Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich und Volkshilfe Burgenland Präsidentin Verena Dunst.
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Chronik

Kindergrundsicherung gegen Kinderarmut

6.000 Kinder im Burgenland sind armutsgefährdet. Eine Umfrage der Volkshilfe Burgenland zeigt, dass die CoV-Pandemie die Lebensqualität von Kindern immens verschlechtert hat. Das burgenländische Pilotprojekt einer Kindergrundsicherung soll zeigen, wie man Kindern nachhaltig helfen kann.

Neben der Hauskrankenpflege hilft die Volkshilfe Kindern und Familien in Not. „Wir haben jetzt viel weniger Toastbrottage“, freut sich Felix. Toastbrottage, so nennt er Tage, an denen es nichts mehr zu essen gibt außer billiges Toastbrot. Durch Spenden finden Kinder im Kühlschrank wieder genug zu essen, auch am Ende des Monats.

Zwölf mal 100 Euro können das Leben eines Kindes gravierend verbessern. Das zeigt die Aktion „1 Kind viele Chancen“ der Volkshilfe Burgenland. Diese 100 Euro sollen explizit für das Kind ausgegeben werden: zum Beispiel Möbel für das Zimmer, eine neue Schultasche, neues Gewand. „Wir wollen zeigen, in diesem Jahr, mit 1.200 Euro für diese sieben Familien, dass es hilft, dass es geht. Wir werden dann an die Volkshilfe Österreich weiterleiten, die die politische Forderung seit Jahren aufstellen: Es braucht die Kindergrundsicherung, weil die Schüler wären dann besser ausgebildet. Es geht ihnen besser, weil sie selbstbewusster wären“, so Volkshilfe Burgenland Präsidentin Verena Dunst, die auch die Wichtigkeit eines Mindestlohns betonte.

Fenninger: „Kinder sind trauriger und einsamer“

Die Zahl der Eltern, die das Leben ihrer Kinder mit „nicht genügend“ benoten würden – hat sich durch die Pandemie verdoppelt. Kein Laptop oder Handy für Distance Learning, kein eigenes Zimmer, um in Ruhe Hausübung zu machen, keine Hilfe beim Lernen zählte Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich auf. „Diese Isolation der Kinder führt zu Ängsten, sie sind trauriger, sie sind einsamer. Sie sind zum Teil auch in sich zurückgezogen.“

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Volkshilfe zu Kindergrundsicherung
Volkshilfe
Die Volkshilfe Österreich hat im Februar 2021 eine telefonische Umfrage unter armutsbetroffenen Familien in ganz Österreich durchgeführt
Volkshilfe zu Kindergrundsicherung
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Erhoben wurde, wie es den Kindern der Einschätzung ihrer Eltern in/nach der Krise geht
Volkshilfe zu Kindergrundsicherung
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Insgesamt wurden 100 Eltern befragt, deren Haushaltseinkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle liegen
Volkshilfe zu Kindergrundsicherung
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Die Armutsgefährdungsschwelle liegt aktuell bei 1.671 Euro für einen Haushalt mit einem Erwachsenen und einem Kind
Volkshilfe zu Kindergrundsicherung
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In 87 der 100 Fälle wurde mit der Mutter der Kinder gesprochen, in elf Fällen mit dem Vater

Psychische und körperliche Probleme nehmen zu

Kinder finden sich mit der finanziell und sozial schwierigen Lage ihrer Eltern sehr schnell ab und gewöhnen sich daran. Trotzdem nehmen psychische Belastungen aber auch körperliche Probleme, wie Migräne und Bauchschmerzen, schon im Kindesalter zu. Die Bundesregierung tue zu wenig, so Fenninger, es brauche eine Kindergrundsicherung.

Der Aufruf im Burgenland für sieben Kinder so eine Kindergrundsicherung zu ermöglichen, war extrem erfolgreich, so Dunst. Eine Ausweitung des Projekts soll im Sommer folgen. „Alle unserer Aktivitäten, wie hier im Burgenland, zeigen: Wenn die Kinder ausreichend finanziell unterstützt werden, handeln sie anders, sie können Wünsche und Bedürfnisse entwickelt. Sie können sie Bedürfnisse befriedigen, sie gehen in die Schule, sind leistungsfähiger und können sich aus dieser Armut der Eltern hinausentwickeln. Den Erfolg eines solchen Modells (Kindergrundsicherung) haben wir erforscht und wissenschaftlich belegt. Nun müssen wir alles auch österreichweit umsetzen“, so Fenninger. Die Volkshilfe will Kinderarmut abschaffen – damit Kinder nicht mehr um ihre Existenz fürchten müssen, sondern einfach nur Kind sein können, und „nicht die Arbeitslosen sondern die Erwerbstätigen der Zukunft“ sein können, so Fenninger.