Moritz Ehrmann und Martin Ganster im Studio
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Chronik

Diplomat Ehrmann zu Verhandlungen: Kompromisse wichtig

Der Diplomat und Direktor des Friedenszentrums Schlaining Moritz Ehrmann analysierte im Burgenland heute-Interview die Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine. Wichtig seien realistische Forderungen beider Seiten und Spielraum für Kompromisse.

Ehrmann war Diplomat und jahrelang für die OSZE tätig. Außerdem war er auf Friedensmissionen in vielen Krisenregionen der Welt – im Irak und Afghanistan bis hin zur Ukraine.

„Beide Seiten brauchen realistische Forderungen“

„Erfolgsversprechende Verhandlungen setzen einmal voraus, dass von beiden Seiten realistische Forderungen oder Erwartungen an diese Verhandlungen gesetzt wenn. Wenn man im gegenständlichen Fall sieht, dass Russland eine Totalkapitulation der Ukraine und eine komplette Abkehr der Ukraine vom Westen verlangt, während die Ukraine einen Waffenstillstand und einen Rückzug der russischen Truppen mitten in einer Großoffensive gegen Kiew verlangt, dann sieht man natürlich dass man noch sehr, sehr weit von einander entfernt ist.“

Martin Ganster im Gespräch mit Moritz Ehrmann

Ort der Verhandlungen bedeutend

Enorm wichtig sei der Ort der Friedensverhandlungen. Es müsse ein Ort sein, zu dem beide Seiten ein gewisses Vertrauen haben, so Ehrmann. Bei Friedensverhandlungen müsse eine gewisse Vertrauensbasis vorhanden sein. „Es darf kein Nullsummendenken auf beiden Seiten vorhanden sein. Es muss der Spielraum für Kompromisse da sein.“

„Widerstand der Ukrainer gründet sich in nationaler Moral“

Ehrmann war auf Friedensmission in der Ukraine und schätzt das Verhalten der Bevölkerung folgendermaßen ein: „Der Widerstand gründet sich in einer gewissen nationalen Moral. Wenn jetzt Russland mit der russischen Armee in das Land einfällt, dann stößt es auf ein Nationalgefühl, auf ein Widerstandsgefühl, dass sich acht Jahre lang gebildet hat“, sagte Ehrmann.

Nach den Ereignissen in der Ukraine müsse man in Bezug auf die Sicherheit in Europa umdenken. Auch Frieden könne man nicht mehr so denken, wie bisher. Man müsse neue Antworten auf Frieden und Sicherheit finden, aber diese Antworten seien ganz, ganz unterschiedlich, so der Direktor der Direktor des Friedenszentrums Schlaining im Burgenland heute-Interview.