Tätowierung
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Wirtschaft

EU-Farbverbot: Tätowierer in Not

Zu den von Corona und den Lockdowns besonders betroffenen Branchen zählen auch die Tätowierer. Mit Jahresbeginn mussten die Tattoo-Studios einen weiteren Dämpfer hinnehmen: Die EU hat eine Vielzahl von Tätowierfarben verboten. Grund ist eine mögliche Gesundheitsgefährdung durch bestimmte Inhaltsstoffe.

Der 35-jährige Klaus Hu Fruhmann aus Kobersdorf (Bez. Oberpullendorf) ist ein Meister seines Fachs. Kunden stehen Schlange, um von ihm gestochen zu werden. Doch auch für den renommierten Tattoo-Künstler und seine Praktikantin Meli ist die Situation momentan nicht einfach. „Die Tätowierer hat es schon hart erwischt mit Corona. Gleich direkt nach dem Lockdown, dass sie uns die Farben verbieten, uns hat es schon wirklich schlimm erwischt“, so Fruhmann.

Farben für Tätowierer
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Viele Farben, die beim Tätowieren benutzt werden, sind laut EU gesundheitsgefährdend

EU: schädliche Substanzen in Farben

Eine neue EU-Verordnung verbietet Farben, die gesundheitsgefährdende Substanzen enthalten. Und das trifft offenbar auf die meisten Tattoo-Farben zu. „Wenn man zwei Drittel von den Farbtönen verliert, schränkt einen das extrem ein. Als Künstler sind da viele Sachen nicht mehr möglich. Sehr viele Menschen lassen sich ja großflächig tätowieren, die haben jetzt teilweise die halbe Tätowierung drauf und wir können nicht weiterarbeiten, das ist eigentlich das Schlimmere dran“, so der Experte.

Problem: unvollendete Werke

Wie etwa bei seiner Kundin Sonja. „Wir haben vor ein paar Jahren begonnen, wie man sieht, wurde hier sehr viel mit gelben und blauen Akzenten gearbeitet. Jetzt werden wir am Körper weiter tätowieren, wir kommen schön langsam zum Fuß hinunter. Das wird in Zukunft ein Problem werden, weil wir keine Blautöne mehr haben. Und ich habe keine Ahnung, wie ich mein Bild fertig machen soll“, so Fruhmann.

Klaus Fruhmann mit einer tätowierten Kundin
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Fruhmann ist unsicher, wie er das „Gemälde“ auf Sonjas Körper fertigstellen soll

Fruhmann ortet Wirtschaftslobbyismus

Vorerst lässt sich Sonja mit dem erlaubten Schwarz weitertätowieren. Verstehen kann sie das Farbverbot nicht. „Ich kann es nicht ganz nachvollziehen. Warum verbietet man dann nicht Nikotin oder Alkohol, wenn man weiß, dass sehr viele daran sterben? Es sollte die Entscheidung des Kunden sein, was er haben möchte“, so die Kundin.

Für Fruhmann steckt hinter dem EU-Verbot weniger die Sorge um die Gesundheit der Tätowierten, als vielmehr Wirtschaftslobbyismus. „Meiner Meinung ist es Geldmacherei. Diese Farben, die wir jetzt haben, sind illegal. Aber sie werden natürlich dann neue Farbtöne entwickeln, die den Richtlinien entsprechen, die dürfen wir dann benutzen, kosten aber mehr“, so Fruhmann.

Er rät deshalb seinen Kundinnen geduldig zu sein und auf die neuen Farben zu warten. Künstlerisch lebt sich Fruhmann in der Zwischenzeit auf der Leinwand aus. In seiner großen Leidenschaft, der Malerei, sind ihm farblich absolut keine Grenzen gesetzt.