Der neue Job bei der Diözese hat sich mehr oder weniger durch den alten bei der EU-Kommission ergeben, erzählt Johannes Stipsits im Interview mit ORF Burgenland Redakteur Günter Welz. Er habe in Brüssel immer wieder Vertreter des Burgenlandes getroffen, so auch Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics. „Wir haben unsere Gespräche vertieft und hat er erzählt, dass er einiges vor habe in der Diözese und hat mich gefragt, ob das nicht etwas für mich wäre“, erinnert sich Stipsits an die ersten Gespräche.
Seit kurzem leitet der 52-jährige Stipsits nun das „Unternehmen Kirche“ mit etwa 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Dieses Unternehmen muss wirtschaftlich und modern handeln. Schaut man sich etwa die Einnahmen und Ausgaben der Diözese in den vergangenen Jahren an, zeigt sich folgendes Bild: 2019 wurden Einnahmen von 26,7 Millionen Euro erzielt, im Jahr 2021 waren es 26,6 Millionen Euro. Ausgegeben wurden 2019 26,8 Millionen Euro, im Jahr 2021 stiegen die Ausgaben dann auf 31 Millionen Euro. Verantwortlich für dieses doch deutliche Minus ist die Sanierung bzw. der teilweise Bau des neuen Verwaltungsgebäudes.
Stipsits spricht von einem soliden finanziellen Kurs. „Aber wir müssen uns den Herausforderungen der Zeit stellen. Wir sind wie alle von der Teuerung betroffen, auch das Thema Corona hat uns extrem getroffen. Und was natürlich unmittelbar damit verbunden ist, sind die Kirchenaustritte“, so Stipsits.
„Wir müssen weitere Einnahmequellen erschließen“
Denn die größte Einnahmequelle der Kirche ist der Kirchenbeitrag. Im Jahr 2017 waren 192.800 Burgenländerinnen und Burgenländer in der Katholischen Kirche, fünf Jahre später waren es knapp 10.000 Menschen weniger. „Wir müssen neben dem Kirchenbeitrag weitere Einnahmequellen erschließen. Das bleibt uns nicht erspart, weil wir zu sehr vom Kirchenbeitrag abhängig sind“, so Stipsits. Hier gehe es darum bestehende Ressourcen zu nützen, zum Beispiel im Bereich Immobilien. „Da muss man schauen, dass man etwas entwickelt, dass man hier in Zukunft bestehende oder neue Einnahmequellen lukriert“.
PV-Anlagen auf Kirchendächern?
In Zeiten von Energiekrise und steigenden Kosten ist auch das Thema CO2-Neutralität und erneuerbare Energien für die Kirche gefragt. Auf die Frage, ob es beispielsweise künftig Photovoltaikanlagen auf den Kirchendächern geben könnte, antwortet Stipsits. „Das kann ich mir gut vorstellen. Es wird aber nicht möglich sein, das kann ich jetzt schon vorweg sagen, weil wir eben das Thema des Denkmalschutzes haben und hier natürlich sehr vorsichtig agieren müssen und diese Kriterien einhalten müssen".
Es gebe aber bereits Pilotprojekte, bei denen man versuche „Pseudoanlagen“ zu montieren und zu schauen, ob es nicht doch möglich sei, sagt Stipsits. „Wir gehen also auch hier neue, innovative Wege“. Mit diesen neuen Wegen soll die altehrwürdige Kirche erhalten bleiben – eine Herausforderung für den neuen Generaldirektor.