Frau hält Kopf in den Händen Schatten
Kittiphan – stock.adobe.com
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Chronik

Ausbau von Psychotherapie auf Kasse

Die kassenfinanzierte Psychotherapie wird in ganz Österreich ausgebaut und das Burgenland profitiert stark davon. Aktuell gibt es pro Jahr nur 16.000 Therapiestunden auf Kasse im Burgenland – in den kommenden drei Jahren soll das auf 36.000 Stunden ausgebaut werden.

Bei psychischen Problemen sollte, wie auch bei körperlichen Beschwerden, ein Arzt aufgesucht werden. Die Wartezeit bei Psychotherapeutinnen und Therapeuten mit Kassenverträgen beträgt aktuell aber bis zu sechs Monate. „Wir wollen, und das ist mein Hauptziel, Psychotherapie auf Kassenkosten zur Verfügung stellen, dass die Patientinnen und Patienten keinen Eigenkostenanteil haben“, so Andreas Huss, Obmann der ÖGK.

Bessere Versorgung in Städten

Die psychotherapeutische Betreuung wird daher im Burgenland in den kommenden drei Jahren stark ausgebaut – und das ist bitter nötig. Im österreichweiten Vergleich schneidet das Burgenland in der psychotherapeutischen Versorgung nämlich am schlechtesten ab. „In Städten sind wir relativ gut ausgestattet und haben genug Kassen-Psychotherapeuten, je mehr wir auf das Land kommen desto schwieriger wird es“, so Huss.

Pressekonferenz Psychotherapie
ORF
Pressekonferenz in der ÖGK Eisenstadt

Suche nach Psychotherapeuten im Südburgenland

Aktuell gibt es 70 Kassen-Therapeutinnen und -Therapeuten im Burgenland. Deren Vertrag ist bisher auf 200 Therapiestunden pro Jahr begrenzt. Mit dem Ausbau werden aus den 200 bis zu 500 Stunden pro Jahr. „Wir haben die bestehenden Psychotherapeutinnen und Therapeuten gefragt, ob sie ihr bestehendes Kontingent erhöhen möchten, damit sie mehr Patientinnen und Patienten nehmen können – da haben wir viel Anklang gefunden, viele Therapeuten nehmen Stunden dazu“, so Andrea Reisinger, Vorsitzende burgenländischer Landesverband für Psychotherapie. Zusätzlich werden auch neue Psychotherapeuten gesucht, vor allem im Südburgenland.

CoV-Pandemie fördert psychische Probleme

Der Ausbau kostet in ganz Österreich pro Jahr ungefähr 15 Millionen Euro. „Jeder Cent, der in die Behandlung fließt, ist gut investiertes Geld und das können wir guten Gewissens investieren“, so Huss. Der Schritt kommt zum richtigen Zeitpunkt – seit Beginn der Coronavirus-Krise steigen Depressionen, Angstzustände und Schlafstörungen kontinuierlich an. Aber auch auf die Kinder und Jugendlichen wird nicht vergessen: „Es werden noch spezielle Programme folgen, dass gerade Kinder und Jugendliche besonders schnell Hilfe bekommen“, so Peter Stippl, Präsident des österreichischen Bundesverband für Psychotherapie.

Psychische Probleme dürfen kein Tabu sein, sagen die Experten. In jeder Bezirksstelle der Gesundheitskasse ist einmal pro Woche für zwei Stunden ein Psychotherapeut vor Ort – gratis und anonym.