Marlene Engelhorn im ORF Interview
ORF
ORF
Leute

Engelhorn: Geld gerecht verteilen

Die österreichische Millionenerbin Marlene Engelhorn würde sich selbst wohl als „stinkreich“ bezeichnen. Sie findet es ungerecht, dass Vermögen ungleich verteilt ist und verlangt – auch in ihrem Buch „Geld“, das sie kürzlich in Mattersburg vorgestellt hat – eine entsprechende Versteuerung.

Die junge Frau stellt aufsehenerregende Forderungen. Marlene Engelhorn verlangt, dass reiche Menschen – wie sie selbst – deutlich mehr Steuern zahlen müssen: „Wenn ich jetzt auf die eine Seite falle und ich habe zu viel. Dann habe ich einen Exzess, der woanders fehlt. Das muss umgeschichtet werden. Das ist Aufgabe des Staates. Denn das ist legitimerweise und demokratischerweise der Dritte, der das machen kann.“

Marlene Engelhorn bei einer Lesung
ORF
Marlene Engelhorn bei einer Lesung in Mattersburg

„Der Staat ist immer effektiver“

Die 31-jährige Germanistin ist Spross einer milliardenschweren Industriellen-Dynastie. Freiwillige Spenden von Superreichen sind für sie der falsche Weg. Sie erzählt von einem Beispiel: „Der Cousin meines Großvaters Curt Engelhorn hat in seinem Leben vielleicht 40 oder 50 Millionen Euro gespendet. Er hat aber auch beim Verkauf seiner Anteile von Boehringer Mannheim neun Milliarden gemacht, die er unversteuert bekommen hat. Das ist ein winziger Bruchteil. Wenn man ehrlicherweise runden würde, könnte man sagen, er hat nichts gespendet. Hätte der Staat von diesem Verkauf die Steuern abgezogen und hätte das nutzen können, um den Sozialstaat auszubauen, es wäre ein wesentlich höherer Betrag gewesen, als diese über die Lebenszeit aufgerechneten 40 oder 50 Millionen. Soll heißen: Der Staat ist immer effektiver, als irgendeine Spendenaktion von irgendeiner reichen Pappnase wie mir.“

Buch mit dem Titel „Geld“
ORF
Engelhorns Buch „Geld“

Möchte auf Großteil des Vermögens verzichten

Engelhorn fordert nicht weniger als eine Umverteilung von Reichtum und Macht. Sie selber möchte auf mindestens 90 Prozent ihres zukünftigen Erbes im zweistelligen Millionenbereich verzichten. Das ist wohl für viele kaum vorstellbar, dass sich jemand freiwillig von so viel Geld trennt. „Ich glaube, das ist genau der Kernpunkt, das kann man gar nicht verstehen. Weil zwei Perspektiven sich einer Frage widmen: Wie viel ist eigentlich genug?“, sagt Engelhorn. Politisch ist es für Engelhorn erst genug, wenn Vermögen auf der ganzen Welt gerecht verteilt wird.