Die Störche kommen heuer ein wenig später als üblich nach Rust und lassen zum Teil auch noch auf sich warten. Zehn Paare haben ihre Nester aber schon bezogen. Neben einigen verletzten Tieren, die in der Storchenstation aufgepäppelt werden, gibt es auch einige gesunde Vögel, die sogar über den Winter bleiben, sagt Rudolf Karassowitsch vom Storchenverein Rust. Er nennt die Tiere „Winterstörche“.
Winter- und Pflegestörche
„Mittlerweile haben wir vier Winterstörche. Wir vermuten, dass sie irgendwann einmal in der Pflegestation waren und einfach nicht mehr wegfliegen“, so Karassowitsch. Derzeit befinden sich acht flugunfähige Störche in der Station, wo sie betreut werden.
Karassowitsch wurde die Betreuung der Störche quasi in die Wiege gelegt. „Meine Eltern haben mit der Pflege von Störchen angefangen. Irgendwann ist es einfach von den finanziellen Mittel nicht mehr so richtig gegangen, weil das alles von meinen Elternprivat bezahlt wurde“, so Karassowitsch. Gemeinsam mit Freunden beschlossenen seine Eltern damals den heute noch existierenden Storchenverein zu gründen.
Die Störche sind mittlerweile aus Rust nicht mehr wegzudenken und auch für den Tourismus in der Stadt eine wichtige Säule. Karassowitsch hat eine Theorie warum sich die Tiere ausgerechnet in Rust so wohl fühlen. „Wir vermuten, dass das mit der Dichte der Dächer in der Altstadt zusammenhängt. In der Natur brüten die Störche auf Bäumen ziemlich eng zusammen in Kolonien“, so Karassowitsch. Zudem finden die Tiere am Ortsrand auf den gemähten Weiden stets genug Futter.
„Lebensraum verlagert sich“
Der sinkende Wasserstand des Neusiedler Sees wirke sich mittlerweile auch auf die Störche aus. Früher haben sich Tiere bevorzugt auf den Wiesen beim See aufgehalten. Inzwischen habe sich ihr bevorzugter Lebensraum in die Weinberge verlegt, wo sie offenbar mehr Futter finden, sagt Karassowitsch.