Basis der aktuellen Auswertung sind die anonymisierten Daten von 760.897 Frauen und Männern, davon 28.267 aus dem Burgenland. Für die Studie wurde ihre Einkommenssituationen zwischen 2006 und 2020 untersucht.
Die wenigsten Männer gehen in Karenz
Das Ergebnis der Studie sei sehr ernüchternd, denn seit 30 Jahren haben Männer in Österreich die Möglichkeit in Karenz zu gehen, aber nur die wenigsten tun es, erklärte Arbeitsmarkt-Expertin Gabi Tremmel-Yakali. „Konkret schaut das für das Burgenland so aus, dass wir bei neun von zehn Paaren Männer haben, die weder in Karenz gehen noch Kinderbetreuungsgeld beziehen. Das heißt da ist sehr, sehr viel Luft nach oben. Das ist durchaus ausbaufähig.“
Die Studie zeigt: Je besser der Mann verdient, desto kürzer fllt die Karenz aus. Niedrigere Einkommen wirken neutral. Finanziell hat die Karenz Folgen, diese sind für Männer und Frauen allerdings unterschiedlich. Vor der Karenz verdienen 51 Prozent der Frauen 2.000 Euro brutto und mehr. Zwölf Jahre später sind es nur mehr 43 Prozent. Dagegen verdienen 69 Prozent der Männer vor der Karenz 2.000 Euro und mehr, zwölf Jahre später bleibt dieser Wert gleich.

Land will Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern
Auch eine Beschäftigung des Vaters im Öffentlichen Dienst sei kein Treiber für eine längere Väterkarenz, zeigt die Studie. Die höchste Wahrscheinlichkeit einer längeren Väterkarenz findet sich bei einer Beschäftigung im Sozialwesen. Das Land möchte die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter erleichtern, sagte dazu Frauenlandesrätin Astrid Eisenkopf (SPÖ). „Da geht es auf der einen Seite sicherlich darum, die Qualität und die Rahmenbedingungen von institutioneller Kinderbetreuung noch weiter zu verbessern sowie auch eine Kampagne zu starten, wo es auch um diese Bewusstseinsbildung geht, Väterkarenz weiter zu normalisieren in Wahrheit“, so die Landesrätin.
AK fordert höheres Kinderbetreuungsgeld
Der Knackpunkt bleibt weiterhin das Geld – denn Männer verdienen noch immer häufig mehr als Frauen und gehen deshalb nicht in Karenz. Um diesen finanziellen Druck von den Familien zu nehmen, fordert die Arbeiterkammer etwa, das Kinderbetreuungsgeld zu erhöhen, so AK-Präsident Gerhard Michalitsch. „Das Kinderbetreuungsgeld wurde das letzte Mal 2017 erhöht und wir haben derzeit, das weiß jeder, eine sehr, sehr hohe Teuerung. Und hier wäre es unbedingt notwendig, endlich wieder nach Jahren das Kinderbetreuungsgeld anzupassen.“ Auch Kinderbetreuungseinrichtungen müssten ausgebaut werden. Es brauche mehr Personal, kleinere Gruppen und somit einen besseren Betreuungsschlüssel. Zudem seien ganztägige Öffnungszeiten notwendig, und vor allem mehr Plätze für unter 3-Jährige.

„Familienarbeitszeit“ für geteilte Erziehung
Außerdem fordert die AK eine so genannte Familienarbeitszeit. Wenn sich Eltern die Erziehung ihres Kindes teilen, soll es finanzielle Anreize geben. Konkret sieht das AK/ÖGB-Modell der Familienarbeitszeit etwa eine 28-32 Stunden Arbeitswoche vor. Diese Familienarbeitszeit soll mindestens vier Monate dauern und Familienarbeitszeit-Geld kann maximal bis zum vierten Geburtstag des Kindes bezogen werden. Als Entgeltersatz sieht die AK eine Pauschale von 250 Euro pro Elternteil und pro Monat vor. Alleinerziehende, die ebenfalls zwischen 28 und 32 Stunden pro Woche arbeiten, sollen den gleichen Bonus wie ein Elternteil bei der Familienarbeitszeit erhalten.
Änderung bei Familienzeitbonus gefordert
Nimmt ein Vater den Familienzeitbonus in Anspruch, wird in Folge das Kinderbetreuungsgeld gekürzt. Deshalb nehmen viele Väter nach der Geburt eines Kindes Urlaub, anstatt in den Papamonat zu gehen, um kein Kinderbetreuungsgeld zu verlieren. Die AK spricht sich dafür aus, dass das Kinderbetreuungsgeld nicht mehr gekürzt werden soll.