Toni Stricker spielt auf der Geige
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Chronik

Toni Stricker ist tot

Der Geigenvirtuose Toni Stricker ist tot. Der Ausnahmemusiker verstarb am Mittwochabend in Bad Sauerbrunn im 92. Lebensjahr im Kreise seiner Familie. Stricker war international bekannt für seine pannonische Musik, mit der er eine eigene Musikrichtung begründete.

Stricker war Konzertmeister am Theater an der Wien. Er komponierte, spielte und arrangierte für Größen wie Peter Alexander, Hans Moser, Helmut Qualtinger und Andre Heller.

In Wien geboren und aufgewachsen

Stricker wurde am 4. April 1930 in Wien als Sohn einer musikalischen Familie geboren, in der er früh kroatische Volkslieder und Wiener Musik kennenlernte. Mit sechs Jahren bekam er ersten Geigenunterricht, mit 16 verließ er das Gymnasium, um eine siebenjährige klassische Ausbildung am Konservatorium Wien zu absolvieren.

Der Jungmusiker stieg 1953 in die Jazzband Vera Auer ein, wo er prominente Mitstreiter wie Joe Zawinul, Hans Salomon und Attila Zoller hatte. Als Swing-Geiger spielte Stricker mit seinem ersten eigenen Quintett und musizierte etwa bei Fatty Georges „Saloon“ und im Wiener Volksgarten.

Stricker nahm ganze Serien von LPs auf und verdiente sich als Komponist von Wienerliedern und Tanzmusik erste Sporen, wurde Konzertmeister im Theater an der Wien (bis 1974) und begann eine Reihe von hochkarätigen Kooperationen: Er komponierte, spielte und arrangierte für Größen wie Peter Alexander, Hans Moser, Paul Hörbiger, Helmut Qualtinger, Andre Heller, Erika Pluhar und Shirley Bassey.

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Toni Stricker als Baby
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Toni Stricker als Baby
Toni Stricker in seiner Kindheit
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Bild aus Toni Strickers Kindheit
Toni Stricker in seiner Kindheit
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Bilder aus Toni Strickers Kindheit und Jugend
Toni Stricker in jungen Jahren
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Toni Stricker in jungen Jahren
Toni Stricker im Konzertsaal
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Toni Stricker im Konzertsaal
Ehepaar Stricker
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Hochzeitsfoto Ehepaar Stricker
Toni Stricker mit Andre Heller
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Toni Stricker mit Andre Heller
Toni Stricker in jungen Jahren
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Bild aus Toni Strickers Jugend
Toni Stricker
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Toni Stricker bei einer Fotoaufstellung in Bad Sauerbrunn
Toni Stricker
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Toni Stricker
Toni Stricker
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Toni Stricker
Toni Stricker mit Joe Zawinul
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Toni Stricker mit Joe Zawinul im ORF-Interview
Toni Stricker mit Geige
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Toni Stricker in seinem Element – am Neusiedler See
Ehepaar Stricker
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Das Ehepaar Stricker bei seiner Goldenen Hochzeit im Jahr 2004
Toni Stricker 2010
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Toni Stricker in einem ORF-Burgenland-Interview aus dem Jahr 2010

Neuer Lebensabschnitt ab 1976

1976 beendete er seine Tätigkeit als Auftragsmusiker und fing einen neuen Lebensabschnitt an, mit dem er bis heute identifiziert wird: Stricker kehrte ins Burgenland und damit „zu meinem Wurzeln“ zurück, wie er es in seiner Biografie selbst beschreibt: Sein Haus in Bad Sauerbrunn lag nahe dem Geburtshaus des Vaters.

Im Burgenland besann sich Stricker auf die pannonische Musik, seine eigene Mischung aus instrumentalen Reflexionen über Natur und menschliche Geschichten. „Andre Heller hat mich damals dazu ermutigt und gesagt: Wenn es keinen Markt gibt, das ist das Beste – weil dann kann man sich einen schaffen und muss nicht einem Trend nachhatschen“, erinnerte sich Stricker einst im APA-Gespräch.

Und diese Erschaffung des eigenen Marktes gelang Stricker, erhielt er doch etwa 1981 für „Pannonische Balladen und Wiener Tänze“ den Deutschen Schallplattenpreis. Die LPs „Brot und Wein“ und „Ernte“ (beide von Heller produziert) standen am Auftakt einer intensiven Schaffensperiode.

Großes Spektrum

Das Spektrum des Umtriebigen blieb zugleich groß und erstreckte sich auch in dieser Phase von Bühnenmusik über eine Zusammenarbeit mit Edita Gruberova unter dem Titel „Dialog“ bis zur Musik für TV-Serien (u. a. „Ringstraßenpalais“), Fernsehproduktionen und Filme („Meine Schwester Maria“). Dabei blieb Strickers Wirken bei Weitem nicht auf sein Heimatland beschränkt.

Den Musiker, der 2008 die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold und 2010 den Amadeus Austrian Music Award für sein Lebenswerk erhielt, führten Tourneen nach Italien ebenso wie in die USA, nach Abu Dhabi und Großbritannien. Viel Zeit verbrachte er auch in Südfrankreich. 2014 veröffentlichte Stricker seine Biografie „Mein Weg nach Pannonien“.

Auftritt Toni Strickers bei „Licht ins Dunkel“ im Jahr 2012

Zsifkovics: „Wichtiges Vermächtnis für unser Land“

Anlässlich des am Donnerstag bekannt gewordenen Todes von Burgenlands Musik-Legende Toni Stricker zeigt sich der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics tief betroffen. Der Eisenstädter Bischof betont, dass der Geigenvirtuose „im Laufe seiner langen und vielseitigen Karriere immer wieder, vor allem mit zunehmendem Alter, dem Nachdenken über verloren gegangene gesellschaftliche Werte künstlerischen Raum gegeben hat.“

So habe Stricker mit seiner berühmten „Pannonischen Messe“, die 2008 uraufgeführt wurde, „ein Versprechen eingelöst, das er vor vielen Jahrzehnten dem ersten Bischof der Diözese Eisenstadt, Stefan László, gegeben hat. Das Werk steht für mich in der großen Tradition der Volksmessen im Stil von Schuberts Deutscher Messe. Und wie bei Schubert spricht aus Strickers Werk die Demut gegenüber Schöpfung und Schöpfer, wobei immer der pannonische Lebensraum auf unverkennbare Weise durchgeklungen ist“, so Zsifkovics. Der Bischof sehe dieses Werk Strickers als ein „wichtiges Vermächtnis für unser Land und seine Seele, die er so unnachahmlich vertont hat“.

Doskozil: „Gab dem Burgenland musikalische Identität“

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) reagierte mit Trauer und großer Betroffenheit auf die Nachricht vom Ableben Strickers. Stricker sei ein begnadeter Musiker und Komponist, ein liebenswerter, warmherziger Mensch und ein leidenschaftlicher Burgenländer gewesen. Mit ihm verliere das Burgenland eine seiner größten Künstlerpersönlichkeiten.

„Toni Stricker hat, vor allem in seiner späteren Schaffensphase, den pannonischen Raum und das pannonische Lebensgefühl zu virtuosen Tonkunstwerken verarbeitet. Damit hat er unserem Bundesland eine musikalische Identität gegeben. Er wird uns sehr fehlen, auch wenn seine Musik bleiben wird.“

Andrea Mayer: „Hat Spuren hinterlassen“

„Toni Stricker wird durch seine unglaubliche Vielseitigkeit nicht nur in einem Bereich des Kulturlebens eine Lücke hinterlassen, sondern gleich in mehreren“, reagierte Grünen-Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer auf das Ableben des Musikers: „Vom Theater an der Wien bis zur pannonischen Musik, von der Klassik bis zum Swing, von Edita Gruberova bis Peter Alexander – Toni Stricker hat in weiten Teilen der Musiklandschaft Spuren hinterlassen, die ihn überdauern werden.“

Schwarz: „Der ‚pannonische Teufelsgeiger‘ Toni Stricker“

„Ich durfte viele Jahrzehnte Toni Stricker als Journalistin begleiten und habe ihn als Musiker, Komponist, aber auch als liebenswerten Menschen kennen- und schätzen gelernt. Es ist Toni Stricker zu verdanken, dass die Musik, die meine Heimat, den pannonischen Raum, beschreibt, weltweit durch seine Kompositionen und Tourneen bekannt wurde. Sein kompromissloser Weg in der Musik, sein offenes Herz und sein gerader Rücken im Privatleben, die Begegnungen in Bad Sauerbrunn mit ihm und seiner Frau Billy werden mir in Erinnerung bleiben. Der ‚pannonische Teufelsgeiger Toni Stricker‘ – ein Botschafter in vieler Hinsicht – hinterlässt einen musikalischen Schatz“, so ÖVP-Mediensprecherin Gaby Schwarz.

Großbauer: „Stets ehrendes und dankbares Angedenken“

„Toni Stricker trat nicht nur in den Konzertsälen auf, er war durch das Fernsehen auch gern gesehener und gehörter Gast in den Wohnzimmern unserer Eltern und unserer Familien. Seine Virtuosität und Musikalität, seine enorme Vielseitigkeit und Schaffenskraft haben große, untilgbare Spuren hinterlassen, die für die Nachwelt erhalten bleiben. Wir werden ihm stets ein ehrendes und dankbares Angedenken bewahren. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau und Familie, seinen Verwandten, Freundinnen und Freunden“, so ÖVP-Kultursprecherin Maria Großbauer.

Hutter: Stricker engagierter Bad Sauerbrunner

Stricker war seit vielen Jahren Ehrenbürger seiner Heimatgemeinde Bad Sauerbrunn im Bezirk Mattersburg, wo er jahrzehntelang mit seiner Frau, die vor zwei Jahren starb, lebte. Bürgermeister Gerhard Hutter erinnert sich: „Toni Stricker hat sich intensiv für unseren Kurpark, für die grüne Lunge mitten in Bad Sauerbrunn eingesetzt und wurde für dieses Engagement vor vielen Jahren zum Ehrenbürger ernannt. Er war zudem sehr sozial, aber auch kritischer Geist und er war der bekannteste Bad Sauerbrunner – national und international. Toni Stricker wird uns Sauerbrunnerinnen und Sauerbrunnern in liebevoller Erinnerung bleiben“, so Hutter abschließend.

Sagartz: „Aushängeschild pannonischer Musik“

„Wir werden Toni Stricker als engagierten und leidenschaftlichen Musiker in Erinnerung behalten, der mit seinen Kompositionen seine Verbundenheit mit dem Burgenland ausgedrückt hat“, zeigt sich ÖVP-Landesparteiobmann Christian Sagartz vom Ableben Strickers betroffen.

„Toni Stricker zählte zu den bekanntesten Künstlern des Landes und war Aushängeschild der pannonischen Musik. Das Burgenland verliert mit ihm einen über die Landesgrenzen hinaus bekannten Musiker. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie, seinen Freunden und Wegbegleitern“, so Sagartz abschließend.

WWF trauert um Stricker

„Stricker war seit den Anfängen des WWF in Österreich ein wichtiger Unterstützer und Wegbegleiter der Umweltschutzorganisation und gehörte aufgrund seiner besonderen Verdienste zum Kreis der WWF-Ehrenmitglieder“, so der WWF in einer Aussendung.

„Er konnte mit der musikalischen Untermalung von Fernsehspots für den Schutz der Langen Lacke unzählige Menschen begeistern – seine Musik wurde geradezu zum Symbol für die Schönheit und Einzigartigkeit der pannonischen Landschaft.“

„Gemeinsam mit dem Maler Gottfried Kumpf hat Toni Stricker den emotionalen und sinnlichen Hintergrund gestaltet, der nicht nur die Rettung der Langen Lacke, sondern letztlich auch die Schaffung des Nationalparks Neusiedler See-Seewinkel ermöglicht hat“, so WWF-Ehrenpräsident Helmut Pechlaner.