Im Jahr 2021 haben sich 69 Eisenstädter Paare das Ja-Wort gegeben. Im Gegenzug wurden im gleichen Jahr 34 Eisenstädter Ehen wieder geschieden. Soweit die Zahlen der Statistik Austria. Laut einer Analyse eines deutschen Instituts war die Landeshauptstadt damit im direkten Vergleich mit anderen österreichischen Orten die Scheidungshochburg.
Modernes Dating mit Vor- und Nachteilen
„Es ist so einfach einen neuen Partner zu finden. Das ist auf der einen Seite total wichtig und gut, weil ich nicht alleine bleiben muss. Ich kann auch mit 80 Jahren noch einen Partner finden. Auf der anderen Seite geht es eben so einfach: Ich wische zweimal nach links, da rede ich jetzt von Dating-Aps, und schon kann ich mir einen neuen Partner finden. Da ist natürlich in den Köpfen oft der Gedanke, dass man zweimal nach links oder rechts wischt, wenn es kompliziert wird. So manifestiert sich eben sehr stark eine Wegwerf-Gesellschaft“, sagte Paar- und Sexualtherapeutin Jutta Mikats-Judex.
Coronaviruspandemie befeuerte Scheidungsrate
Als zweiten wesentlichen Punkt nennt die Paar- und Sexualtherapeutin die pandemiebedingte Zeit zu Hause. „Früher waren die höchsten Trennungsraten immer nach Urlauben. Die Coronaviruspandemie war ja so eine Art Zwangsurlaub, wo man gezwungen war 24 Stunden jeden Tag miteinander zu verbringen. Da kann man sich dann schon vorstellen, was passiert, wenn die Beziehung schon vorbelastet ist und es im normalen Alltag schon Reibereien gegeben hat, und man dann nicht hinausgehen kann“, so Mikats-Judex.
Im vergangenen Jahr 2022 haben sich österreichweit wieder so viele Paare das Ja-Wort gegeben, wie im Vorkrisenjahr 2019. Auch die Zahl der Scheidungen ging insgesamt zurück. Die durchschnittliche Ehedauer liegt bei rund zehn Jahren. „Es hat viele Vorteile, dass man nicht mehr gezwungen ist in einer Beziehung zu bleiben, in der man nicht glücklich ist. Wo es vielleicht für jeden einen Partner geben würde, mit dem man das Leben besser teilen könnte. Auf der anderen Seite ist es aber auch wieder schade, wenn man manche Sachen so schnell weggibt“, sagte Mikats Judex.
„Scheidungshochburg“ Eisenstadt
Seit 2021 ist trägt Eisenstadt den inoffiziellen Titel „Scheidungshochburg“ in Österreich. Mit einer Quote von fast 50 Prozent liegt die burgenländische Hauptstadt im Spitzenfeld.