Der Biologe Helwig Brunner vom Ökoteam Graz begutachtete die Auswirkungen der Bauarbeiten in Fertörakos auf die Natur. Er kam zu dem Schluss, dass seltene Reiherarten, Stelzenläufer, Weihen oder Eisvögel durch das Projekt massiv gefährdet sind. Negative Auswirkungen befürchtet er auch für Gänse- und Entenarten, die in dem Uferbereich ihre Rastplätze haben.

Gutachter: Österreichische Seite massiv mitbetroffen
Die Errichtung der Freizeitanlage werde auch Auswirkungen auf den Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel mit sich bringen, befürchtet Brunner: „Vögel kennen keine Staatsgrenzen. Die Populationen auf österreichischer und ungarischer Seite hängen zusammen und auf diesem Weg sind seltene Vogelarten, die bei uns nur im Nationalpark Neusiedler See vorkommen, eben auch auf österreichischer Seite von dem Projekt massiv mitbetroffen.“

Greenpeace fordert sofortigen Baustopp
Herwig Schuster von Greenpeace Österreich sieht nicht nur die Tier- und Pflanzenwelt gefährdet. Es würden auch Feuchtgebiete zerstört und es komme zur Bodenversiegelung. Das Gutachten stelle ein „vernichtendes Zeugnis dar“, es gebe massive Auswirkungen auf die Natur sowohl in Ungarn als auch in Österreich und Greenpeace fordere deswegen einen sofortigen Baustopp, damit Österreich und Ungarn sich auf eine Redimensionierung des Projekts verständigen könnten, so Schuster.
Grenzüberschreitende UVP gefordert
Das von der ungarischen Regierung vorangetriebene Projekt sehe ein riesiges Freizeitresort im mehrfach geschützten Nationalpark vor, so Greenpeace. 60 Hektar Natur sollen einem Vier-Sterne-Hotel mit 100 Zimmern, einem Parkhaus und einem Jachthafen mit 850 Bootsliegeplätzen weichen. Die Pläne würden jedoch gegen mehrere Naturschutzbestimmungen, darunter die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie und die Vogelschutzrichtlinie der EU verstoßen. Da auch die Bestände seltener Vogelarten auf österreichischer Seite mitbetroffen seien, sei eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig, so Greenpeace.

Da es laut Greenpeace von ungarischer Seite keine Kooperation gibt, werde man nun internationale Gerichte anrufen, um eine Umweltverträglichkeitsprüfung zu erzwingen, so Schuster.