Vor einem Monat gab es im Burgenland 13 Covid-Patienten im Spital, davon zwei auf einer Intensivstation. Am Donnerstag lagen 93 im Spital und 14 davon wurden intensiv-medizinisch behandelt. „Jetzt fängt wieder eine Phase an, die für das Personal sowohl psychisch, als auch physisch wirklich sehr sehr belastend ist“, so Andreas Liedler, Leiter Abteilung Anästhesie und Intensivmedizin im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt.

Drei bis sechs Wochen auf der Intensiv
Drei der 14 Corona-Intensivpatienten im Burgenland werden im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder behandelt. Die Intensivstation ist damit zu gut einem Drittel mit Covid-Patienten belegt. Im Durchschnitt bleiben die Patienten drei bis sechs Wochen auf der Station – künstlich beatmet und auf lebensnotwendige Maschinen angewiesen. „Wenn in der jetzigen Situation die Menschen kürzer auf der Intensivstation sind, dann sind es die Menschen, die leider versterben“, so Liedler.

Zu spät: Menschen mit schwerer Infektion wollen Impfung
Was vor einem schweren Verlauf und einer Einlieferung auf die Intensivstation schützt, ist die Covid-Schutzimpfung: „Ein anderer Patient, der noch ansprechbar war, wie er zu uns gekommen ist, hat mich gefragt, ob er noch geimpft werden kann, mit einer schweren Infektion. Das ist leider der falsche Zeitpunkt. Da kann jetzt nur die normale Therapie helfen. Aber ich glaube, dass jeder, der geimpft ist, uns hilft, den Druck aus dem Gesundheitssystem so schnell wie möglich rauszunehmen“, so Liedler.

Basis der Berechnung beachten
Impfdurchbrüche kommen zwar vor, aber im Durchschnitt sind laut Zahlen des Gesundheitsministeriums drei Viertel der Coronavirus-Intensivpatienten ungeimpft. Zu vergleichen, wie viele Geimpfte und Ungeimpfte auf einzelnen Intensivstationen liegen, ist sinnlos, so Werner Gruber, Physiker und Forschungsbeauftragter vom Land Burgenland: „Das Problem ist immer, ich muss wissen, von welcher Basis ich ausgehe. Und wir haben uns leider angewohnt – was ein ziemliches Problem ist – dass die Coronavirus-Zahlen so in Personenzahlen genannt werden, was eigentlich total falsch ist. Weil ich kann jetzt nicht sagen, ich hab 100 Infizierte im Burgenland und 800 Infizierte in Hausnummer Niederösterreich. Ich muss immer hergehen und sagen, wie groß ist der Bevölkerungsanteil.“

Intensivstation: 6,67 Geimpfte vs. 20 Prozent Ungeimpfte
Und das gilt auch für die Betrachtung der Bettenbelegung auf Intensivstationen. Hier das Rechenbeispiel, heruntergebrochen auf das Burgenland: Das Burgenland hat eine Impfquote von circa 75 Prozent. Das heißt, von 100 Burgenländerinnen und Burgenländern sind derzeit 75 geimpft und 25 ungeimpft. Angenommen von jeder Gruppe landen fünf Personen auf einer Intensivstation – also fünf von den 75 Geimpften und fünf von den 25 Ungeimpften. Und genau das ist der wesentliche Unterschied in diesem Beispiel: Demnach sind 6,67 Prozent geimpfte Patienten auf Intensivstationen – der Wert bei ungeimpften Coronavirus-Patienten liegt bei 20 Prozent.
Situation in den burgenländischen Spitälern
Auch im Burgenland geben die Zahlen in den Spitälern Anlass zur Sorge. Innerhalb eines Monats haben sich Patientenzahlen auf de Covid-Stationen versiebenfacht. „Burgenland heute“ hat sich angesehen, wie sich die Situation im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt derzeit darstellt.
Möglichst rasch den Booster holen
Das Risiko für Ungeimpfte auf Intensivstationen zu landen, ist also deutlich höher – dazu kommt: „Eine der bekanntesten Risikofaktoren ist Übergewicht und Diabetes Mellitus, also die Zuckerkrankheit, und diese Patienten haben wir gesehen, dass sie auch mit Impfung einen deutlich schwereren Verlauf gehabt haben und das höhere Lebensalter, wo wir annehmen, dass der Impfschutz ganz einfach schon zu schnell abgebaut wurde“, so Liedler. Und deswegen rufen alle Experten auf, sich möglichst rasch die dritte Impfung zu holen.