Intensivstation, Güssing
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Coronavirus

Druck auf Intensivstationen steigt

Das Coronavirus breitet sich weiter in Österreich aus. Die Zahl der Todesopfer überschritt am Donnerstag die 2.000-Marke. Trotzdem nehmen nicht alle das Virus ernst. Das liegt vielleicht daran, dass das mit Corona verbundene Leid hinter verschlossenen Türen stattfindet – auf den Intensivstationen der Spitäler.

Die Intensivstationen in den insgesamt fünf burgenländischen Spitälern sind mit Stand am Donnerstag schon zur Hälfte mit Coronavirus-Patienten belegt. Freie Intensivbetten gibt es buchstäblich nur eine Hand voll, gerechnet über alle Spitäler in Eisenstadt, Kittsee, Oberpullendorf, Oberwart und Güssing. Insgesamt sind 116 Covid-19-Patienten in Spitalsbehandlung.

Nachdem eine Krankenhaus- beziehungsweise Intensivbehandlung in der Regel erst Wochen nach einer Infektion nötig wird, rechnen die Spitäler damit, dass die Zahl der Patienten weiter ansteigt. Was die Zahl der Coronavirus-Neuinfektionen betrifft, ist das Burgenland derzeit weniger stark betroffen als andere Bundesländer. Den größten Zuwachs verzeichnet Salzburg, den geringsten Wien.

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KRAGES-Chef: „Sorge um Intensivbettenkapazität“

Zu Gast in „Burgenland heute“ war KRAGES-Geschäftsführer Hubert Eisl. Im Gespräch mit ORF Burgenland-Moderatorin Elisabeth Pauer sagte er, dass er erwartet, dass die Gesamtzahl der Patienten im Spital nur mehr gering steigen werde. Mehr Sorge würde die Intensivbettenkapazität machen, so Eisl. Man sei im Ausstausch innerhalb der KRAGES-Spitäler, aber man sei auch in Verbindung mit den Spitälern in den Nachbarbundesländern, wie zum Beispiel der Steiermark. Man würde bereits, um die Situation bei dem Pflegepersonal zu verbessern, zur Unterstützung Kontakt mit Medizinstudenten, ehemaligen Mitarbeitern und Sanitätern des Roten Kreuzes aufnehmen.

KRAGES-Chef Hubert Eisl zur Lage in Spitälern

Österreichweit wird in den kommenden Tagen weiter damit gerechnet, dass die Zahl der Erkrankten, die Spitalsbehandlungen benötigen weiter steigen wird. Dazu ist KRAGES-Chef Hubert Eisl zu Gast.

„Situation ist sehr angespannt“

Die Situation in den burgenländischen Spitälern wird wegen der stark gestiegenen Anzahl an Coronavirus-Patienten zunehmend schwieriger – und das viel schneller, als erwartet. Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt etwa hatte geplant, Anfang dieser Woche eine zusätzliche – zweite – Covid-19-Station einzurichten. Tatsächlich musste die Eröffnung der Station um zehn Tage vorverlegt werden – und nun ist schon die dritte Station in Betrieb, sagte die Sprecherin des Spitals Carla Schmirl.

„Die Situation ist sehr angespannt – und das schon seit mehreren Wochen. Wir sind aus einem reduzierten Normalbetrieb in die zweite Welle hineingeschlittert, muss man sagen. Es gibt Hilfestellungen für die Mitarbeiter. Es gibt arbeitspsychologische Unterstützung, wohin sich die Mitarbeiter jederzeit wenden können – da sind insofern die Teamleiter sehr gefordert, weil sie schauen müssen, dass die Mitarbeiter gesund und psychisch stabil bleiben“, so Schmirl.

Intensivstation ,Eisenstadt, Barmherzige Brüder
Krankenhaus Barmherzige Brüder Eisenstadt
Die Intensivstation im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt

Mehr Intensiv-Pflegepersonal benötigt

Diplom-Gesundheits- und Krankenpfleger Johann Mörz ist Bereichsleiter der Intensivstation und der Covid-19-Überwachungsstationen im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt. Das Spital und er selbst sind am Limit, so Mörz. „Wir sind momentan an einem Punkt angelangt, wo wir kaum noch Beatmungsmöglichkeiten haben. Wir haben insgesamt 13 Beatmungsgeräte – diese sind voll im Einsatz. Das größte Problem ist jedoch Intensiv-Pflegepersonal zu bekommen. Das ist momentan nicht vorhanden“,sagte Mörz.

Corona-Intensivpatienten sind in der Regel ein bis zwei Wochen auf der Station, isoliert von der Außenwelt. „Den Patienten geht es grundsätzlich schlecht. Sie haben große Atemnot, wenn sie kommen. Es müssen viele Sauerstofftherapie bekommen, beziehungsweise beatmet werden. Natürlich haben die Patienten große Angst. Das Problem ist, dass eine Betreuung, wie wir sie sonst machen, nicht möglich ist, da wir den Kontakt in den Zimmern minimal halten müssen. Für jede Sache, wenn wir in das Zimmer gehen, müssen wir uns, ein- und ausschleusen. Dieser Einschleusungsprozess ist sehr aufwendig und für uns sehr wichtig, damit wir uns nicht selbst infizieren“,so Mörz.

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Diplom-Gesundheits- und Krankenpfleger Johann Mörz im Gespräch mit ORF Burgenland-Reporter Hannes Auer

Große Arbeitsbelastung

Die Arbeitsbelastung auf der Intensivstation ist immer hoch – seit Ausbruch der zweiten Coronavirus-Welle stieg sie auf das Zwei- oder Dreifache. „Alle Mitarbeiter müssen einen Mantel anziehen, eine Plastikschürze, doppelte Handschuhe, einen Atemschutz – wo man kaum Luft kriegt – Brillen und ein Gesichtsvisier. Mit dieser Ausrüstung gehen die Mitarbeiter dann in das Zimmer und müssen oft stundenlang im Zimmer bleiben. Wenn sie dann herauskommen sind sie völlig erschöpft“, sagte Mörz.

Eine erfolgreiche Behandlung der Infektion gelingt leider nicht bei allen. Manche Patienten sind am Ende so geschwächt, dass sie nicht mehr weiterleben wollen. „Wir hatten schon einige Patienten, die bei uns verstorben sind. Teilweise war es noch möglich, den Willen der Patienten zu erfragen – und dann haben wir uns von weiterer invasiver Therapie zurückgezogen“, so der Diplom-Gesundheits- und Krankenpfleger. Mörz bleibt nur der Aufruf an alle, sich an die Anti-Corona-Maßnahmen zu halten. Ein Appell, der für ihn viel zu häufig ungehört bleibt.