Stolpersteine in Güssing
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Geschichte

Erste „Stolpersteine“ in Güssing verlegt

In der Güssinger Innenstadt sind am Dienstag die ersten „Stolpersteine“ als Erinnerungsmahnmale für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus verlegt worden.

Viel erinnert nicht mehr an die einst große jüdische Gemeinde in Güssing, der jüdische Friedhof ist das letzte sichtbare Zeichen. Wo heute das Rathaus steht, befand sich die Synagoge – bis zu ihrer Zerstörung in der Progromnacht vor 83 Jahren.

„Das geschah in Güssing in der Form, dass man zwei Mal versucht hat, das Gebäude in Brand zu setzen, was beide Mal nicht gelungen ist. Menschen selbst sind nicht zu Schaden gekommen, ganz einfach deshalb, weil es keine jüdische Bevölkerung mehr in Güssing gab“, so Karl Heinz Gober von der Güssinger Historischen Gesellschaft.

Jüdischer Friedhof in Güssing
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Der jüdische Friedhof in Güssing

Sichtbares Zeichen gegen das Vergessen

Genau dort, wo einst das jüdische Leben in Güssing von Nationalsozialisten ausgelöscht wurde, ist am Dienstag ein sichtbares Zeichen gegen das Vergessen gesetzt worden: In den Boden eingelassene Stolpersteine erinnern an deportierte, ermordete und vertriebene jüdische Bürger. Die vom deutschen Künstler Gunter Demnig geschaffenen Gedenksteine sind in 26 europäischen Ländern verlegt und jetzt auch in Güssing angekommen.

Projektleiter Michael Hammer erklärt: „Die Innenstadt soll damit nicht nur zum Gedenk-, sondern auch zum Lernort für Schulen und Interessierte werden.“ Gedenkkultur soll künftig groß in Güssing geschrieben werden.

Zehn Steine werden verlegt

Landtagspräsidentin Verena Dunst (SPÖ) betonte am Jahrestag der Novemberpogrome die Wichtigkeit des Projekts und der Gedenkkultur. Insgesamt zehn Steine werden in Güssing an jenen Orten verlegt, an denen die vertriebenen Jüdinnen und Juden zuletzt gelebt haben.

Schülerinnen und Schüler des BRG Güssing besuchten in den vergangenen Monaten Archive der Stadt und des Landes und forschten zu den Biografien der 14 namentlich bekannten Opfer. „Wir haben zusätzlich zu den Stolpersteinen Literatur durchforstet, damit wir historisch korrekte Daten herausfiltern können, die wir auf unsere Tafeln neben den Stolpersteinen gedruckt haben“, erklärt Schüler Raphael Pourkhalil.

Stolpersteine mit Blumen und Tafeln in Güssing
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Die Stolperteine in Güssing sind die ersten im Burgenlan

Dunst: "Gedenken an Opfer wichtigste Verpflichtung

„Auch wenn es schwer fällt, sich diese Verbrechen in Erinnerung zu rufen, ist das Gedenken an die Opfer unsere wichtigste Verpflichtung, damit uns das Leid und die Qualen die diese Menschen erleiden mussten, eine ständige Ermahnung für die Zukunft bleiben“, so Dunst. In Europa wurden in zahlreichen Städten bereits über 70.000 Steine verlegt.