Too Good to go
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84 Betriebe retten Lebensmittel mit App

In Österreich landen jährlich rund eine Million Tonnen genießbare Lebensmittel im Müll. Das ist kostspielig und umweltschädlich. „Too Good To Go“ ist eine App, die es Betrieben ermöglicht, ihr überschüssiges Essen zu einem vergünstigten Preis an Selbstabholerinnen und Selbstabholer zu verkaufen. Im Burgenland sind bereits 84 Betriebe dabei.

An der Tür der Bäckerei Kiesling in St. Georgen findet man das Logo von „Too Good To Go“. Kurz vor Mittag, bevor der Laden zusperrt, holen sich Kundinnen und Kunden ihr Überraschungspaket. Reserviert und auch gleich bezahlt wird das Brot- und Gebäck-Sackerl über eine Handy-App. Ware aussuchen dürfen sich die Kunden nicht, dafür bezahlen sie aber auch nur ein Drittel vom ursprünglichen Preis. „Zwischen elf und zwölf Uhr kommen nicht mehr viele Kunden, und bevor ich es dann wegschmeiße oder in Brösel reibe, ist es mir lieber, es bekommt eine Kundschaft“, so Bäckermeister Fritz Kiesling.

Nachhaltigkeit mit „Too good to go“

Das Unternehmen „Too good to go“ aus Dänemark hat nun eine Handy-App entwickelt, mit der Lebensmittel vor der Entsorgung gerettet werden können. Im Burgenland beteiligen sich bisher 84 Betriebe an dem Projekt.

Besser als Wegschmeißen

Auch das Kaufhaus Jagenbrein in St. Georgen macht beim Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung mit. „Ich finde, das ist eine tolle Möglichkeit um dieser schrecklichen Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken. Es spart in der Geldbörse und verhindert, dass die Lebensmittel weggeworfen werden“, so die Lehrerin Melanie Hofbauer. „Es lohnt sich allemal. Weil bevor ich es in die Tonne schmeiße, bekomme ich doch noch ein, zwei, drei Euro für das Sackerl und im Endeffekt rechnet sich das“, so Kaufmann Josef Jagenbrein.

Talk: Lebensmittelverschwendung in Österreich

Edith Polay-Lidy, vom Pannoneum in Neusiedl am See, ist Expertin in Sachen Lebensmittel. Sie spricht über das Thema Lebensmittelverschwendung und Nachhaltigkeit in Österreich.

Umweltfreundliches „Restlessen“

Es sind Kaufhäuser, Supermärkte, Bäckereien, aber auch Bars, Cafes und Restaurants, die sich beteiligen. Beispielsweise können Menüs, die Mittags nicht verkauft wurden, nachmittags verbilligt abgeholt werden. „Der Kunde von ‚Too Good To Go‘ bekommt im Prinzip das gleiche, was die anderen Kunden auch bekommen, nur halt später und nur das, was übrig bleibt und zu einem günstigeren Preis. Das heißt, es ist eigentlich ein ‚Restlessen‘, wie man das früher genannt hat“, so Brigitte Weber vom Freuraum in Eisenstadt.

Dieses Angebot wird von Kunden aus allen sozialen Schichten angenommen. „Ich bin schon ewig dabei und finde es super, dass das nun auch im Burgenland angekommen ist“, erzählte Informatiker Thomas Wild. Im Burgenland sind es bisher 84 Betriebe die über „Too Good To Go“ Lebensmittel vor dem Mistkübel retten.

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3.200 Unternehmen in Österreich

„Ich habe noch keinen Gastronomen getroffen, der gesagt hat, er schmeißt gerne Essen weg. Worum es bei uns geht, ist das Bewusstsein zu schärfen. Wenn die Betriebe einmal verstanden haben, warum wir das machen, wie wir den betrieben helfen können, ist man ganz schnell dabei“, so Georg Strasser von „Too Good To Go“ Österreich. Österreichweit beteiligen sich bereits gut 3.200 Unternehmen an „Too Good To Go“ – Tendenz steigend.

„Wenn man bei uns mitmachen möchte, ist der schnellste weg sich bei uns auf der Homepage zu melden, da kann man am selben Tag noch mitmachen, das ist ganz unkompliziert. Wir sprechen aber auch ganz aktiv Betriebe an. Das heißt, wir gehen zu den Heurigen, Bäckern und Restaurants, und fragen, ob sie bei uns mitmachen möchten“, so Strasser.

17.000 Portionen im Burgenland gerettet

Seit dem Burgenland-Start im Sommer sind hierzulande rund 17.000 Portionen gerettet worden. „Too Good To Go“ verdient bei jedem Einkauf über die App mit. In Österreich sei man allerdings noch nicht in den schwarzen Zahlen, hieß es. Für die Kunden lohnt es sich von Anfang an.