Interview von Hannes Auer mit Paul Iby
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Religion

30 Jahre nach der Bischofsweihe: Paul Iby blickt zurück

Vor 30 Jahren – im Jänner 1993 – ist Paul Iby in Eisenstadt zum Diözesanbischof geweiht worden. Er leitete die Diözese bis 2010. Als Priester blieb Iby bis zuletzt aktiv. Vor wenigen Tagen feierte er seinen 88. Geburtstag. Im Interview mit dem ORF-Burgenland zog der Altbischof Bilanz und gab Einblicke in sein jetziges Leben.

burgenland.ORF.at: Sie haben einmal gesagt, Ihr Leben war wie ein Schnellzug ohne Haltestellen. Die Zeit ist sehr schnell vergangen. Wie geht es Ihnen denn mit dem Älterwerden?

Paul Iby: Diesen Spruch habe ich nach der Bischofsweihe gemacht. Das Leben als Bischof, das war wie das Einsteigen in einen Rapido. Am Anfang war es wirklich sehr dicht. Aber jetzt ist es schon ruhiger geworden.

burgenland.ORF.at: Haben Sie Ihren Geburtstag gefeiert? Haben Sie sich etwas Spezielles gewünscht?

Iby: Ich habe mir nichts Spezielles gewünscht. Ich habe mir gedacht: Wer kommt, der kommt. Aber das meiste ist über das Handy gekommen. Ich bin fast nicht zum Sitzen gekommen.

Bischof Iby feiert Jubiläum

Der ehemalige burgenländische Diözesanbischof Paul Iby hat in diesen Tagen gleich dreifach Grund zum Feiern: Seine Weihe zum Bischof hat sich zum 30. Mal gejährt, er hatte seinen 88. Geburtstag und am Mittwoch ist auch sein Namenstag.

burgenland.ORF.at: Vor 30 Jahren sind Sie zum Bischof geweiht worden. Was waren denn die Meilensteine Ihrer Tätigkeit? Worauf blicken Sie besonders mit Freude zurück?

Iby: Ich wollte bei den Menschen sein. Das war auch mein Motto: Mensch sein und Mensch bleiben. Auch, wenn man in einem Amt ist. Zu den Meilensteinen. Das war einerseits meine Tätigkeit als Jugend-Bischof. Das war wirklich auch erfolgreich. Und ein Meilenstein war der ‚Dialog für Burgenland‘, wo wir uns wirklich bemüht haben, hinauszugehen, mit den verschiedenen Berufsgruppen oder politischen Gruppen zum Dialog zusammenzukommen. Auch um zu erfahren: Was sind die Anliegen? Wo drückt der Schuh?

Interview von Hannes Auer mit Paul Iby
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Paul Iby im Gespräch mit Hannes Auer

burgenland.ORF.at: Aus Sicht der Konservativen im Vatikan: Kann es sein, dass sie vielleicht manchmal zu nah am Volk waren? Da gab es auch eine Begegnung mit dem damaligen Kardinal und späteren Papst Joseph Ratzinger im Vatikan. Der hat sozusagen so ein bisschen den Zeigefinger erhoben. Könnten Sie von Ihrer Begegnung damals berichten?

Iby: Ich erinnere mich sehr gut an diese Begegnung. Es war die Reaktion auf den ‚Dialog für Burgenland‘, den wir in einer Schrift das zusammengefasst haben. Und da waren manche Themen, die – wie soll ich sagen – zu den heißen Eisen gehört haben. Und da hat der Kardinal nachgebohrt und so den Finger erhoben, nicht zu weit zu gehen.

burgenland.ORF.at: Er hat sie sozusagen abgeklopft, ob sie an verschiedenen Stellen vielleicht zu weit von der Lehre abweichen?

Iby: Ja.

burgenland.ORF.at: Papst Benedikt XVI. ist vor kurzem verstorben. Was waren denn Ihre Gedanken, als Sie vom Ableben des Papstes erfahren haben?

Iby: Ich muss sagen, ich habe Papst Benedikt gut gekannt und geschätzt. Als ich einmal bei einem Rom-Aufenthalt durch die Porta Pia gegangen bin, kam er mir entgegen. Er sprach mich an und sagte: ‚Oh, der Iby. Grüß Sie‘. Er hat mich noch mit dem Namen gekannt. Ich habe ihn wirklich geschätzt.

Paul Iby und Papst Franziskus
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Iby findet sich in der Amtsführung von Papst Franziskus wieder, wie er sagt

burgenland.ORF.at: Gibt es eine Art Spaltung im Vatikan, in der Kirche? Nehmen Sie das so wahr?

Iby: Ja, es hat diese diese Gruppen immer schon gegeben, die Fortschrittlichen und die Konservativen. Und Papst Franziskus ist manchen zu fortschrittlich mit manchen Neuerungen. Und ich bin auf der Seite: Ich stimme ihm zu.

burgenland.ORF.at: Also stimmt es, dass Sie sich in der Amtsführung, im Amtsverständnis des Papstes Franziskus am ehesten wiederfinden?

Iby: Ja. Ganz.

burgenland.ORF.at: Herr Bischof, was vielleicht nicht jeder weiß: Sie sind zwar schon seit einigen Jahren in Pension, waren aber weiterhin im Dienst der Kirche, haben auch ihren Dienst als Priester weiter ausgeübt. Wie sieht denn Ihr Alltag momentan aus? In diesen Tagen, sind Sie immer noch aktiv?

Iby: Also, ich war aktiv. Bis etwa Mitte November. Ich habe täglich noch die Heilige Messe gefeiert bei den Schwestern im Theresianum . Aber das ist mit der Zeit beschwerlich geworden, so dass ich diese Dinge öffentlich nicht mehr mache. Ich habe mir beim Aussuchen meiner Wohnung gewünscht, dass ich eine Privatkapelle habe. Und am Sonntag feiere ich die Messe in meiner Privatkapelle mit ganz wenig Leuten.

Interview von Hannes Auer mit Paul Iby
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Hannes Auer und Paul Iby

burgenland.ORF.at: Und gibt es noch öffentliche Messen, die Sie zelebrieren werden?

Iby: Öffentliche Messen sind selten. Regelmäßig, jedes Jahr in meiner Heimatgemeinde in Raiding. Und in nächster Zeit wurde ich auch gebeten – und das mache ich sehr gerne: Am 25. Feber wäre Bischof Laszlo 110 Jahre alt geworden und da feiere ich dann den Gottesdienst im Dom.

Das Interview mit Paul Iby führte ORF Burgenland Moderator Hannes Auer . Anlässlich des 30-jährigen Bischofsjubiläums von Paul Iby findet am 4. Februar um 11.00 Uhr eine Festmesse im Martinsdom in Eisenstadt statt.