Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte Martin Luther seine 95 Thesen, mit denen er die katholische Kirche reformieren wollte. Er formulierte darin unter anderem seine Kritik am damals üblichen Ablasshandel, der es Christen ermöglichte, sich von Sünden freizukaufen. Der Tag gilt daher auch als Geburtstag der evangelischen Kirche.
Am Reformationstag in Karenz
Der Weppersdorfer Pfarrer Stefan Grauwald ist derzeit in Karenz. Das war mit ein Grund dafür, warum Burgenlands Superintendent Robert Jonischkeit heuer dort den Gottesdienst feierte. Es sei wahrscheinlich sein letzter Reformationstag, an dem er nicht im Dienst sei, sondern an dem er – ganz wie es Martin Luther auch gewollt habe – mit seinen Kindern daheim sein könne, sagte Grauwald. Denn das evangelische Pfarrhaus sei tatsächlich eines mit Mann, Frau und Kindern.
Jonischkeit: Mut zu Anpassung und Veränderung
In seiner Festpredigt ging Jonischkeit auf die Gedanken Jesu in der Bergpredigt ein und stellte die Frage, ob diese Gedanken den heute noch zeitgemäß sind: „Ich glaube tatsächlich, dass die Welt nach anderen Maßstäben funktioniert als denen, die in der Bergpredigt angesprochen werden. Wenn ich die Weltnachrichten sehe, dann kann ich die heilsverheißende Predigt Jesu nicht wirklich nachvollziehen oder teilen.“
Die Predigt von Superintendent Robert Jonischkeit sollte aber Mut machen, Mut zur Anpassung und Veränderung – egal ob privat, in der Kirche oder in der Politik – also quasi Reformgedanken am Reformationstag.
Jonischkeit: Zwei Wege als Reaktion auf Krise möglich
Im „Burgenland heute“-Gespräch am Montagabend sagte Jonischkeit, dass man gerade eine ganze Reihe von Krisen erlebe. Diese könnten die Menschen in zwei Richtungen beeinflussen. Entweder man schotte sich ab und sage „ich für mich“, oder man rücke näher zusammen und schaue auf Gemeinschaft und auch auf Verantwortung füreinander. Er glaube, dass es in diese zweite Richtung gehen sollte, so Jonischkeit.
Superintendet zum Reformationstag
Anlässlich des Reformationstages am 31. Oktober ist Superintendent Robert Jonischkeit zu Gast in „Burgenland heute“.
Ängste, die Flucht und Migration in der Gesellschaft, auslösen, müsse man ernst nehmen und sie ansprechen und mit den Leuten sprechen, so Jonischkeit. Es sei aber die Verantwortung der Politik in einem größeren Rahmen, den Menschen diese Ängste zu nehmen. Wenn in manchen Statistiken nicht klar zwischen Arbeitsmigranten, Flüchtlingen und Kriegsflüchtlingen, Asylwerbern unterschieden werde, seien diese dazu geeignet, Leute in Angst zu versetzen. Da müsse man sehr genau hinschauen, dass das nicht passiere.
„Kirchen werden wieder voller“
Gefragt, ob die Kirchen in Krisenzeiten mehr Zuspruch fänden, meinte Jonischkeit: „Die Kirchen werden wieder voller.“ Es sei bei den Menschen ein Bedürfnis nach Gemeinschaft spürbar. Er wisse aber nicht, ob das eine Folge der Coronavirus-Pandemie sei oder ob das durch die Angst vor den Krisen geprägt sei.