Otto Nagl ist ehemaliger Bürgermeister und Vermessungsbeamter – seit Jahrzehnten ist er mit seinem Vermessungsgerät in Neuberg unterwegs. Es gibt fast nichts an Infrastruktur, was er nicht vermessen hat. Begonnen hat alles 1976.
„Der damalige Bürgermeister hat mich ersucht, die Leitungen für den Kanal und die Wasserleitungen einzumessen, damit diese noch Jahrzehnte später auf den Zentimeter genau gefunden werden konnten. Ich habe 1976 mit den Vermessungen begonnen. Der 64 Kilometer lange Bauabschnitt dauerte 26 Jahre. Ich habe bis 2002 alles vermessen“, so Nagl. Später kamen noch Stromleitungen, die Straßenbeleuchtung und die Telefonleitungen hinzu.
Auch Misthaufen vermessen
„Das Telegrafenbauamt hat mir freundlicherweise 220 Skizzen zur Verfügung gestellt. Die Berechnung der Koordinaten der Leitungen vor den Häusern war ganz einfach. Aber ich musste noch in die Natur, um Strommasten, Telefonmasten, Poststeine, Zäune, Durchlässe und sogar einen Misthaufen vermessen, um die Koordinaten für die Kartierung zu berechnen“, so Nagl.
Eine echte Herausforderung für Nagl war der Neuberger Friedhof. Jeder Grabstein wurde auf den Zentimeter genau vermessen. Auf der Karte vom Friedhof würde man den Stand von 1979 sehen – die grünen Gräber auf der Karte sind eingerichtet und die blau eingezeichneten Gräber wurden abgetragen, so Nagl. Besonders groß war die Kindersterblichkeit nach dem Zweiten Weltkrieg – es habe viele Kindergräber gegeben. Wenn jemand kommen würde um zu fragen, wo eine bestimmte Person begraben sei, dann könne man anhand der Karte sagen, wo sie – obwohl das Grab bereits abgetragen ist – begraben worden war, erklärte Nagl.
Lebenswerk: 46 Jahre für seinen Heimatort
Durch den genauen Leitungskataster können bei Grabungsarbeiten Beschädigungen der Leitungen verhindert und damit Kosten verhindert werden. „Im Hotterbereich Neuberg liegen zirka 100 Kilometer Leitungen – das ist eine Länge von Neuberg bis Wiener Neustadt. Man kann sagen, es ist ein Lebenswerk in 46 Jahren“, so Nagl. Außer den Unkosten verrechnete er nichts. Er versteht seine Arbeit quasi als Geschenk an seinen geliebten Heimatort Neuberg.