vorjahr am Karfreitag nicht im Burgenland, sondern in Ihrer alten Heimat in Tirol. Hat man Ihnen das dann eigentlich auch vorgeworfen?

Jonischkeit: Wurde mir vorgeworfen, allerdings nicht direkt, sondern ich habe das dann meistens immer nur über mehrere Ecken erfahren, habe aber sehr wohl herausgehört, dass das überhaupt nicht geht, dass der Superintendent am Karfreitag nicht im Lande ist. Ich bin lernfähig und deswegen bin ich in diesem Jahr nicht nur hier, sondern auch in den Gottesdiensten präsent.

Superintendent Robert Jonischkeit beim Karfreitagsgottesdienst in Pöttelsdorf
ORF/Andreas Herbst
Den Karfreitagsgottesdienst feierte der Superintendent gemeinsam mit den Gläubigen in Pöttelsdorf im Bezirk Mattersburg

burgenland.ORF.at: Etwas, was man aus allen evangelischen Gemeinden eigentlich hört, ist die Sorge um den Nachwuchs, dass wieder junge Leute in die Kirche kommen und zur Gemeinschaft kommen. Welche Strategien haben Sie denn da, um mehr junge Menschen zur Kirche zu bringen?

Jonischkeit: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass junge Leute in die Kirche kommen, wenn besondere Anlässe sind, wenn Events gemacht werden, wenn Veranstaltungen sind, die vielleicht nur drei, vier Mal im Jahr sind. Aber dort kommen sie dann tatsächlich hin und ich glaube, in die Richtung muss man ein Zusatzangebot entwickeln oder sich vielleicht überhaupt langsam in diese Richtung auch bewegen.

burgenland.ORF.at: Ein großes Thema, das eigentlich derzeit jeden betrifft, ist die Teuerung. Die hohen Energiekosten betreffen auch die Kirche. Wie schaut es denn da finanziell für die Kirche aus mit diesen Energiekosten?

Jonischkeit: Also die Kirche besteht ja aus den Pfarrgemeinden und den Menschen, die dort tätig sind und da treffen diese Teuerungen leider auf allen Ebenen zu. Das sind die Gläubigen in ihrem privaten Bereich, das sind die Pfarrgemeinden, die sehr zu kämpfen haben, gerade mit den Energiekosten und das sind dann aber auch die finanziellen Möglichkeiten, die die Landeskirche hat.

burgenland.ORF.at: Und um die finanziellen Möglichkeiten zu verbessern, wird vermutlich auch der Kirchenbeitrag angehoben oder ist angehoben worden. Einige Gemeinden wollen aber unter der Vorgabe der evangelischen Kirche Österreichs bleiben und weniger verlangen. Geht sich das am Ende finanziell aus, für die Kirche?

Jonischkeit: Das kann ich mit einem ganz klaren Nein beantworten. Wenn man die Pfarrergehälter weiter zahlen möchte, wenn man garantieren möchte, dass auch weiter Pfarrer im bisherigen Ausmaß zur Verfügung stehen – was eh immer schwieriger wird – muss die Kirche auch irgendwie die finanziellen Möglichkeiten haben, das zu garantieren.

burgenland.ORF.at: Seit 2019 ist der Karfreitag kein Feiertag mehr ist. Als persönlichen Feiertag kann man sich seither Urlaub nehmen. Ist das heute noch ein Thema für die Gläubigen, haben die das angenommen oder ärgert das noch immer sehr viele?

Jonischkeit: Also, es ist absolut noch ein Thema. Ich glaube, dass da auch noch eine große Verärgerung durchaus vorhanden ist, meines Erachtens auch zu Recht. Wenn ich gefragt werde, was der höchste Feiertag im Christentum ist, dann sage ich jetzt weder Karfreitag noch Ostersonntag, sondern ich sage das Osterfest. Und zum Osterfest gehört beides einfach untrennbar zusammen.

burgenland.ORF.at: Wie werden Sie abseits des kirchlichen Geschehens Ostern verbringen?

Jonischkeit: Also das Schöne ist, mit kleinen Kindern bekommen ja auch die traditionellen Feste im Laufe des Jahres eine ganz besondere Bedeutung. Natürlich werde ich auf der einen Seite die Gottesdienste machen und den religiösen Aspekt eben bedenken und dann mit den Kindern, so wie alle anderen auch, im Garten die Ostereier suchen und die Schokoladehasen und alles, was dazugehört.

Das Gespräch führte Andreas Herbst, burgenland.ORF.at