Hannes Auer im Gespräch mit Leonhard Schneemann
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Quarantäne-Aus: Land wird Arbeitsgruppe bilden

Am Montag fällt die Quarantäne-Regelung. Beschäftigte von Altenwohn- und Pflegeheimen können dann trotz Coronavirus-Infektion arbeiten gehen, wenn sie keine Symptome haben. Soziallandesrat Leonhard Schneemann (SPÖ) spricht von einer „nicht zu Ende gedachten Verordnung der Bundesregierung“ und kündigt die Bildung einer Arbeitsgruppe des Landes dazu an.

Was zu Beginn der Pandemie unmöglich schien, wird mit der neuen Verordnung der Bundesregierung geltendes Recht. Mit dem Coronavirus infizierte, symptomlose Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Heimen können dann arbeiten gehen. Landesrat Schneemann nahm dazu Donnerstagabend im Burgenland heute-Studiogespräch Stellung.

burgenland.ORF.at: Herr Schneemann, wird das im Burgenland tatsächlich so gehandhabt werden?

Leonhard Schneemann: Ich denke, diese Verordnung ist noch nicht zu Ende gedacht. Wir sind als Bundesländer hier nicht einbezogen worden in die Besprechungen. Wir werden uns unter dem Vorsitz vom Landeshauptmann zu einer Arbeitsgruppe zusammenfinden, um darüber zu reden, wie wir diese Verordnung umsetzen können, was Sinn macht, welche ungeklärten Fragen noch behandelt gehören. Also so in dieser jetzigen Form sind noch sehr, sehr viele Fragen offen und da muss man auch drüber reden.

burgenland.ORF.at: Am Montag wird die Verordnung schon in Kraft treten. Das sind nur noch ein paar Tage. Was die Lage nicht einfacher macht, ist der akute Personalmangel. Sie selbst haben im Herbst davon gesprochen, dass 1.700 Pflegekräfte fehlen im Burgenland. Wie kann man da überhaupt noch eine hochwertige Pflege anbieten?

Schneemann: Ja, es fehlen 1.700 Pflegekräfte bis zum Jahr 2030, es werden circa 600 in Pension gehen und circa 1.000 werden gebraucht werden aufgrund der demografischen Entwicklung. Wir haben im Burgenland alles daran gesetzt, um dem entgegenzuwirken. Es wurde eine Ausbildungsoffensive gestartet. Es ist ein neuer Schulzweig ins Leben gerufen worden in Pinkafeld und wir haben auch in der Krankenpflegeschule in Oberwart sofort begonnen, 50 neue Pflege-Assistentinnen auszubilden. Das heißt, wir haben im Burgenland sofort Vorkehrungen dafür getroffen, dass wir in den nächsten Jahren die fehlenden Pflegekräfte ersetzen werden können.

burgenland.ORF.at: Es kommen viele Migrantinnen und Migranten ins Burgenland, auch Geflüchtete, zuletzt aus der Ukraine. Gäbe es nicht in dieser großen Gruppe viele Menschen, die gerne diesen Pflegeberuf ergreifen würden?

Schneemann: Ja, auch da machen wir ein konkretes Angebot. Wir brauchen nur die nötigen Voraussetzungen dazu, die der Bund schaffen muss. Die Rot Weiß Rot-Card ist ja diesbezüglich adaptiert worden. Das heißt, es können jetzt Pflegekräfte, die aus dem Ausland kommen, schneller in den Beruf einsteigen. Es können Qualifikationen nachgereicht werden. Also hier sind wir auch gerne bereit, diese Pflegekräfte aufzunehmen und im Burgenland einzusetzen.

burgenland.ORF.at: Die rund 2.300 Betten in 44 Alten- und Pflegewohnheimen sind das Herzstück des burgenländischen Pflegesystems. Dieses Angebot soll, wie Ende Jänner angekündigt wurde, in den kommenden zwei Jahren in Form von 71 neuen Pflegestützpunkten erweitert werden. Wie lange wird diese Umsetzung dauern und welche Verbesserungen erhoffen Sie sich eigentlich davon?

Schneemann: Also uns geht es in der Politik darum, dass wir unser qualitativ hochwertiges System auch für die Zukunft absichern. Wir haben im Burgenland drei Säulen. Das ist die Säule der Pflege zu Hause mit den pflegenden Angehörigen. Die zweite Säule ist alles rund um die mobile Hauskrankenpflege und die Tagesbetreuung. Und die dritte Säule ist eben die stationäre Pflege in den Alten und Pflegeheimen. Und wir wollen diese zweite Säule, alles rund um die Tagesbetreuung und die mobile Pflege, weiter für die Zukunft absichern. Da braucht es neue Wege, da reicht es nicht, wenn wir einzelne Maßnahmen setzen. Hier sind wir in die Struktur gegangen, hier wird es ein komplett neues System geben. Das werden wir im zweiten Halbjahr dieses Jahres gemeinsam noch mit den Träger Organisationen erweitern und entwickeln. Und ich bin überzeugt, dass wir am Ende des Tages damit unser tolles Pflegesystem im Burgenland absichern werden können.

Soziallandesrat Schneemann (SPÖ) über Pflege-Regelung im Burgenland

Der Soziallandesrat Leonhard Schneemann (SPÖ) spricht über die Pflege-Regelung im Burgenland. Außerdem berichtet er wie es mit dem akuten Pflegemangel aussieht.

burgenland.ORF.at: Die SPÖ hat große Erwartungen gehabt in das Pflege-Modell, das Sie gerade erwähnt haben. Es haben sich aber nur 300 Menschen dazu entschlossen, das auch anzunehmen, also Angehörige zu Hause zu pflegen. Das war jetzt nicht so ein großer Erfolg, wie gedacht. Wollen Sie das Modell trotzdem fortsetzen?

Schneemann: Aus meiner Sicht war es ein sehr großer Erfolg. Wir haben damit zirka derzeit circa 350 Einzelschicksale bedient. Die Menschen wollen zu Hause so lange wie möglich betreut und gepflegt werden. Die Alternative ist oft nur ein Altenwohn- und Pflegeheim, weil es eben keine anderen Varianten mehr gibt. Und ich denke, das ist mehr als ein Erfolg, wenn wir damit 350 Einzelschicksale bedienen konnten.

burgenland.ORF.at: Der Nationalrat hat jetzt die von der Bundesregierung eingeleitete Pflegereform umgesetzt. Die Eckpunkte: Mehr Gehalt, Geld in der Ausbildung und Geld für die Pflege von Angehörigen. Wie beurteilen Sie diese Pflegereform der Bundesregierung?

Schneemann: Es waren insgesamt 20 Maßnahmen, die hier präsentiert wurden. Die sind aus meiner Sicht noch nicht zu Ende gedacht, weil teilweise die Finanzierung noch ausständig ist. Wir haben jetzt in der Länderkonferenz der Landessozialreferenten schon angedacht, wie wir das umsetzen können. Das heißt, es muss vielfach noch die Finanzierung mit den Ländern abgeklärt werden. Da ist vieles noch nicht zu Ende gedacht. Es wird noch sehr viel Arbeit bedeuten, damit wir diese Maßnahmen auch wirklich. Bringen können und umsetzen können.

Das Interview mit Landesrat Leonhard Schneemann führte Burgenland heute-Moderator Hannes Auer.