Caritas Standort von außen
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Chronik

Neuer Caritas Standort in Oberwart

Jeder sechste Burgenländer ist armutsgefährdet, weshalb die Nachfrage nach Hilfsleistungen steigt. Die Caritas hat nun in Oberwart einen neuen Standort eröffnet, wo sie sämtliche Angebote, von Sozialberatung über Lerncafes bis zum Carla-Laden, unter einem Dach vereint.

In der Steinamangerstraße in Oberwart will die Caritas Burgenland in Zukunft noch rascher und unbürokratischer helfen. Das Herzstück des Hauses ist der neue Carla Laden. In einem würdigen Ambiente sollen alle, auch armutsgefährdete Menschen einkaufen können. „Wir haben uns auf 300 Quadratmeter vergrößert und können auf ein viel größeres Angebot setzen. Gefragt ist es, also es ist auch notwendig“, so Pascal Steiner, Leiter der Carla Oberwart.

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Segnung des Standorts mit Pfarrer
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Kleidung
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Möbel, Kleidung
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Bücherregal
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Caritas Lagerraum
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Kleidung auf Ständer
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Gummistiefel
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Auch berufstätige Menschen auf Hilfe angewiesen

„Es kommen jetzt auch mehr Menschen, die berufstätig sind, und eigentlich bis jetzt gut ausgekommen sind“, so Sabina Saufnauer von der Sozialberatung Caritas Oberwart.

„Wir hatten mit September schon so viele Klientinnen und Klienten, die in die Beratungsstellen gekommen sind, wie im ganzen vergangenen Jahr. An Unterstützungszahlungen haben wir an die 95.000 Euro bereits wirklich monetär ausgegeben, heuer bis Oktober, und auch zusätzlich 27.000 Euro an Carla-Gutscheinen für unsere Shops. Und im ganzen vergangenen Jahr waren es insgesamt 90.000 Euro. Und das Jahr ist noch nicht vorbei“, so Carita-sDirektorin Melanie Balaskovics im Burgenland heute Interview.

Erweitertes Beratungsangebot

Um überhaupt helfen zu können ist die Caritas auf Geld- und Sachspenden angewiesen. Damit werden nicht nur die Caritas-Gutscheine, sondern auch das erweiterte Beratungsangebot im neuen Caritas-Haus in Oberwart finanziert.

„Auch durch die Barrierefreiheit, die hier gegeben ist, können wir das Angebot weiter fassen und mehr anbieten – so gibt es zum Beispiel Delogierungspräventionen, Männerberatung, Gewaltberatung, und Familienberatung. Wir bieten seit Neuestem auch eine Energiekostenberatung an“, so Balaskovics.

Studiogespräch mit Melanie Balaskovics

Caritas-Direktorin Melanie Balaskovics über die Armut im Burgenland.

Anonyme Online-Beratungen

Die Sozialberatungen werden auch um ein Online-Angebot erweitert – als Erleichterung für die Klientinnen und Klienten den ersten Schritt zu machen, denn Scham davor Hilfe anzunehmen, sei ein Thema, so die Caritas-Direktorin.

„Armut trifft mittlerweile auch Menschen, die nie in ihrem Leben damit gerechnet hätten, dass sie um Hilfe bitten müssen, dass sie zur Caritas kommen müssen, dass ihnen wirklich auch geholfen wird. Und diese Menschen, die bekommen es dann mit massiven psychischen Belastungen zu tun – das sind Angstgefühle, das sind Depressionen. Und genau diese Scham und dieser erste Schritt, irgendwo hinzugehen und um Hilfe zu bitten, das ist eigentlich der schwerste Schritt“, so Balaskovics. Das Online-Angebot sei niederschwellig und anonym, über einen Chat werde Kontakt aufgenommen.

Viele Familien vor Frage: „Wohnung heizen oder Lebensmittel kaufen?“

In den Beratungen selbst werde sich als erstes die konkrete Situation der Betroffenen angeschaut. „Viele Menschen, die kommen, stehen knapp vor der Delogierung. Also muss man einmal schauen, ob Mietrückstände zu begleichen sind. Muss ich Stromrechnungen oder Heizrechnungen begleichen. Und wenn das angeschaut ist, dann geht es in diesen zweiten Schritt, dass man mit den betroffenen Haushaltspläne sozusagen erstellt, und schaut, wie man das Geld am besten einteilt, dass wir auch Lebensmittelgutscheine hergeben und Carla-Gutscheine. Weil es ist nämlich wirklich eine tragische Situation, dass viele Menschen mittlerweile entscheiden müssen: Heize ich die Wohnung oder kaufe ich Lebensmittel für die Familie?“, so Balaskovics.

Tonnen an Sachspenden pro Monat

Am neuen Standort in Oberwart arbeiten auch 13 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Pro Monat treffen zwischen zwei und vier Tonnen an Sachspenden ein. Jedes Stück wird noch einmal in die Hand genommen, schadhafte wird Kleidung aussortiert. Mit dem neuen Standort in Oberwart will die Caritas einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass aus der Teuerungswelle keine Armutswelle wird.